Die Schrift in Flammen
Alvinczy gerade neben ihm stand, bat er ihn sowie den kleinen Kamuthy, seine Sekundanten zu sein. Die Beauftragten suchten Abády in der Bibliothek auf und fragten ihn, was er mit dem »Na, na, na, pass auf« gemeint habe. Bálint antwortete, er wisse das jetzt nicht mehr so genau, doch habe er dies bestimmt wegen des Glases gesagt. Darauf wurde er gefragt, mit welcher Absicht er das getan, ob er »eine beleidigende Absicht« gehegt habe. Bálint erwiderte, er habe keinen Grund, Péter Kendy zu beleidigen. Die Beauftragten gaben sich damit zufrieden. Es schien, dass der Fall damit erledigt war. Es sollte aber anders kommen.
Die Außenstehenden führten am späteren Abend ihre Diskussionen weiter. Bogácsy war sehr unzufrieden. Er nahm es möglicherweise übel, dass man als Sekundanten nicht ihn benannt hatte. Im Verlauf der Nacht – Bálint war zu seiner Mutter nach Hause gegangen und nicht mehr zurückgekehrt – bildete sich die Meinung heraus, dass die Sache nicht beigelegt sei. Denn was heißt das schon, er habe »keinen Grund zu beleidigen«? Man kann jemanden auch ohne Grund beleidigen. Ein spitzfindiger, eines Winkeladvokaten würdiger Spruch. Die Ehre verlangt eine klare, aufrichtige Antwort. Man muss ihn abermals aufsuchen und eine neue Erklärung fordern. Ein Ja oder ein Nein. Das braucht es. Und alle waren einverstanden, denn Abády galt als ziemlich unpopulär. Es gab auch viele, die ihn um sein Vermögen beneideten. Man hielt ihn für hochnäsig und immer noch für einen von drüben, »von Ungarn«. Er sollte erfahren, dass man mit den Leuten hier nicht so umspringen konnte. Man musste es ihm zeigen!
Abonyi, dem Bálints Sache wunderlicherweise am Herzen lag, suchte ihn am Freitagmorgen in der Farkas-Straße auf. Er erzählte, was die Nacht zuvor beschlossen worden sei. Pityu Kendy verlange eine neue Erklärung.
»Haben die Sekundanten bei dir noch nicht vorgesprochen? Nach deiner korrekten Antwort ist das schon eine richtige Umstandskrämerei«, entsetzte sich der gute Tihamér.
Kaum hatte er dies gesagt, als man Major Bogácsy und Baron Egon Wickwitz meldete. In schwarzen Jacken, sehr feierlich, traten sie ein. Nachdem sie sich, Zwillingen gleich, nebeneinander gesetzt hatten, hob Bogácsy so an: »Mein Auftraggeber und junger Freund, Graf Péter Kendy, ist durch die ihm gestern erteilte Antwort nicht befriedigt. Vorläufig verlangt er nur eine Erklärung. Jedoch eine Erklärung deutlicher Art: Hegte Graf Abády eine beleidigende Absicht, ja oder nein?«
»Das habe ich gestern schon beantwortet«, sagte Bálint in abweisendem Ton. »Etwas anderes sage ich nicht und kann ich auch nicht sagen.«
»Dann sollen Sie, bitte, Ihre Sekundanten benennen«, sprach der Waisenamtbeisitzer mit sichtlicher Freude, und er schnellte, wie von einer Feder hochgeschleudert, vom Stuhl empor. Wickwitz ahmte ihn in allem nach. Bálint musterte die beiden spöttisch und zornig. Er fand es besonders humorvoll, dass Wickwitz, über den er durch Dinóra eine so schmutzige Geschichte kannte, nun als Ehrenwächter vor ihm auftrat. Statt einer Antwort wandte er sich an Tihamér: »Ich bitte dich, steh du mir bei und nimm dir noch jemand.«
Tihamér bereitete dies große Freude. »Das ehrt mich sehr, ich sage gern zu, doch wen soll ich als Zweiten wählen, wen wünschst du dir?«
»Ach, das ist ganz ohne Bedeutung. Vielleicht Gazsi Kadocsay oder beliebig irgendjemanden, den du gerade findest. Ich überlasse das ganz dir.«
Kendys Sekundanten verabschiedeten sich mit einer steifen Verbeugung. Abonyi eilte ihnen diensteifrig nach. Bálint blieb allein.
Was für eine dumme Sache, dachte er bei sich, und er schritt einige Male im Zimmer auf und ab.
Um die Mittagszeit stellte sich Abonyi wieder bei ihm ein. Er vertrete, berichtete er, den Standpunkt, dass sein Auftraggeber der Beleidigte sei. Dementsprechend stehe ihm das Recht zu, die Waffenart zu wählen. Die gegnerische Partei leugne aber, Bálint provoziert zu haben.
»Ich aber gebe nicht nach, bitt’ sehr, denn dein Interesse, wie ich gestern schon gesagt habe, bildet den ersten und wichtigsten Gesichtspunkt. Ich will eine Tätlichkeit feststellen lassen, verstehst du? Es geht um das gewisse Glas! Folglich fordere ich Pistolen, denn der ›Code Duverger‹, nicht wahr, bitt’ sehr, legt das klar fest. Von Säbeln könnte man höchstens reden, wenn der Kugelwechsel ergebnislos sein sollte. Aber die anderen wollen das nicht akzeptieren. Weißt du nun, bitt’ sehr,
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