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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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zuerst die uralte Pappel besucht, du weißt, am Rand der Kleinwiese, und von dort bin ich zur alten Furt hinüber.«
    »Die hat, wie ich höre, das Hochwasser zerstört … Und das ist schade, weil es doch bequemer war, wenn … wenn ich Ázbej oder sonst jemanden nach Lélbánya schickte«, sagte Frau Abády, »dort hinüber ist es viel kürzer als der Umweg über die Brücke von Hadrév. Auch für dich, wenn du in deinen Wahlkreis wolltest, so im Sommer … mit dem Wagen oder auch mit dem Reitpferd«, fügte sie listig hinzu.
    »Stimmt, so wären es nicht mehr als zwanzig bis fünfundzwanzig Kilometer«, stimmte Bálint bei. Die Mutter wartete, ob er Marosszilvás erwähnen würde, aber der Sohn setzte nichts hinzu.
    Frau Róza versuchte nun, zum Thema von einer anderen Seite her zurückzukehren: »Ich habe für dich drei Pferde zureiten lassen. Du kannst dich getrost auf sie setzen, sie laufen sehr gut. Eines ist der ›Fényes‹, du kennst es noch vom letzten Jahr, aber der ›Borostyán‹ und der ›Perdíts‹ sind erst heuer unter den Sattel gekommen. Sie sind auch schon sehr gut dressiert …«
    »Danke, Mama. Morgen werde ich mit ihnen ausreiten.«
    »Es wäre ganz gut, wenn sie einmal anstelle der Übungsbahn eine längere Strecke meistern müssten. Das trägt stark zur Entwicklung der Muskeln bei …« Und Frau Abády begann mit ausführlicheren Erklärungen über Einzelheiten der Pferdedressur: wie sich die langsame, mehrstündige und wie die rasche und kurze Arbeit auswirke, wie man die beiden Methoden abwechselnd anwenden müsse. Sie sprach gern über derartiges, da sie fühlte, dass sie davon wirklich viel verstand, in Tat und Wahrheit aber redete sie jetzt so viel, damit der Sohn von ihrer Absicht nichts bemerkte.
    Als sie nach dem Frühstück in dem nun schon warmen, wunderbaren Sonnenschein hinunterspazierten, um die Stuten und Fohlen zu besichtigen, war sie immer noch dabei, das Thema abzuhandeln.

II.
    Einige Tage waren vergangen. Friedliche Tage. Bálint ritt am Morgen aus, frühstückte mit der Mutter und unternahm hernach mit ihr einen Spaziergang. Um die Mittagszeit schlief er ein wenig, nach dem Mahl unterhielten sie sich, später fuhren sie mit der Kutsche in den Park oder zum Gut, besuchten das Gestüt auf der Sommerweide oder besichtigten die Rinderherde, dann folgten wieder Spaziergänge; ein Plan zur Verschönerung des Gartens fand sich immer, Kleinigkeiten, die aber für sie beide wichtig waren: Hier müsste man zwei Rosskastanien mit roten Blüten pflanzen, dort wiederum einen Sadebaum – »Ja, das wäre schön. Und dort drüben müsste man die neuartigen Canna-Pflanzen setzen, wenn der Gärtner sie bis zum Frühjahr vermehrt.« Friedliche Tage, obwohl in Bálint die Besonnenheit und das Begehren immer noch im Widerstreit lagen. Noch behielt die Klugheit die Oberhand. Nein! Er fährt nicht nach Almáskő. Jawohl, Marosszilvás wird er besuchen, daselbst übernachten, von dort den Weg nach Lélbánya nehmen und bei der Rückkehr erneut in Dinóras Haus haltmachen. Auf dem Hinweg wird er es besprechen und auf dem Rückweg … auf dem Rückweg vollenden. Dann geht diese dumme Unrast vorbei!
    So sein Beschluss. Als er beim Nachtessen der Mutter mitteilte, dass er seinen Wahlkreis besuchen wolle, stimmte sie gern zu: Möge er zur Reise ihre Pferden nehmen. Zur Bedingung machte sie einzig, dass er die Pferde nicht im Verschlag eines Gasthauses, sondern im sauberen Stall eines Bekannten oder Grundbesitzers, am besten in einem Kuhstall, unterbringen solle, damit sie nicht etwa eine Krankheit nach Hause brächten.
    Nach einer reichlichen Zehnuhrjause machte er sich, von einem Pferdeburschen begleitet, gegen Mittag auf den Weg. Sie durchquerten den großen Auwald, die neue Aranyos-Furt und im Überschwemmungsgebiet eine Heuwiese, die jenseits des Flusses noch zu ihrem Gutsbesitz gehörte, dann folgten sie der Reihe der Akazien, die neben dem Feldweg zum Bahndamm führte. Der Boden fühlte sich angenehm federnd an, er war nicht mehr kotig aufgeweicht, aber noch nicht verhärtet. In langsamem Galopp ritt Bálint vom Aranyos bis zur Landstraße. Auf den sandigen Seitenstreifen konnte man hier ebenso traben. In kaum einer Stunde langten sie schon in Marosszilvás an.
    Dickicht in der Länge von einigen hundert Metern zeichnete sich hinter der waagrechten Linie der üppigen, dunkelgrünen Maisfelder ab: der Rand von Frau Abonyis Garten. Bálint schaute nach rechts. Dort weiter einwärts, an der

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