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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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ihm nur dazu, dass uns deutsche Offiziere herumkommandieren, diese Knechte des österreichischen Kaisers, dass sie hier unter uns herumpoltern … dass sie die ungarische Jugend in Ketten legen!«
    Es klang etwas gewaltig Aufwieglerisches in seiner Stimme. Er war gerade hier angelangt, als vom Hauptplatz her eine Droschke einbog und auf die Menge zuhielt. Dann verlangsamte sie die Fahrt und blieb stehen. »Hopp! Hopp!«, rief der Kutscher, doch die Menschen zeigten wenig Lust, aus dem Weg zu gehen, sie begannen vielmehr zu murren. Eine stattliche, braunhaarige Frau saß in der Droschke, mit einem Offizier in dunkelblauer Bluse neben sich: Frau Sára Lázár, geborene Donogán, und Wickwitz.
    Cseresnyés erblickte die Ankömmlinge: »Seht ihr! Die Armee will die heilige Beratung des Volks bereits stören!« Und er zeigte auf Baron Egon. Drohende Gesichter wandten sich der Kutsche zu. Das Gefährt war schon umringt. Der Kutscher kriegte es mit der Angst. Wickwitz umklammerte den Griff seines Säbels; sollte es so weit kommen, würde er ziehen; »des Kaisers Rock« litt nicht Schimpf und Schande. Doch noch rührte er sich nicht. Frau Lázár hingegen sprang auf, sie warf den Schleier, den sie gegen den Staub trug, auf ihrem Kopf zurück, und sie richtete sich ihrer ganzen Länge nach auf.
    »Was geht hier vor?«, rief sie in ihrem Befehlston. »Bringt man einem ungarischen Husaren keinen Anstand mehr entgegen? Schämen Sie sich!« Und da sie den Redner auf der Bank erkannte, schrie sie ihn an: »Hören Sie, Sie Cseresnyés! Statt hier Possen zu reißen, täten Sie besser dran, mit meinem Geld abzurechnen, das ich Ihnen neulich für den Kauf eines Kalbs anvertraut habe!«
    »Küss die Hand!«, grüßte Cseresnyés, verbeugte sich mehrmals und sprang von der Bank hinunter. »Ich wollte gerade bei Ihnen vorbeikommen, gnädige Frau! Wirklich, einzig darum bin ich in aller Eile in die Stadt gereist …«
    »Na, es ist auch Zeit! Und Sie, gute Leute, machen Sie Platz, denn ich habe zu tun.«
    Viele unter den Hóstátern kannten Frau Lázár. Sie stand in Ansehen, galt als eine arbeitsame und geschickte Frau, die ihr Gut selber führte. Die Landwirte trafen sie oft auf den Heuwiesen oder dem Markt, wo sie sich mit ihnen gern auf Gespräche einließ.
    Einige Hóstáter vertrieben nun die Leute, die auf der Straße herumstanden, während andere sich Cseresnyés zuwandten.
    »Was reißen Sie hier das Maul so auf?«, sagten sie und traten mit bedrohlicher Miene näher an ihn heran. Cseresnyés machte nicht mehr viele Worte. Ein Augenblick, und schon nahm er Reißaus.

    Wickwitz umgarnte diese schöne armenische Frau nun schon seit zwei Monaten. Frau Lázár hatte ihn herzlich empfangen. Für sie war das nicht ungewöhnlich, denn viele machten ihr den Hof, und was das Leben Gutes anbot, das nahm sie gern an, sie galt nicht als Kostverächterin. Sie war eine schöne, großgewachsene Frau, breitknochig und voller Kraft, vom Typ der Venus von Milo, mit kleinem Kopf und mächtigen Gliedern. Eine gesunde Röte bedeckte ihre braune Haut, über ihren roten Lippen zeichnete sich ein leichter schwarzer Flaum ab, ebenso entlang dem Kieferknochen. Ihr ganzes Wesen strahlte Stärke und Wohlbefinden aus. Die großen rußfarbenen Augen blickten strahlend wie schwarze Diamanten zwischen den Wimpern, die so dicht waren, als ob man sie mit Kohle nachgezogen hätte. Sie war klug. Seit dem Tod ihres Mannes vor zehn Jahren führte sie ihr Gut selber und tat dies besser als die meisten Männer. Ihr Sohn besuchte zusammen mit Zoltánka Milóth das Gymnasium.
    Die Frau war in der Tat begehrenswert und reich. Sie besaß zweitausend Joch Boden hier in der Nähe von Klausenburg. Und gewiss hat sie auch beiseitegelegtes Geld, sagte sich Wickwitz. Es ist klüger, diese zu heiraten, das wird sich leicht geben. Sie hatte ihn ja so schon angenommen. Die Sache mit Judith? … Die ginge mit etlichen Komplikationen einher! Deshalb hatte er zuletzt Judith einen mit lauter Entsagung gefüllten Brief geschrieben. So in der Art von »ich bin ohnehin nicht würdig …« und »es wäre gewissenlos, Sie an mein trauriges Schicksal zu ketten …« Es war ein guter, ein verführerischer Brief; er rechtfertigte ihn selber, wenn er sich einer anderen Frau zuwandte, zerriss aber das Band zwischen ihnen nicht. »Man kann ja nie wissen.« Es war ein guter Brief, und er hatte ihn durch den kleinen Zoltánka, der in dieser Liebesaffäre zwischen seiner Schwester und dem

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