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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Witwe«. Alle machten sich auf den Weg hinaus. Einige Paare drehten sich bereits. László Gyerőffy blieb in der Salonmitte stehen. Dodó trat zu ihm.
    »Es war sehr schön, was Sie gespielt haben. Diese Leute hier konnten nicht folgen, aber ich doch … mir hat es sehr gefallen … interessant … und … und auch neu.«
    Mit ihren glänzenden Rehaugen blickte sie dem jungen Mann ins Gesicht. László winkte verzagt ab: »Es war eine Dummheit, hier damit einen Versuch zu machen.«
    Und erfreut über die einzige Anerkennung, setzte er auseinander, wie schwer es sei, die neueren Harmonien zu begleiten.
    Auch Frau Abonyi hatte die Fensternische verlassen. Wickwitz eilte hinter ihr in den Ballsaal hinaus. Die Frau wurde beim Anblick Bálints fröhlicher gestimmt.
    »Tanzen Sie mit mir«, wandte sie sich im Befehlston an ihn und lehnte sich an seine Schulter. Als sie hinausgingen, sprach sie ihn flüsternd mit dem alten Kosenamen an, den sie dem einstigen Bálint gegeben hatte: »Kleiner Junge!« Sie sagte das mit der früher so vertrauten, streichelnden Stimme. Der Mann drückte ihre schmale Hand erinnerungsschwer, seine Augen blieben aber kalt. »Oh, ich will gar nichts«, fuhr die Frau fort, als wollte sie ihn beruhigen, »ich freue mich bloß, dass ich Sie sehe … kleiner Junge!«
    Sie drehten sich wortlos im Takt. Bálint umfing den bekannten schlanken Leib ein wenig fester, und sie schmiegte sich mit Hingabe an ihn. So tanzten sie lange. In der hinteren Ecke, wo sich gerade niemand aufhielt, blieb dann Dinóra unerwartet stehen. Eine Art alter Dankbarkeit glänzte in ihrem Blick. »Hören Sie, Bálint, wenn Sie in Dénestornya sind, kommen Sie doch bei Gelegenheit herüber zu mir, nach Marosszilvás. Den Weg, nicht wahr, den kennen Sie noch?«, fragte sie mit etwas Koketterie. »Ich möchte Sie in einer Sache um Rat fragen. Oh, es ist ernst. Eine sehr ernste Angelegenheit. Und ich weiß: Sie sind mein Freund geblieben.«
    »Eine ernsthafte Angelegenheit? Nun, wenn es so ist, dann komme ich.«
    »Sehr ernsthaft«, beteuerte Dinóra mit liebenswert gespielter Wichtigtuerei. Und dann gewann ihr leichtfertiges Wesen die Oberhand, die weißen Zähne im Kussmund blinkten, und in Blitzeseile strich sie über die Wange des Jünglings. Dann lachte sie über die eigene Kühnheit. Und: »Auf Wiedersehen!«, rief sie zurück, während sie in betonter Damenhaltung davonschritt. Gleich ergriff sie ein Tänzer, und sie entschwand in dessen Armen.
    Bálint entsann sich der Bemerkungen Dodós. Er suchte das Mädchen. Sie saß wieder allein. Er nahm sie mit zum Tanz. Sie tanzte tatsächlich ausgezeichnet, sehr aufmerksam, wie eine eifrige Schülerin, die auf die Absichten des Herrn Lehrers bereits achtet, bevor er sie ausspricht. Dabei tanzte Bálint »Links-links« mit ihr, schritt mit ihr links durch den Saal vorwärts und drehte sie dabei links, gemäß dem neuesten Wiener Bostonschritt; sie folgte trotzdem ausgezeichnet. Sie tanzten lange Walzer, denn der »Herr Lehrer« wollte auf diese Weise seine Zufriedenheit bezeugen. Schließlich trennten sie sich.
    Es war heiß im Saal. Die Fenster hielt man alle geschlossen wegen der Kerzen im Leuchter, die beim kleinsten Windhauch alles mit schmelzendem Wachs bestreuten. Bálint meinte, es werde ihm wohltun, draußen auf der Terrasse etwas frische Luft zu atmen. Er trat hinaus.

    Die unerwartete Schönheit, die sich jetzt in der Vollmondnacht vor ihm entfaltete, ergriff ihn, schlug ihm beinahe entgegen wie ein jäh erschallender Ruf. Ihm schien, da er aus dem gelben Dampf des Ballsaals auf die Terrasse hinaustrat, als umgebe ihn eine azurblaue Feenwelt, die am Horizont ihre unwirklichen Zauberkulissen entrollt hatte. Da gab es weder eine Entfernung noch eine Nähe, keine Senke und keine Erhebung, in dieser Welt war alles ohne Maß und Tiefe auf einer einzigen, auf derselben Ebene dargestellt, das Beleuchtete ebenso wie der Schatten. Die zerfließenden Formen des Laubs der Linde nebenan, in der gleichen Reihe die glänzenden Kanten der Dachziegel der kleinen Burgbastei, die hinter der Schanze heraufragenden, unbewegten und doch zitternden Blätter der Birken, die sich am Nachthimmel ohne Konturen verloren, gleich wie die Krümmung der ineinander übergehenden Wiesen dort gegenüber an den fernen Hügelflanken (die eine oder andere vom Wasser ausgewaschene Kluft trat irgendwie doch näher heran) – all dies ergab ein einziges, zu einer riesigen Tapete verwobenes Bild, einen von

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