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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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das Gespräch darauf. Er wisse wohl, dass es keine Möglichkeit gebe, etwas daraus vorzulesen, geschehen könnte das nur zu dieser Nachtzeit, und lange setzte er auseinander, wie nötig es für seine Arbeit wäre, sie laut vorzutragen – er selber brauche das zur kritischen Einsicht! –, bis er die Erlaubnis erhielt, auch die nächste Nacht herzukommen. Diesem Ziel zuliebe machte er diesmal keinerlei kühnen Versuche. Selbst als er sie küsste, achtete er darauf, keinen Verdacht zu erwecken und Adrienne nicht zu erschrecken. Erst beim Abschied nahm er sich mit tiefer dringenden Küssen und festeren Umarmungen einige Freiheiten … »Das bisher Erreichte darf man nicht außer Praxis setzen«, sagte der in ihm steckende Tierbändiger.
    Wie unwahrscheinlich das Leben ist!, dachte er, als er in der Finsternis auf dem holprigen Uferweg heimwärts ging. Kein Mensch, der wüsste, woher ich komme, würde glauben, dass ich nicht der Liebhaber dieser Frau bin. Dabei weiß nur Gott allein, wann ich sie einmal wirklich bekomme!

VI.
    Nach Bálint kam, von Nagyvárad her, auch Gyerőffy in Klausenburg an, verbitterter denn je. Er hatte dort einen Wucherer besucht, Herrn Blau, der sich Privatbankier nennen ließ. Es war der gleiche Blau, bei dem die Wickwitz-Abonyi-Wechsel lagen. László versuchte, von ihm die 86.000 Kronen zu erhalten, mit denen er Fannys Perlen hätte auslösen können. Bisher hatte er gehofft, dass einige dicke Kartenpartien ihm das Geld einbringen würden. Dies misslang. Zwar gewann er gelegentlich eine bedeutende Summe, sie machte aber nie auch nur die Hälfte des Benötigten aus, und tags darauf ging sie größtenteils wieder verloren; den Rest verschlang die kostspielige Lebensführung, an die er sich gewöhnt hatte. Bei seinen Gläubigern in Budapest hatte er schon vorgesprochen. Sie schenkten ihm kein Gehör. Unter allerlei Vorwänden schlugen sie ihm seine Bitte ab. Sie nannten einzig den wahren Grund nicht, nämlich dass sie von Lászlós hohen Spieleinsätzen und seiner Trunksucht wussten. Einer seiner Bekannten in Bihar hatte den Nagyvárader Winkelbankier erwähnt, er unternahm also bei ihm einen Versuch.
    Doch ein Ergebnis blieb auch hier aus und sollte für immer ausbleiben. László ergriff geradezu die Flucht.
    Folgendes war geschehen. Der »Herr Bankier« erklärte zu Beginn des Gesprächs, er leihe ungern auf eine Unterschrift Geld, und er empfahl László, sich einen Bürgen zu besorgen, irgendjemanden von seinen Bekannten. Dann begann er sich nach Lászlós Freunden und der Siebenbürger Gesellschaft zu erkundigen. László glaubte, er wolle sich über seine Beziehungen ins Bild setzen. Er gab bereitwillig Auskunft, und dies umso mehr, als Herr Blau die Rolle des wohlgesinnten Financiers sehr gut spielte und einen kultivierten Eindruck hinterließ. Blau indessen näherte sich auf solche Weise nur dem Gegenstand, um den es ihm ging. Die Sache mit den Dinóra-Wickwitz-Wechseln bereitete ihm Sorgen. Er bereute unterdessen sehr, bei dieser Geschichte mitgemacht zu haben. Er hatte Frau Abonyi bereits etliche Briefe geschrieben, jedoch nie eine Antwort erhalten. Baron Egon wiederum hielt ihn ewig hin. Was also tun? Sollte er gegen Dinóra einen Prozess einleiten oder den Oberleutnant anzeigen? Beides versprach Ungemach, es würde Lärm geben, und Lärm ist schädlich. Für eine solche Lösung entschied man sich nur im äußersten Fall! … Er überlegte also: Dieser Graf Gyerőffy könnte sich vielleicht diskret einschalten und der Frau klarmachen, dass sie bezahlen solle, sie ist ja reich genug. Oder dem Offizier erklären, dass ihm ein Skandal drohe. Aus diesem Grund nahm er nach viel Schmeichelhaftem über die Kavaliernatur des Herrn Grafen Dinóras Wechsel hervor und zeigte sie ihm. Dies zeitigte ein unerwartetes Ergebnis. László starrte wie versteinert auf die Unterschriften. Die Angelegenheit von Fannys Perlen wurde ihm jäh in neuer Schärfe bewusst. Auch er war so niederträchtig, auch er ließ sich auf dieselbe Art wie »Bikfic« durch eine Frau aushalten, auch er war so tief gesunken. Und er meinte auch sich selber, als er leise, aber wütend ausstieß: »Was für ein Schurke! Was für ein niederträchtiger Schurke!«
    »Was ist? Die Unterschrift der Gräfin ist doch nicht etwa gefälscht?«, entsetzte sich Blau erschreckt, doch László beantwortete keine Frage mehr, er nahm den Hut und rannte davon, wie von Sinnen.

    Zwei Tage vergingen, zwei unbewegliche Tage, an denen nichts

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