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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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unbegründeten Widerstand des Mädchens hätte erklären können: »Sag einmal! Bist du vielleicht verliebt? … Denn ich verstünde nur dann …«
    »Oh! Keineswegs, Mama! Wo denken Sie hin!«, antwortete Klára hastig, und fügte, um die verdächtig schnelle Antwort wiedergutzumachen, langsamer hinzu: »Aber ich möchte mich nicht … ich könnte mich nicht entscheiden, nicht jetzt, nicht so plötzlich. Das ist, nicht wahr, doch eine große Entscheidung!«
    »Natürlich brauchst du dich noch nicht zu entscheiden. Natürlich. Aber selbst bis es so weit ist, musst du dich mit ihm befassen, ihn ein wenig auszeichnen, ihn dir warmhalten. Es ist vielleicht überflüssig, dir beizubringen, dass er sich dir erst erklären wird, wenn du es willst. Das liegt einzig an uns Frauen.« Und sie lachte leise, mit weiblicher Überlegenheit. Dann erhob sie sich. Sie trat zur Stieftochter und umarmte sie. Ihre Stimme wurde warm und streichelnd: »Schau, Klärchen! Ich will nur dein Bestes, wenn ich dir das alles sage. Man muss auch in Rechnung stellen, dass du ein solches Glück nicht gleich wieder findest. Die jungen Männer heiraten heutzutage nicht leicht, sie sind schon sehr schlau geworden … und wenn du dir den entgehen lässt! … Du bist schon mehr als dreiundzwanzig Jahre alt, Zeit für dich zum Heiraten. Oder ist es nicht so, Klärchen?«
    Aus ihren letzten Worten, die sie schleppend artikulierte, sprach die Scharfsicht der wissenden Frau. Dazu lachte sie auch leise, doch vielsagend. Das Mädchen errötete tief, gab aber keine Antwort.
    »Nun, du versprichst, nicht wahr, dass du dich mit ihm abgibst.«
    »Gut, ich verspreche es.« Und Klára küsste die weiche, runde Hand. Von der Tür wandte sie sich zurück: »Ich verspreche aber nur so viel. Nur so viel, nicht mehr!« Und sie ergriff die Klinke.
    »Auch dein Vater wünscht das alles sehr, ja sehr!«, rief ihr Frau Kollonich nach.
    Das Mädchen ging hinaus. Der letzte Satz, den sie vernommen hatte, machte für einen Augenblick das ganze Ergebnis der langen Verhandlung zunichte. Dies darum, weil sie sehr wohl wusste, dass ihr Vater stets nach dem Willen der Mutter handelte, und die langjährige Erfahrung sprach dafür – zuletzt auch die Wiener Gardenparty –, dass immer nur das geschah, was die Stiefmutter beschlossen hatte. Ebenso wusste sie, dass der Vater entsetzlich in Wut geraten konnte, wenn sie sich dem widersetzte, was er für seinen eigenen Willen hielt.
    Warum gleich die Drohung mit Papa?, sagte sie sich, und sie stieg in rebellischer Stimmung die Treppen hinunter. Unten angelangt, war sie aber schon zum Schluss gekommen, dass sie schließlich nichts anderes versprochen habe, als die Werbung des Principe ein wenig zu honorieren. Damit bände sie sich keineswegs, das wäre kein Vergehen – nein! –, sie würde sich gegen niemanden versündigen. An diesem Tag flirtete sie ein bisschen mit ihrem Anbeter, und während der folgenden Tage war sie bei der Treibjagd wiederholt seine Partnerin. Weiter aber ließ sie die Sache nicht gedeihen.

V.
    Bálint saß am Nachmittag des dritten Jagdtags am Rande einer Remise. Es war ein eher ruhiger Stand. Man hatte ihm zumeist solche Orte zugeteilt, weil er doch ein naher Verwandter – Cousin der Hausherrin im zweiten Grad – und ein nur mittelmäßiger Schütze war, der folglich keinen Anspruch auf einen wildreichen Stand erheben konnte; dafür wünschte man von ihm auch nicht, die »Ehrengäste zu unterstützen«.
    Stille umgab ihn. Obwohl die Treiber in der Ferne mit ihren angeketteten Holzbällen und knatternden Brettern heftig polterten, flog auf dieser Seite nichts auf; das Heer der Fasane strömte nach drüben, wo eine Knallerei im Gange war, als schlüge man eine Schlacht. Hier schlich im Busch nur der eine oder andere alte und weise Hahn herum, der, neunmalklug, durch Erfahrung schon gelernt hatte, dass man nie in die Richtung fliehen darf, in die man getrieben wird, und dass es am sichersten ist, den Boden niemals zu verlassen. Zwei oder drei trieben sich vor Bálint herum, sie äugten aus dem Dickicht, streckten ihren smaragdgrünen Hals und warteten auf die beste Gelegenheit, sich in raschem Lauf ins gegenüberliegende Buschwerk zu retten. Bálint war auch sonst kein ehrgeiziger Jäger, jetzt aber bereitete es ihm Freude, in Ruhe nachdenken zu dürfen.
    Slawatas Mitteilungen bei der Kutschenfahrt zwei Tage zuvor hatten ihn sehr verstört. Jedes Mal, wenn er seither allein geblieben war, meldeten sich die

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