Die Schuhliebhaberin - Moore, M: Schuhliebhaberin
gehört. Dann wurde er abgetrennt, indem man einfach eine Korkwand einzog.« Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern. »Nur Paul und Rupert benutzen den Raum bis heute. Und es gibt eine Stelle, wo man hineingucken kann.«
»Sprich weiter.«
»Als ich gesehen habe, dass sie nicht an ihren Plätzen sind, habe ich durch das kleine Guckloch in der Wand geschaut. Paul und Rupert sind in dem Lagerraum – und sie küssen sich.«
Amanda nickte. »Während der Arbeitszeit.«
»Oh!« Nolas gute Laune war schlagartig wie weggeblasen. Sie war so sicher gewesen, dass Amanda an ihrer Geschichte Gefallen finden würde.
»Ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist. Was haben sie noch gemacht?«
»Nichts sonst. Also, nicht viel. Oh, Ms Amanda! Ich wollte die beiden doch nicht in Schwierigkeiten bringen!«
»Das wollen wir doch mal sehen«, sagte Amanda. Sie stand auf und strich ihren Rock glatt. »Ich bin gleich zurück. Du machst dich derweil wieder an die Arbeit.«
Dank Nolas freigiebiger Beschreibung fand Amanda problemlos das Guckloch. Sie spähte in die Dunkelheit des Lagerraums dahinter, in dem kein Licht brannte. Oh ja, da war Paul. Er war der Größere von beiden, wenngleich er Rupert nur um wenige Zentimeter überragte. Jetzt sah sie auch Rupert. Er schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht hören, was er sagte, aber obwohl er anscheinend Nein sagte, kam er näher und küsste Paul.
So standen sie beisammen, die Arme hingen herab, während sie sich gierig küssten. Amanda fragte sich, wie lange sie weiterhin den Mund des anderen verschlingen konnten, ohne einander berühren zu wollen.
Paul war der Erste, der die Hand hob und Ruperts Wange streichelte. Daraufhin erschauerte Rupert am ganzen Körper.
Dann waren seine Hände plötzlich an Pauls Schritt, und er begann, an seinem Gürtel zu zerren. Ungeschickt versuchte er, ihn zu öffnen.
Oh Gott. Zuerst war sie irritiert gewesen, aber jetzt erkannte sie, dass sie in Wahrheit eifersüchtig war! Als die beiden Männer ihrer Gnade ausgeliefert waren, während sie gefesselt und mit verbundenen Augen auf den Bürostühlen gesessen hatten, hatte sie absichtlich dafür gesorgt, dass die beiden Männer nichts miteinander machten. Obwohl es ja durchaus möglich gewesen wäre, ihren eigenen Umschnalldildo durch einen richtigen Schwengel zu ersetzen. Sie hatte darauf verzichtet, weil sie gefürchtet hatte, die Männer zu etwas zu drängen, wofür sie noch nicht bereit waren. Und jetzt das! Sie hungerten ja geradezu nach der Berührung des anderen!
Paul legte seine Hand auf Ruperts. Er machte einen Schritt zurück und öffnete selbst seine Hose und nickte stumm, damit Rupert seinerseits dasselbe tat. Obwohl die weißen Hemden Amandas Sicht behinderten, wusste sie, dass beide Ruten hart waren. Sobald beide Männer sich wieder aufrichteten, standen sie nah voreinander. Wie Gegner – gleich starke Gegner. Oder zumindest wie Gleichgesinnte.
So musste es sich auch für die alten Griechen angefühlt haben, wenn sie sich der Knabenliebe hingegeben hatten. Nicht Perverses oder Böses verband sie, nur dieses Gefühl, unter Ihresgleichen zu sein. Wie es auch für Meg und sie gewesen war.
Sie blinzelte. Rupert und Paul küssten sich jetzt wieder. Schüchtern und liebevoll wie Mädchen. Zugleich begaben sich ihre Hände auf Wanderschaft, und beide packten nach der Unterhose des anderen. Hände verschwanden in Hosen, und kurz umfassten sie einander so zärtlich, so intim, dass Amanda von ihrem Guckloch aufsah.
Wie hätte es ihr denn gefallen, wenn jemand heimlich dabei zugesehen hätte, wie Meg und sie einander liebten? Und wenn diese Person ihr Chef gewesen wäre?
Auf ihrem Weg zurück ins Büro winkte sie Nola, ihr zu folgen. Das dumme Mädchen sah aus, als habe es geweint.
»Hör auf zu heulen. Sie sind nicht in Schwierigkeiten.«
»Echt nicht? Ich dachte ...«
»Ich bezahle dich nicht fürs Denken.« Hastig korrigierte sie sich. »Okay, natürlich bezahle ich dich auch fürs Denken. Aber du musst nicht jede meiner Handlungen vorhersehen. Diese beiden Jungs – diese jungen Männer – arbeiten hart genug für mich. Wenn sie ein paar Augenblicke für sich sein wollen, dürfen sie das.«
»Das habe ich auch gedacht. Ich meine, also ... Was ich gedacht hätte, wenn ich denken sollte.«
»Du sollst doch denken, Nola. Ich habe das falsch ausgedrückt. Und jetzt mach dich wieder an die Arbeit. Kein Wort zu den beiden, verstanden? Wenn sie uns davon erzählen wollen, werden
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