Die Schuhliebhaberin - Moore, M: Schuhliebhaberin
Dramatisches verliehen. Einige einzelne Scheinwerfer bewegten sich hin und her, was an die Beleuchtung in einem hippen Club erinnerte. Schließlich kauften die jungen Frauen diese aufregenden Schuhe vor allem, um sie in Tanzclubs und Bars zu tragen.
Der erste Container mit neuer Ware würde schon in zehn Tagen eintreffen. Paul war in Paris, um die Auswahl und das Verladen des Containers zu überwachen, damit die Fracht so entladen werden konnte, dass die vier Läden nacheinander reibungslos beliefert werden konnten. Es würden weitere Lieferungen folgen, mit denen die anderen Filialen aufgefüllt wurden, sobald der Ausverkauf dort beendet war.
Es gab immer noch viele Entscheidungen, die täglich getroffen werden mussten. Paul wollte als Lockangebot Strumpfware anbieten, damit die jungen Frauen in den Laden strömten. Amanda hatte noch nicht entschieden, ob sie Filiale Nr. 22 nach der Neuorganisation der Kette schließen wollte oder ob der Laden als Outlet bestehen bleiben könnte.
Rupert wollte außerdem eine Filiale eröffnen, die sich auf extremeres Schuhwerk spezialisierte: zehn Zentimeter hohe Plateauschuhe, Overkneestiefel aus Latex und Sandalen mit Riemchen, die mit einem Schloss verschlossen wurden – versautem Kram eben, der Fetischliebhaber anlockte. Wenn er einen oder zwei Lieferanten finden konnte, wollte er gern auch Schuhe bis Größe 14 anbieten, die dann für Transvestiten und Transsexuelle interessant wären. Das alles klang sehr spannend, aber dieses Experiment müsste erst auf finanziell sicheren Füßen stehen, ehe Amanda bereit war, darauf einzusteigen. Es wäre vermutlich teuer, ein Ladengeschäft in der richtigen Gegend zu finden und anzumieten.
Natürlich wäre das alles völlig umsonst, wenn Sophie Sharpe sich auf der Aktionärsversammlung durchsetzte. Oder nicht? Es wäre nur ein schwacher Trost, aber Amanda musste trotzdem lächeln, als sie sich vorstellte, wie diese verfluchte Schlampe sich inmitten eines Mahlstroms der Veränderungen wiederfand und sie diese Veränderungen samt und sonders nicht verstand. Amanda war sich ziemlich sicher, dass diese sauertöpfische Kuh sofort nach der Übernahme zuerst Rupert, Paul und Nola feuern würde, und dann wäre niemand mehr da, der ihr erklären konnte, was gerade vor sich ging.
Amanda verließ ihr Büro und trat an Nolas Schreibtisch. »Jetzt ist der richtige Moment für den Anruf, über den wir gesprochen haben«, sagte sie. »Bist du bereit?«
»Sie können sich auf mich verlassen«, versicherte Nola ihr. Sie nahm das Telefon und drückte mit besonderer Sorgfalt die Tasten. Als sich ihr Gesprächspartner meldete, sagte sie: »Ms Sharpe? Ich bin’s, Nola von Forsythe Footwear.« Die junge Frau grinste Amanda schief an. »Ja, Nola, die Empfangsdame, erinnern Sie sich? Rosa Haare, hübsch, sehr kurze Röcke, die Ihnen immer missfallen haben.«
Sie nickte, als Sophie antwortete. »Ihr Name steht nicht auf der Liste, Ms Sharpe, und da sollte er doch stehen, oder?« Sie machte eine Pause. »Welche Liste? Ach, die Liste, die Ms Garland mir gegeben hat. Ich sollte jeden darauf anrufen.«
Sie runzelte die Stirn und verdrehte die Augen in Amandas Richtung. »Die Liste der Aktionäre natürlich, Ms Sharpe.« Pause. »Warum ich die Aktionäre anrufe? Also, sind Sie sicher, dass Sie auf der Liste stehen sollten? Ich würde Ms Garland nur ungern ...« In Amandas Richtung formte sie die Worte: »Oh, und wie verdammt sicher sie ist, dass sie auf die Liste gehört.«
Amanda lächelte nachsichtig und wartete, während Nola versuchte, Sophies Strom aus wüsten Beschimpfungen zu durchbrechen.
»Also, was die Aktionärsversammlung betrifft, ist es so«, fuhr Nola schließlich fort. »Der Termin wurde vorverlegt, und ich sollte das jedem Aktionär mitteilen. Keine Ahnung, wieso Ihr Name nicht auf der Liste steht. Sie sind schließlich Inhaberin eines großen Aktienpakets, das weiß doch jeder hier.«
Sie nickte und zwinkerte Amanda zu. »Sie können sich also denken, wieso? Echt? Ms Amanda ist eine was?« Ihre Augenbrauen schossen hoch. »Na ja, wenn Sie da so sicher sind ...« An Amanda gewandt hauchte sie lautlos: »Verdammt sicher!«, und musste fast lachen.
Amanda blickte sie streng an, woraufhin Nola sich aufrichtete. »Also gut. Die Versammlung ist natürlich immer noch am selben Ort, aber sie ist eine Stunde früher. Halb zwei statt halb drei. Nein, ich frage das nicht Sie, ich beantworte Ihre Frage.« Sie verdrehte wieder die Augen. »Ja, ich
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