Die Schuhliebhaberin - Moore, M: Schuhliebhaberin
Brust. »Ich treffe keine Einkaufsentscheidungen. Ms Sharpe entscheidet, was wir ans Lager nehmen.«
»Da bin ich aber froh, dass Sie das Thema ansprechen, Mr Dumphries. Was genau machen Sie denn, außer dass Sie spät zur Arbeit kommen, lange Mittagspause machen und früh wieder gehen?«
Er richtete sich kerzengerade auf und drohte ihr mit dem Finger. »Ich muss schon sagen, Sie sind ziemlich ...«
»Was bin ich? Oder nein, sagen Sie mir lieber, wie so ein Bestellvorgang im Einzelnen abläuft.«
»Also, Ms Sharpe sagt mir, welche Schuhe wir einkaufen und wie viel Paar von den einzelnen Modellen. Ich gebe ihre Anweisungen an meine Assistentin Pat weiter. Sie füllt die Bestellformulare aus und bringt sie mir dann, damit ich sie unterzeichne.«
»Sie geben also nur die Anweisungen weiter und unterschreiben Bestellformulare? Und das sogar, ohne noch mal zu überprüfen, was auf den Formularen steht, wie ich gehört habe.«
»So macht man das eben!«
»Nein, Mr Dumphries. Ich habe schon genug meiner wertvollen Zeit mit Ihnen verschwendet. Sie sind jetzt achtundfünfzig, stimmt’s? Sie können mit sechzig in den Ruhestand gehen, das habe ich schon mit der Personalabteilung geklärt. Das Billigste wird es sein, wenn wir Ihnen einfach für die nächsten vierzehn Monate Ihr Gehalt zahlen. Aber bitte bleiben Sie dem Büro in Zukunft fern. Sie sind hier nicht mehr willkommen.«
Er stand auf und spuckte jetzt Gift und Galle. »Ich werde mit Ms Sharpe darüber reden, was Sie hier tun!«
»Das werde ich auch. Sie haben fünfundzwanzig Minuten, um Ihren Schreibtisch aufzuräumen und Ihre Sachen zu packen. Danach wird der Sicherheitsdienst Sie des Gebäudes verweisen. Guten Tag, Mr Dumphries!«
7
Spikes war ein viel größerer Laden als die kleinen Filialen von Forsythe Footwear. Das Geschäft hatte eine zwanzig Meter breite Schaufensterfront, die drei Stockwerke in die Höhe strebte. Die Fenster waren aus blassrosa spiegelndem Glas, mit einem aufgemalten Rahmen aus schweren schwarzen Ketten. Das Motiv setzte sich im Laden fort, es gab pinkfarbene Spiegel, pinkfarbene Wildledersessel und Verkaufsmöbel, die mit ähnlichen schwarzen Ketten verziert waren, die sich elegant um die Ecken und Kanten der Möbel wanden. Handtaschen hingen an schwarzen Ketten und baumelten einladend auf Augenhöhe.
In ihrem schwarzen Flammseiderock, der ihre Knöchel einengte und ihre Schenkel umschmiegte, stöckelte Amanda wie eine Geisha in den Laden. Sie trug eine gerüschte weiße Chiffonbluse und eine kurze eckige Kostümjacke, die von drei Posamentverschlüssen geschlossen gehalten wurde. Ein fünf Zentimeter tiefer Ausschnitt gewährte dem Betrachter immerhin noch einen verlockenden Blick auf ihren kaum verhülltes Dekolleté.
Die Angestellten trugen Uniformen. Die Frauen hatten schwarze Röcke und pinkfarbene Blusen an, die Männer trugen zu schwarzen Hosen pinkfarbene Hemden. Zu Amandas Glück trugen sie außerdem Namensschilder, ein geschwungener Schriftzug in Magenta auf schwarzem Grund. Als der einzige männliche Angestellte im Erdgeschoss fragte, ob er Amanda helfen könne, und sie aufgrund seines Namensschildes wusste, dass er nicht Paul Carter war, fragte sie ihn einfach, wo die Schuhe mit hohen Absätzen ausgestellt waren.
Er schaute prüfend auf Amandas eingezwängte Beine, dann zur Treppe, die sich in der Mitte des Raums in einem eleganten Bogen nach oben schwang. Er grinste. »Oben, Madam. Soll ich Ihnen eine Auswahl der Schuhe nach unten bringen?«
»Nicht nötig.« Amanda bückte sich und riss den Klettverschluss ihres Rocks so weit auf, dass sie zehn Zentimeter oberhalb ihres halterlosen Strumpfs nackte Haut zeigte. Der Verkäufer starrte ihr immer noch nach, als Amanda die Treppe schon halb hochgestiegen war.
Die Treppe war wie gemacht für Exhibitionisten und Voyeure. Sie war zu beiden Seiten offen und hatte nur Trittstufen und keine blickdichten Setzstufen. Es war schlicht unmöglich, im Rock hochzugehen, ohne den Leuten im Verkaufsraum einen Blick unter den Rock zu gestatten. Vermutlich glaubte man hier, Frauen, die höhere Absätze bevorzugten als die recht konservativen acht bis zehn Zentimeter, die es im unteren Stockwerk gab, müssten eine exhibitionistische Ader haben. Gar nicht so dumm.
Der Nachteil, wenn der eigene Ehemann im Schuhgeschäft war, war wohl, dass sie nie in Schuhläden gegangen war. Amandas Leben an Rogers Seite war vor allem von Isolation geprägt gewesen – und sie hatte es gar nicht
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