Die Schuhliebhaberin - Moore, M: Schuhliebhaberin
passte.
8
Amandas neues Kleid oder vermutlich eher der Körper, an dem es wie eine zweite Haut klebte, schien Paul sprachlos zu machen. Dieses Kleid machte dem Namen des Stoffes alle Ehre – »liquid metal« stand im Etikett. Sie sah aus, als habe man sie in geschmolzene Bronze getaucht. Wo die Nippel gegen den Stoff drückten, zeichneten sie sich deutlich ab, ihr Nabel bildete eine kleine Kuhle, und der Stoff floss elegant über den zarten Hügel ihrer Scham. Selbst Schambehaarung wäre durch den Stoff sichtbar gewesen.
Sie hatte alles minutiös geplant. Ihr Kleid war atemberaubend sexy und so schick, um einem jungen, unreifen Kerl wie ihm gehörig den Kopf zu verdrehen. Das Menü, das sie ihm servierte, würde zudem die Geschmacksknospen eines jungen Mannes ansprechen, aber es war immer noch weit anspruchsvoller, als er es vermutlich gewohnt war. Und alles, von dem sie glaubte, sie könne es irgendwann im Laufe dieses Abends brauchen, hatte sie vorher gut platziert.
Paul war in einem dunkelgrauen Zweiteiler aufgetaucht. Er roch dezent nach Rasierwasser und brachte ihr rosafarbene Rosen mit. Offenbar hoffte er sehr darauf, flachgelegt zu werden, war sich aber nicht sicher, ob das wirklich passieren würde. Nach der kleinen Szene im Schuhladen musste er unglaublich erregt und nervös sein. Er hing also schon an Amandas Haken. Sie brauchte ihn sich nur noch an Land zu ziehen.
Sie servierte eine Möhrencremesuppe mit Koriander. Als sie ihn dazu ermunterte, begann Paul, ihr sein System zu erklären, wie er Modetrends voraussah. Es war bemerkenswert einfach. Er beobachtete einfach die einzelnen Trends, sobald sie auftauchten, und machte für jeden Trend Aufzeichnungen. Wenn ein Trend im einen Jahr in Paris anfing und im folgenden Jahr nicht nur dort auftauchte, sondern zum Beispiel auch in Mailand und New York auf den Fashionshows gezeigt wurde, konnte Paul ziemlich sicher sein, dass dieser Trend die Modehauptstädte dieser Welt im dritten Jahr vollends erobern würde, ehe er sich in der ganzen Welt ausbreitete. Er behauptete, sein System sei in sieben von acht Fällen korrekt. Im achten Fall regte er an, man könne den Preis der Schuhe dann rasch reduzieren und die Ware zum Einkaufspreis verschleudern. Damit bestätigte er Ruperts Ansicht.
Amanda schenkte ihnen ein Glas Bull’s Blood ein und servierte Filetspitzen in Burgundersauce mit Herzoginkartoffeln und weißen Spargelspitzen. »Dieser Schuh, wegen dem du gefeuert wurdest«, sagte sie. »Bist du damit nicht ein großes Risiko eingegangen?«
»Ach, Miss Amanda, ich war da einfach schrecklich frustriert. Es war ja nicht das erste Mal, dass Dumphries einen echten Spitzenschuh in zu geringer Stückzahl bestellt hat.«
»Erzähl mir mehr.«
»Es gab viele Fälle, in denen ich gern mehr bestellt hätte. Letzten Sommer zum Beispiel gab es da diesen Superschuh, ein flacher Segeltuchschuh in fünf verschiedenen Farben. Hübsch anzusehen und gar nicht so teuer. Ich wollte zweihundertfünfzig Kartons bestellen. Er wurde in China hergestellt, wir konnten ihn also nicht nachbestellen.«
»Wie viele hat Dumphries schließlich eingekauft?«
»Einunddreißig Kartons. Für jede Filiale einen. Schlimmer noch: als die Filialleiter den Schuh im Katalog sahen, wollten sie alle mehrere Kartons haben, von fünf bis zu dreißig Paar.« Er verzog das Gesicht. »Ein Laden war nach zwei Tagen ausverkauft. Das letzte Paar der ganzen Charge war nach einem Monat weg.«
»Warum hat er nicht mehr eingekauft?«
»Er meinte, das sei die Geschäftspolitik von Forsythe Footwear. Die Standardschuhe müssen immer vorrätig sein, und dann kann man noch eine breite Palette in niedriger Stückzahl von den anderen Styles einkaufen. Das ließ mir keine andere Wahl.«
»Was sind das für Standardschuhe?«, fragte sie.
»Ach, dieser ganze Scheiß von Ogilvy & Fitch. Schuhe für alte Frauen. Gesundheitsschuhe. Hausschuhe, um Himmels willen!«
»Du liebst wohl elegante Schuhe, kann das sein, Paul?«
Er schaute verlegen auf seinen Teller. »Ich weiß nichts über ›Liebe‹, Miss Amanda.«
»Ach so? Ich dachte, du teilst meine Leidenschaft.«
»Also, na ja ...«
»Du liebst doch die Schuhe, die du mir heute verkauft hast. Nicht wahr, Paul?«
Er wurde rot und nickte.
»Ich trage sie gerade.«
»Ich weiß«, flüsterte er.
»Dann ist es vielleicht so, dass du Schuhe und Frauen liebst? Am besten zusammen? «
Paul nickte erneut.
»Und hier bin ich. Eine begehrenswerte Frau, die sexy
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