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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Zentralgefängnis über den Weg gelaufen ist«, sagte Clete.
    »Was, zum Geier, hast du davon, wenn du einen unschuldigen Jungen wie den vertrimmst?«
    »Er hat die Angewohnheit, immer dort aufzukreuzen, wo er nichts verloren hat«, erwiderte Clete.
    »Ach ja?«, sagte Zerelda, holte mit ihrer Tasche aus, deren Boden von ihrem schweren 357er Magnum ausgebeult wurde, und wollte sie ihm an den Knopf knallen.
    Er fing den Schlag mit dem Unterarm ab, aber sie holte erneut aus und traf ihn diesmal am Hinterkopf.
    »Lass das, Zerelda, das tut weh«, sagte Clete.
    »Du elender Speckwanst, hast du etwa gedacht, du kannst mich einfach abservieren und dich mit ’ner Pissnelke von der Staatsanwaltschaft einlassen?«, sagte sie.
    »Kannst du dich noch erinnern, dass du mit dem Dummfick da draußen zur Eisdiele abgezogen bist? Ich habe das als Aufforderung verstanden, dass ich abzischen soll. Also bin ich abgezischt«, sagte Clete.
    »Na, dir zisch ich was, du Fettsack«, sagte sie und schlug ihn erneut.
    »Was ist denn los?«, sagte No Duh Dolowitz. »Hey, Nig, hier draußen geht’s jemand an den Kragen!«
    Nig Rosewater kam aus seinem Büro im Hinterzimmer. Sein gestärkter Hemdkragen spannte sich um den Schweinenacken, der fast so breit war wie sein Kopf, sodass er aussah, als hätte er die Kappe eines weißen Feuerhydranten auf den Schultern sitzen. Nick warf einen Blick auf Zerelda und zog sich wieder in sein Büro zurück, schloss die Tür und legte den Riegel vor.
    »Na schön, ich rede mit ihm! Beruhige dich!«, sagte Clete und stand auf.
    »Du solltest dich was schämen«, sagte Zerelda.
    »Der Typ ist ein Dummschwätzer, Zee«, sagte Clete.
    Sie trat einen Schritt auf ihn zu, aber er hob beschwichtigend die Hand. »Schon gut, ich reiß mich zusammen«, sagte er und ging hinaus in die Dämmerung, in den Lärm der Straße, den Geruch nach abgestandenem Wasser, überreifem Obst und den Blumen, die auf den von Vögeln umschwirrten Balkons über ihnen blühten.
    Clete holte tief Luft und blickte auf Marvin hinab. »Ich möchte mich entschuldigen, falls ich dir zu Unrecht etwas vorgeworfen haben sollte, was du nicht getan hast«, sagte Clete. »Aber das heißt auch, dass ich dein blödes Gesicht künftig nicht mehr sehen will und dass du dich von gewissen Freunden von mir fern hältst. Aber mehr Nachsicht hast du nicht zu erwarten, Mann. Sind wir uns da einig?«
    »Die zwölf Apostel sind meine Wegweiser. Ich hab keine Angst vor Raufbolden. Und im Himmel gibt’s auch keine Umleitungen«, sagte Marvin.
    »Was?«, sagte Clete.
    »Ich hab nichts Unrechtes getan. Ich glaube, Sie wollten Miss Barbara verführen und jemand hat’s Ihnen vermasselt. Deshalb schieben Sie’s mir in die Schuhe, weil ich ihr eine Bibel geschenkt habe.«
    »Hör mal zu, du Blödarsch –«
    Mit verkniffenem Gesicht und hitzig funkelnden Augen stieg Marvin aus dem Auto, wuchtete seinen Koffer vom Rücksitz und schlang sich den Zugriemen ums Handgelenk.
    »Komm zurück, Marvin«, rief Zeralda, die unter der Tür der Kautionskanzlei stand.
    Aber Marvin zog seinen Koffer die Straße entlang und lief zwischen den baufälligen Hütten hindurch in Richtung Basin Street, bis sein zerknittertes blaues Sportsakko, der hohe Strohhut und die Cowboystiefel beinahe in der schwülen malvenfarbenen Abenddämmerung verschwunden waren. Dann überquerte er die Basin Street, während ringsum Autos hupten und Reifen quietschten, zerrte den Koffer mitsamt dem Rollschuh über die Bordsteinkante und in die Sozialsiedlung Iberville.
    »Du bist durch und durch mies, Clete. Ich weiß nicht, was ich je in dir gesehen habe«, sagte Zerelda.
    Aber Clete hörte ihr nicht zu. No Duh starrte in die Ferne, in den Schein der Natriumdampflampen, der wie staubiger Dunst über der Siedlung hing.
    »Kennst du ihn?«, fragte Clete.
    »Yeah, den Typ hab ich eindeutig schon mal gesehen«, sagte No Duh.
    »Bist du dir sicher?«, sagte Clete.
    »Hundertprozentig. Ich vergesse kein Gesicht. Und so einen Spinner schon gar nicht.«
    »Wo hast du ihn gesehen, No Duh?«, fragte Clete, der zusehends aufgeregter wurde.
    »Er hat früher für Fat Sammy Figorelli Staubsauger an die Farbigen verkauft. War nix als ’ne Bauernfängerei, damit sie einen Schuldschein zu zwanzig Prozent Zinsen unterschreiben. Was denn, hast du gedacht, er wäre jemand anders?«, sagte No Duh.
    Er legte den Kopf zur Seite und schaute Clete neugierig an, sodass sein Schnurrbart aussah wie die ausgebreiteten Schwingen eines

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