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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Treppenhaus gesogen worden und hatten auf das erste Stockwerk übergegriffen. Mr. Julian hatte schon vor langer Zeit das Telefon aus Mrs. LaSalles Schlafzimmer entfernt, nachdem sich ein Richter in Opelousas und ein Bundesanwalt in Baton Rouge beschwert hatten, sie hätte sie mitten in der Nacht angerufen und behauptet, Huey Long wäre von Agenten im Auftrag von Franklin Roosevelt ermordet worden.
    Der Kaufmann aus dem Plantagenladen kam gerade auf der Straße vorbei, als er das rosige Licht hinter den Fenstern des Hauses sah. Er war ein schreckhafter Mann, der an dämonische Mächte und die Gabe des Zungenredens glaubte, und nachdem er sich am Knauf der Haustür die Hand versengt hatte, fing er an zu schreien und warf Erdklumpen auf das Dach, um alle aufzuwecken, die möglicherweise im Obergeschoss schliefen.
    Er ergriff einen Rechen und schlug das Wohnzimmerfenster ein. Die Flammen züngelten heraus und breiteten sich auf den ersten und zweiten Stock aus, als hätte sich kalter Sauerstoff in einem Schornstein entzündet.
    Der Kaufmann und die Schwarzen, die oben an der Straße wohnten, versuchten das Dach mit einem Gartenschlauch nass zu spritzen. Sie schaufelten mit bloßen Händen Erde auf, warfen sie durch das Fenster in den Qualm und schleppten Wassereimer von der Bucht heran, wurden aber schließlich von der Hitze vertrieben, die das Gemäuer ausstrahlte. Sie hörten, wie in Mrs. LaSalles Schlafzimmer Glas zerbarst, und sahen ihre Hände am Eisengitter, wie die ausgestreckten gelben Klauen eines Vogels, der im Käfig sitzt. Mehr bekamen sie nicht von ihr zu sehen; ihr Körper verschwand in einer Flammenwand.
    Eine dicke Schwarze packte ihre Tochter, drückte sie an ihren Bauch und schlang ihr die Arme um den Kopf, damit sie die Laute nicht hörte, die aus Mrs. LaSalles Fenster drangen.
    Aber in Ladice Hulins Haus wussten weder sie noch Mr. Julian etwas von diesen Ereignissen. Legion wartete draußen, bis sie und Mr. Julian herauskamen. Ascheflocken hafteten an seinen Khakisachen, die Wange und der eine Hemdsärmel waren mit Ruß verschmiert.
    »Haben Sie uns durch das Fenster beobachtet? Spionieren Sie mir etwa nach?«, sagte Mr. Julian ungläubig.
    »Nein, Sir. Das würde ich nicht sagen. Ich bin wegen was anderem hier. Ich muss Ihnen was mitteilen. Ja, es is eine traurige Nachricht. Miz LaSalle is bei einem Brand umgekommen.«
    Legion wandte das Gesicht ab, aber er betrachtete Mr. Julian aus dem Augenwinkel, um festzustellen, wie er auf seine Worte reagierte.
    »Was? Was haben Sie gesagt?«, sagte Mr. Julian.
    »Ihr Haus is ebenfalls hin. Ich teile Ihnen das ganz und gar nicht gern mit, Mr. Julian.«
    Mr. Julians Gesicht war kreidebleich, mit Schweißtropfen übersät, obwohl die Temperatur immer noch fiel.
    »Wir kommen mit, Mr. Julian«, sagte Ladice.
    »Ich war zuerst in ihrem Zimmer. Die Tür war von außen abgeschlossen. Ich hab den Schlüssel abgezogen und auf der andern Seite reingesteckt, damit niemand auf falsche Gedanken kommt«, sagte Legion.
    »Was haben Sie gemacht? Sagen Sie das noch mal?«, sagte Mr. Julian, als werde er aus Legions Worten nicht recht schlau.
    »Der Schlüssel war beinah geschmolzen. Aber ich hab ihn auf der andern Seite ins Schloss gesteckt. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, erwiderte Legion.
    Aber Mr. Julian hörte nicht mehr zu. Er ging zu seinem Auto, ließ den Motor an und stieß beim Zurücksetzen mit einem Reifen in Ladices Garten. Dann fuhr er unter dem orangefarbenen Mond die Straße entlang, auf den Rauch zu, der aus den Ruinen seines Hauses aufstieg.
    Ladice blickte zu Legion auf. Er hatte seinen Hut abgenommen und fuhr sich mit einem Kamm durch die Haare. Seine Haare waren schwarz wie frischer Teer aus dem Fass; das schmale, von steilen Falten durchzogene Gesicht wirkte derb wie eine Dörrpflaume.
    »Du gehst morgen wieder aufs Feld, Ladice. Und ich lass auch nicht zu, dass du mir deswegen frech kommst«, sagte er.
    Sie wollte etwas sagen, aber er legte ihr den Daumen auf den Mund.
    »Was hat Legion mit ihr gemacht?«, fragte ich Batists Schwester.
    Sie war eine stämmige Frau mit großem Kopf, breiten Schultern und Knien, die wie Radkappen wirkten. Sie saß auf einem schweren Polstersessel in einer schummrigen Ecke ihres Wohnzimmers und knetete im Schein einer Stehlampe ihre Hände.
    »Hat Ladice von Mr. Julian ein Kind bekommen?«, fragte ich.
    »Das hab ich nicht gesagt«, antwortete sie.
    »Warum wollen Sie mir nicht erzählen, wie es weiterging?

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