Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
in dem noch zwei andere weiße Männer saßen, zu der Zypresse zurück und schlang die Trosse um die hintere Stoßstange. Danach zogen sie die über die Astgabel geworfene Trosse an, schürften die Rinde vom Baum und zerrten den Alligator aus dem Wasser, bis sich sein gelber Bauch im letzten roten Sonnenglühen im Westen drehte.
    Legion zog ein Paar Gummistiefel an, watete ins seichte Wasser und hieb mit einer Axt auf den Kopf des Alligators. Aber der Winkel passte nicht, sodass der Alligator nur betäubt war. Legion holte erneut aus, trieb ihm das Blatt in den Hals, schlug dann ein ums andere Mal zu, wie jemand, der genau weiß, dass sein Gegner mehr Kraft, Mut und Ingrimm besitzt als er und dass all seine Mühe vergebens wäre, wenn er unter gleichen Bedingungen gegen ihn antreten müsste. Schließlich zuckten die Stummelbeine des Alligators und wurden steif, und der Schwanz ringelte sich einmal ein und hing dann reglos in die Wasserhyazinthen herab.
    Legion und die beiden Arbeiter häuteten den Kadaver, ließen das Fleisch liegen und brachten die Haut zu einem Gerber in Morgan City.
    Am darauf folgenden Nachmittag erhielt Ladices Mutter einen Anruf von einer weißen Frau, die in New Iberia eine Wäscherei betrieb. Die Weiße sagte, eins ihrer fest angestellten Mädchen sei krank geworden und sie brauchte Ladices Mutter als Aushilfe. An diesem Abend. Nicht am nächsten Tag. An diesem Abend oder gar nicht.
    Kurz nach Einbruch der Dunkelheit kam Legion zu Ladices Haus. Er klopfte nicht an; er öffnete einfach die Haustür und ging ins Wohnzimmer. Seine Khakisachen waren gestärkt und gebügelt, Gesicht und Kinnlade frisch rasiert. Die Krone einer dicken Silberuhr mit einer Plakette der Baufirma Lima, die an der Kette hing, ragte aus der Uhrtasche seiner Hose. Er nahm einen Zahnstocher aus dem Mund.
    »Kommst du einigermaßen zurecht?«, fragte er.
    Sie schnitt Brot auf, das sie gerade gebacken hatte; ihr Gesicht glühte von der Hitze des Ofens, und das schweißnasse T-Shirt klebte an ihren Brüsten.
    »Meine Mutter kommt gleich wieder, Legion.«
    »Deine Mutter arbeitet heut Abend in der Wäscherei. Ich hab Miz Delcambre ihren Namen gegeben. Hab gedacht, ihr könnt das Geld gebrauchen.« Er legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Betatschen Sie mich nicht«, sagte sie.
    Er nahm die Hand weg, aber sie konnte seinen Atem auf ihrer Haut spüren, meinte seinen Unterleib zu fühlen, der nur Zentimeter von ihrem Hintern entfernt war.
    »Willst du mich bei Mr. Julian verpetzen?«, fragte er.
    »Wenn Sie mich dazu zwingen.«
    »Ich frag mich, wie Mr. Julians Frau zumute gewesen is, als sie in dem brennenden Zimmer eingesperrt war, mit bloßen Händen das heiße Gitter gepackt hat, die Tür aufreißen wollte, die er von außen abgesperrt hat. Niemand sonst weiß, wie die arme Frau umgekommen is«, sagte Legion.
    Ladice zog das Schlachtermesser durch den Brotlaib. Das Messer hatte einen Holzgriff und eine frisch geschliffene Klinge, die wie ein altes Fünf-Cent-Stück schimmerte und zum Rücken hin dicker wurde. Sie spürte, wie es in das Schneidebrett ritzte. Legion legte ihr die Fingerkuppe an die Wange.
    »Mr. Julian hat mir für zehn Dollar ein Reitpferd verkauft. Der Gaul hat mir so gut gefallen, dass ich zurück bin und mir noch vier gekauft hab, zum selben Preis«, sagte er.
    »Was geht mich das an?«, sagte sie.
    »Die Gäule sind hundertfuffzig pro Stück wert. Was glaubst du, warum er mir so einen guten Preis gemacht hat?«, sagte Legion.
    Sie konzentrierte sich auf ihre Arbeit und versuchte keine Miene zu verziehen, doch er sah ihr an den Augenwinkeln an, dass ihr allmählich die Erkenntnis kam. Er streichelte ihre Haare und streifte mit den schwieligen Fingerkanten leicht über ihre Haut. Dann ließ er die Hand an ihrem Rücken herabgleiten, und sie spürte, wie er sein schwellendes Geschlecht an sie drückte. »Glaubst du, du bist mehr wert als so ein Gaul, Ladice?«, fragte er.
    Bei seinen Worten hatte sie das Gefühl, etwas Widerwärtiges berührte ihre Haut, als ob Legion sie auf eine Art und Weise kannte wie niemand sonst, genau wusste, was sie wirklich wert war, als ob sie durch ihre Selbsttäuschung, ihre Eitelkeit und den Versuch, sich Mr. Julians fleischliche Begierden zunutze zu machen, alles verdient hätte, was Legion mit ihr anstellen wollte. Er legte seine Hand locker auf ihr Handgelenk, nahm ihr das Messer ab und legte es in eine Pfanne voller fettigem Wasser, hob sie dann hoch und presste sie an

Weitere Kostenlose Bücher