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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Nacken. Ihr Schmerz war so deutlich zu sehen, dass es Ami weh tat, aber sie wusste nicht, wie sie ihr hätte helfen können. Sie hatten verloren, und Vanessa und Carl Rice würden für eine sehr lange Zeit ins Gefängnis wandern

36. KAPITEL
    Nachdem Ami Vergano ihren Fall dargelegt hatte, begann Brendan Kirkpatrick mit der Darstellung der Staatsanwaltschaft. Er befragte Dr. Ganett und die anderen Männer, die Vanessa im Krankenhaus gefangengenommen hatte. Kurz vor Mittag vertagte Richter Velasco das Gericht auf vierzehn Uhr.
    Kirkpatrick war bedrückt, als er in das Büro des Bezirksstaatsanwaltes ankam, das im fünften Stock des Gerichtsgebäudes lag. Normalerweise verspürte er nach einem gelungenen Kreuzverhör eher Erleichterung, aber nach der Vernehmung von Vanessa Kohler wollte sich dieses Gefühl nicht einstellen. Kirkpatrick konnte es nicht genießen, jemanden zu besiegen, der voller Hass und krank war.
    »Mr. Kirkpatrick«, rief die Empfangsdame ihm zu. »Mr. Stamm hat eine wichtige Nachricht wegen der Kautionsanhörung für Sie. Sie sollten Sie nach Ihrer Rückkehr vom Gericht sofort lesen.«
    Jack Stamm war der Bezirksstaatsanwalt von Multnomah County und damit Kirkpatricks Vorgesetzter. Brendan ließ sich von der Empfangsdame die Nachricht aushändigen. Er runzelte verwirrt die Stirn, als er sie überflog. Einen Moment spielte er mit dem Gedanken, in Stamms Büro zu gehen und eine Erklärung für diese Instruktionen zu verlangen, aber die Nachricht befahl ihm unmissverständlich und kommentarlos zu tun, was darin verlangt wurde.
    Brendan ging durch den schmalen Korridor vom Empfangstresen zu dem Großraumbüro, in dem die Staatsanwälte und ihre Mitarbeiter arbeiteten. General Wingate wartete im Konferenzzimmer, dessen Tür von zwei Männern des Secret Service bewacht wurde. Sie durchsuchten Brendan und seinen Aktenkoffer gründlich, bevor sie ihn einließen
    General Wingate fixierte den Anklagevertreter mit dem scharfen Blick seiner blassblauen Augen, als er das Zimmer betrat. Neben ihm saß Bryce McDermott, sein politischer Berater. McDermott war sofort ins Konferenzzimmer geeilt, als Vanessas Kreuzverhör beendet war, um den General darüber zu informieren, was Carl Rice und seine Tochter ausgesagt hatten. Am Ende des Tisches saß ein stämmiger Mann in einem Lederjackett. Kirkpatrick konnte sehen, dass er eine Pistole trug. Der Mann ließ ihn nicht aus den Augen.
    Das graumelierte Haar des Generals war militärisch kurz geschnitten. Er trug ein weißes Seidenhemd, einen kastanienbraunen Schlips und die Hose eines anthrazitfarbenen Anzuges. Das passende Jackett lag ordentlich gefaltet über einem Stuhl.
    »Bryce hat mir gesagt, dass Sie ziemlich grob mit Vanessa umgegangen sind«, begrüßte Wingate den Staatsanwalt sichtlich erregt.
    »Es ist mein Job, eine Kautionsanhörung zu gewinnen, aber ich versichere Ihnen, dass es mir keinen Spaß gemacht hat.«
    Der General seufzte. »Ich weiß, dass Sie nur Ihre Arbeit tun, aber es schmerzt mich, wenn Vanessa leidet. Haben Sie Kinder, Mr. Kirkpatrick?«
    »Nein«, antwortete Brendan. Seine Miene veränderte sich nicht, aber er fühlte einen Stich im Herzen. Seine Frau und er hatten über Kinder gesprochen, kurz bevor sie gestorben war.
    »Alles, was die eigenen Kinder tun, selbst die kleinste Kleinigkeit, versetzt Sie entweder in Ekstase oder bereitet Ihnen Schmerzen. Bedauerlicherweise hat mir Vanessa nur wenig Freude bereitet. Trotzdem kann ich Sie nicht leiden sehen.«
    »Leider muss ich Ihnen sagen, dass ich Sie ebenfalls in den Zeugenstand rufen werde, General.«
    »Das dürfte doch kaum nötig sein, so wie Sie Carl und Vanessa ins Kreuzverhör genommen haben. Welche Zweifel kann der Richter denn noch an Ihrer Unzurechnungsfähigkeit haben? Er muss doch erkennen, dass er Vanessa in diesem Zustand auf keinen Fall gegen Kaution auf freien Fuß setzen kann!«
    »General Wingate, wenn ich eines in meiner beruflichen Laufbahn gelernt habe, dann, dass man niemals Entscheidungen eines Richters oder einer Jury vorhersagen kann. Ich habe in diesem Gerichtsgebäude die seltsamsten Urteile erlebt. Ich weiß nur, dass man immer auf Nummer sicher gehen sollte. Außerdem brauche ich Sie, damit Sie dem Richter erklären können, warum Sie Ihre Tochter in Ihr Haus haben bringen lassen und was passiert ist, als Rice dort eingedrungen ist. Zudem halte ich es für sehr wichtig, dass Sie die Behauptungen über diese geheime Einheit, die Sie als Chef der AIDC angeblich

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