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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ablehnen können. Die Kanzlei war ungeheuer erfolgreich, wuchs in dem Chaos aber so schnell, dass alles außer Kontrolle zu geraten schien. Clay gab ihm einen großen Handlungsspielraum und ein Büro, das schräg gegenüber von seinem lag.
    Crittle freute sich natürlich darüber, dass sein Gehalt so hoch war, wunderte sich aber, dass auch die anderen Mitarbeiter der Kanzlei so gut verdienten. Seiner Meinung nach - die er zunächst jedoch für sich behielt - waren die meisten von ihnen überbezahlt. Die Kanzlei beschäftigte inzwischen vierzehn Anwälte, die alle mindestens zweihunderttausend Dollar im Jahr bekamen, einundzwanzig Anwaltsassistenten zu je fünfundsiebzigtausend; sechsundzwanzig Sekretärinnen zu fünfzigtausend, bis auf Miss Glick, die sechzigtausend verdiente, etwa ein Dutzend andere Angestellte, die rund zwanzigtausend verdienten, und vier Büroboten zu je fünfzehntausend. Insgesamt waren es siebenundsiebzig Mitarbeiter, Crittle und Clay nicht eingerechnet. Berücksichtigte man die Ausgaben für Sozialleistungen, lagen die gesamten Personalkosten bei 8,4 Millionen Dollar pro Jahr - und sie stiegen fast wöchentlich.
    Die Büromiete betrug zweiundsiebzigtausend Dollar im Monat. Die laufenden Kosten für das Büro - Computer, Telefone, Büromittel, die Liste war recht lang - lagen bei monatlich vierzigtausend. Die Gulfstream, für die am meisten Geld verschwendet wurde, ohne die Clay aber nicht leben konnte, kostete die Kanzlei dreihunderttausend Dollar an monatlichen Hypothekenraten und weitere dreißigtausend Dollar für Piloten, Wartung und Hangargebühren. Von den Einnahmen aus der Vercharterung der Maschine, mit denen Clay rechnete, war noch nichts in den Büchern zu sehen, was unter anderem daran lag, dass er im Grunde genommen niemand anderen mit der Gulfstream fliegen lassen wollte.
    Nach den Zahlen, die Crittle täglich im Auge behielt, fielen für die Kanzlei monatlich 1,3 Millionen Dollar Gemeinkosten an - 15,6 Millionen Dollar im Jahr, vielleicht etwas mehr, vielleicht etwas weniger. Diese Summe konnte jeden Buchhalter in Angst und Schrecken versetzen. Aber nach dem Dyloft-Vergleich und den enormen Honoraren, die auf die Konten der Kanzlei geflossen waren, konnte er sich nicht beklagen. Jedenfalls noch nicht jetzt. Er traf sich mindestens dreimal in der Woche mit Clay, und jede fragwürdige Ausgabe wurde mit dem üblichen »Geld kann man nur verdienen, wenn man es ausgibt« kommentiert.
    Das Geld wurde mit beiden Händen ausgegeben. Crittle zuckte zusammen, wenn er die Gemeinkosten sah, aber wenn er sich die Kosten für Werbung und medizinische Tests vornahm, bekam er ein Magengeschwür. Für Maxatil hatte die Kanzlei in den ersten vier Monaten bereits 6,2 Millionen Dollar für Zeitungsanzeigen, Radio- und Fernsehspots sowie Internet-Werbung ausgegeben. Als er sich beschwert hatte, war Clays Antwort gewesen: »Volle Kraft voraus. Ich will fünfundzwanzigtausend Fälle!« Zurzeit waren es etwa achtzehntausend; die genaue Zahl war unmöglich festzustellen, da sie sich mit jeder Stunde änderte.
    Dem juristischen Online-Newsletter zufolge, den Crittle jeden Tag las, bekam Carters Kanzlei in Washington nur deshalb so viele Maxatil-Fälle, weil nur wenige andere Anwälte Jagd auf solche Mandanten machten. Aber diese unbestätigte Information behielt er für sich.
    »Maxatil wird uns noch mehr einbringen als Dyloft«, sagte Clay wiederholt in der Kanzlei, um die Truppen bei Laune zu halten. Er schien es auch wirklich zu glauben.
    Die Skinny Bens kosteten die Kanzlei erheblich weniger, aber die Ausgaben dafür wuchsen ständig, ohne dass Honorare eingingen. Zum 1. Mai hatten sie sechshunderttausend Dollar für Werbung und in etwa die gleiche Summe für medizinische Tests ausgegeben. Die Kanzlei vertrat hundertfünfzig Mandanten, und Oscar Mulrooney hatte ein Memo geschrieben, in dem er behauptete, dass jeder Fall durchschnittlich hundertachtzigtausend Dollar wert sei. Bei dreißig Prozent rechnete er mit einem Honorar von neun Millionen Dollar innerhalb der »nächsten Monate«.
    Die Tatsache, dass eine Abteilung der Kanzlei derart gute Ergebnisse erzielte, versetzte alle in Aufregung, nur dauerte es quälend lang. Der Vergleich für die Skinny Bens hatte ihnen noch keinen einzigen Cent eingebracht, obwohl Crittle davon ausgegangen war, dass das Geld automatisch fließen würde. An dem Verfahren waren hunderte Anwälte beteiligt, sodass es keine Überraschung war, als es zu größeren

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