Die Schule der Magier 3 - Die Rückkehr des Bösen
aufgespießt worden, dass er an die Säule genagelt war. Geschockt griff er nach dem Speer, als versuche er zu verstehen, was geschehen war. Seine Fingerspitzen glitten langsam den Schaft entlang, bis sie die immer noch bebenden Hände seines siegreichen Gegners berührten.
Zuerst dachte Max, sein Feind wolle seine Hände vom Speer lösen, doch er irrte sich. Myrmidon wollte ihn lediglich berühren, seine Hände über denen von Max falten und sie halten. Es kam so unerwartet und sanft, dass Max nicht wusste, was er tun sollte, und einfach stehen blieb.
Es war ein seltsam schöner Augenblick, doch er war nicht von langer Dauer.
Langsam sank Myrmidons Kopf nach vorne, als ob er beten wolle.
Seine Hände glitten von Max’ Händen ab und mit einem letzten Atemzug starb er.
Im Kolosseum brach die Hölle los. Ausgelassene Zuschauer strömten von den Rängen in die Arena, um zu feiern.
Doch Max nahm die Unruhe nur am Rande wahr. Seine Aufmerksamkeit blieb auf den gefallenen Feind gerichtet. Während sich Hunderte von Malakhim bemühten, die Menge in Schach zu halten, kniete sich Max hin, um Myrmidon den Helm abzunehmen.
Er musste seine Vermutung bestätigt sehen.
Er löste den Helm und erblickte seinen eigenen Klon. Myrmidon schien eine jüngere, kleinere Version seiner selbst zu sein – Max mit ungefähr vierzehn oder fünfzehn. Das Gesicht des Klons aus der Frankfurter Werkstatt war gespenstisch friedlich. Schwarze Haare wellten sich über der immer noch schweißglänzenden Stirn. Auf dem linken Wangenknochen zeichnete sich ein hässlicher blauer Fleck ab, doch das war der einzige Makel in dem blassen, hübschen Gesicht, dessen jugendliches Aussehen durch harte Erfahrung gelitten hatte. Myrmidon war zwar jung gewesen, doch er hatte seinem Ende mit offenen Augen entgegengesehen.
Diese Augen waren dunkel und wild und in ihnen lag ein geheimes Wissen, das nur der Tod verleiht. Betäubt vor Kummer schloss Max ihre Lider und verabschiedete sich still von einem Zwilling, den er nie kennengelernt hatte.
Dann stand er auf und sah sich nach Scathach um. Da er sie nicht sehen konnte, drehte er sich um und marschierte schnurstracks aus der Arena. Sein Zorn und seine Verachtung waren so offensichtlich, dass die Menge ihm augenblicklich Platz machte, um ihn durchzulassen. Als er im Tunnel verschwand, brachen sie in dröhnende Beifallsrufe aus.
Der Rote Tod war erhaben
über Ruhm und Ehre.
Er lebte nur für die Arena.
War er nicht ein würdiger Champion?
KAPITEL 24
Geflüster im Dunkeln
D ie Kunde von Bragha Rùns spektakulärem Sieg verbreitete sich in Windeseile in der ganzen Stadt. Der Champion des Königs hatte nicht nur auf beeindruckende Weise gewonnen, es wurde auch gemunkelt, dass es sich bei Myrmidon um niemand anderen als Max McDaniels gehandelt hatte, den berüchtigten Hund von Rowan. Diesem Gerücht begegnete man mit gesunder Skepsis, bis einige Vyes, die den Leichnam des Gladiators geholt hatten, es bestätigten. Nämliche Vyes waren bei der Belagerung von Rowan dabei gewesen und waren Zeugen des historischen Augenblicks, als der Junge Astaroth das Buch aushändigte. Durch den Sieg über diesen Schurken hatte Bragha Rùn viele ihrer gefallenen Kameraden gerächt. Der Hund war erschlagen worden und das Königreich hatte einen würdevollen Champion, ein wahrhaft großer Sieg.
Der Kampf hatte die ganze Stadt elektrisiert, besonders die ärmeren Distrikten, die sich am Tiberufer entlangzogen. Dort hatten große Feuer ganze Siedlungsteile ergriffen. Max sah von seinem Zimmerfenster aus die Rauchwolken aufsteigen, während ihm Mr Bonn die Gerüchte und den Tratsch von der Straße erzählte.
»Warum verbrennen sie ihre eigenen Häuser?«, wollte Max leise wissen.
»Oh, das meiste davon sind nur Freudenfeuer«, erklärte Mr Bonn. »Ich würde sagen, sie fangen bald wieder an zu bauen. Aber einige Feuer sind auch Opferfeuer für Sie, oder vielmehr für Bragha Rùn. Die Vyes hoffen, Ihre Gunst zu erringen und Sie vielleicht sogar zu sehen zu bekommen.«
Max schüttelte grimmig und ungläubig den Kopf. Selbst aus der luftigen Höhe seines Hauses konnte er die Schreie und Rufe von weit unten hören. Der Kampf war schon seit Stunden vorbei, doch die Sprechchöre erklangen noch immer mit ungebrochener Begeisterung.
»Warum bringt Prusias sie nicht zum Schweigen?«, wunderte sich Max, als ein Minarett in der Ferne unter dem Ansturm der Flammen zusammenstürzte.
»Oh, so etwas würde er nie verhindern«,
Weitere Kostenlose Bücher