Die Schwalbe, die Katze, die Rose und der Tod - Svalan, katten, rosen, döden
so gab es kaum einen Grund für das Gefühl irgendeiner Art von Befriedigung.
Eher der Beunruhigung. Es war wie bei einem chemischen Gebräu, von dem man ein paar Tropfen in den Kolben tropfen lässt, ohne genau zu wissen, ob es nun explodieren wird oder nicht.
Verdammte Scheiße, dachte Van Veeteren. Habe ich wirklich alles unter Kontrolle?
Ich darf nicht vergessen, dass die Regie in meinen Händen liegt.
Kurz nach sechs Uhr bezog er in Kramer’s Café gegenüber dem Aufgang zur Universität Posten. Dort saß er rauchend und schlürfte an einem Starkbier, während er den vollen Überblick durch das Fenster hatte. Wenn deFraan nach seiner Vorlesung den gleichen Weg nehmen würde wie normale Menschen, würde er ihn kaum verfehlen können.
Zog er es jedoch vor, durch irgendeine Hintertür zu schleichen, auch gut. Es herrschte keine übertriebene Eile. Wenn es nicht möglich war, das chemische Gebräu heute Abend weiter zu würzen, dann konnte das natürlich ebenso gut an einem der nächsten Tage gemacht werden. Keine Frage. Vielleicht war eine kleine Pause sogar vorzuziehen? Eine Art Verzögerung?
Schwer zu beurteilen. Auch das.
Es wehte ein frischer Wind zwischen der Universität und Kramer’s. Trotz des Lärms im Café konnte er die Fahnenseile gegen die Stangen schlagen hören, die enge Passage fungierte fast wie ein Windkanal, und er sah, dass die Leute, die vorbeieilten, sich frierend zusammenkrümmten. Eine muslimische Frau stand gegen einen der Pfeiler gedrückt, die das imposante Doppelportal einrahmten, und suchte hier Windschutz. Sie wartete offenbar auf jemanden. Es war ihr anzusehen, dass sie fror, obwohl sie über Kopf und Gesicht einen Schleier trug. Es war kein Wetter, um draußen herumzulaufen, der Regen war den ganzen Nachmittag über immer wieder in kurzen Schauern aufgetreten. Im Antiquariat hatte er seit der Früh nicht mehr als eine Hand voll Kunden gehabt, und er hatte schon eine halbe Stunde vor Ladenschluss zugesperrt.
Um seine Arbeit als Privatdetektiv nicht zu versäumen.
In unregelmäßigen Abständen traten Studenten aus den schweren Türen. Meistens paarweise oder in Gruppen, und kurz nach halb sieben wogte ein großer Schwall im Laufe von nur einer Minute die Stufen hinunter. Er vermutete, dass die Ausführungen von Professor deFraans über Wilde und Shaw zu Ende waren, aber es konnte natürlich genauso gut irgendeine andere Vorlesung sein, die beendet war. Sicherheitshalber trank er sein Bier aus und ermahnte sich zur Wachsamkeit, um schnell auf den Füßen zu sein.
Und richtig! DeFraan tauchte nur ein paar Minuten später auf. Er lief die Treppe schräg hinunter und blieb einen Augenblick an ihrem Fußende stehen, als zögere er, in welche Richtung er sich nun begeben sollte. Band seinen Schal fester und knöpfte den Mantel zu. Van Veeteren verließ seinen Tisch.
Jetzt, dachte er. Komme, was da wolle.
Unten in der Alexanderlaan bog deFraan nach links ab. Wollte also noch nicht nach Hause gehen, schloss Van Veeteren und folgte ihm in einem Abstand von zwanzig, dreißig Metern. Die muslimische Frau hatte offenbar denjenigen, auf den sie gewartet hatte, nicht getroffen, er entdeckte sie gut zehn Meter hinter dem Professor. Am Grote Markt bog deFraan schräg zwischen den parkenden Autos ab und richtete seine Schritte auf Zimmer’s, das Lokal, das an der Ecke zur Vommersgraacht lag und das kaum zu Van Veeterens Lieblingslokalen gehörte. Er konnte sich nicht daran erinnern, in den letzten zehn, zwölf Jahren seinen Fuß dort hineingesetzt zu haben. Er blieb an dem kleinen Zeitungskiosk stehen und beobachtete, wie der Professor in den erleuchteten Eingang eintrat. Gleichzeitig sah er, zu seiner nicht geringen Überraschung, dass die muslimische Frau es ihm nachtat.
Van Veeteren holte seinen Zigarettenapparat hervor, klappte aber den Deckel wieder zu, als er feststellen musste, dass sein Vorrat an Fertiggedrehten aufgebraucht war, und ließ das Gerät in die Manteltasche gleiten. Er überlegte einen Augenblick, kaufte dann einen Telegraaf am Kiosk und begab sich ebenfalls ins Zimmer’s.
Wenn wirklich eine Pause notwendig sein sollte, dann an einem anderen Tag. Komme, was da wolle, wie gesagt.
Die Uhr stand noch nicht auf sieben, und es waren erst wenige Leute im Lokal. Er entdeckte deFraan sofort an einem Tisch links in der Ecke, wo er gerade die Speisekarte von einer der Kellnerinnen entgegennahm. Van Veeteren wartete, bis das dunkelhaarige Mädchen verschwunden war, ging
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