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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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darfst.«
    »Mehrere Einbrüche«, sagte Cooper.
    »Sechs Einbrüche und vier geknackte Autos. Jeden Morgen das Gleiche.«
    »Ein, zwei Sachbeschädigungen vielleicht noch.«
    »Genau. Tag für Tag derselbe Stumpfsinn. Wenn wenigstens mal wieder einer mit dem Auto in ein Schaufenster rasen und die Auslage ausräumen würde.«
    Weenink hatte Bier auf seine Lederjacke verschüttet, und sein Ärmel klebte am Tisch fest, als er den Arm bewegte. Cooper hatte Mühe, mit seinem Bierkonsum mitzuhalten. Seit Weeninks Ehe damals nach nicht einmal zwei Jahren in die Brüche gegangen war, hatte er Todd nie mehr so viel trinken sehen. Ihr sei nicht klar gewesen, auf was sie sich eingelassen hätte, hatte Weeninks Frau gesagt. Und damit meinte sie nicht nur Todd, sondern auch den Polizeidienst.
    »Die Rambonummer mit den Schaufenstern ist out. Dafür sind die Innenstädte heutzutage viel zu gut überwacht«, sagte Cooper.
    »Ewig schade. Das war wenigstens ein bisschen peppiger als der übrige Scheiß. Und uns bleiben bloß noch Ladendiebstähle. Das macht doch einfach keinen Spaß.«
     
    Sie zogen weiter zum »Red Lion«, einer gemütlichen Kneipe mit Hintergrundmusik aus den Siebzigerjahren und einer Reihe von Computerspielgeräten. Der Wirt gab seinen beiden Stammgästen die erste Runde aus. Cooper fand es beunruhigend, in welchem Tempo sie verschwand.
    »Wegen der Überwachungskameras gibt’s überhaupt weniger Verbrechen«, sagte er.
    »Scheißkameras. Hat’n bisschen zu viel von Big Brother, wenn du mich fragst.«
    So viel literarische Bildung hätte Cooper seinem Kollegen gar nicht zugetraut. George Orwells Roman 1984, in dem der »Große Bruder« alles überwachte, war neben Der Herr der Fliegen eins von Coopers Lieblingsbüchern.
    Er runzelte die Stirn. »Wir reden doch von George Orwell, oder?«
    »Nie gehört«, sagte Weenink und rülpste. »Ist der bei einer anderen Abteilung? Wahrscheinlich kennst du ihn von irgend so einer Jahrestagung der Polizei.«
    Cooper trank noch einen Schluck. Also las Todd Weenink doch bloß den Fernsehteil im lokalen Käseblatt.
     
    Das »Station Hotel« gehörte schon zur billigeren Kategorie: keine Hintergrundmusik, kein Fernsehbildschirm und keine Imbisse an der Bar – nur ein Billardtisch, Schälchen mit Chips und ein Musikautomat mit Heavy-Metal-CDs. Die Gäste trugen ausnahmslos alte Iron-Maiden-T-Shirts. Eine Frau in Lederhosen ging an ihnen vorbei zur Theke.
    »Meine Fresse, guck dir den Arsch an«, sagte Weenink.
    »Hör auf damit. Das ist doch ekelhaft.«
    Über sein Bier hinweg schenkte Weenink seinem Kollegen einen übertrieben fürsorglichen Blick.
    »Scheißschwul bist du, Ben, weißt du das? Scheißschwul. Aber ich mag dich trotzdem. Bist mein Kumpel.«
    Mit glasigen Augen nickten sie einander zu. Worte waren überflüssig. Von Bier benebelt sanken sie einander in die Arme.
    Weenink hielt Cooper eine Schachtel Zigaretten hin, und Cooper nahm sich eine. Seit seinem sechzehnten Lebensjahr hatte er nicht mehr geraucht. Weenink wollte ihm Feuer geben, aber Cooper schüttelte den Kopf und legte die Zigarette ordentlich auf seinen Bierdeckel neben das Glas. Den Bierdeckel zierte das Bild einer Popsängerin. Cooper lachte sich halb tot. Es sah aus, als wüchse ihr eine Zigarette aus der Nase.
    »Weißte was, Ben«, sagte Weenink schließlich. »Du und ich, wir lassen uns von keinem verscheißern.«
    »So ist es.«
    »Hab ich Recht?«
    »Jawoll.«
    »Ziehen wir weiter?«
    Leicht schwankend tappten Cooper und Weenink über das schlüpfrige Kopfsteinpflaster am Marktplatz.
    »Komm, spielen wir Bockspringen«, sagte Weenink und setzte über die schweren, schwarz gestrichenen Eisenbänke, ohne zu merken, dass er sich das Schienbein anschlug. Seine Stimme hallte unnatürlich laut über den Platz. Ein älteres Ehepaar drehte sich nach ihnen um. Cooper konnte sich ihre abschätzigen Bemerkungen vorstellen. Jetzt, wo man sie zur Ablenkung hätte brauchen können, waren natürlich keine krakeelenden Jugendlichen auf dem Platz.
    »Komm weiter«, sagte er.
    Weenink ließ sich von ihm durch die Passage beim Supermarkt ziehen, die auf den Uferweg unter der alten Brücke über den Eden mündete.
    »Nix los hier«, sagte Weenink. »Ist nicht noch irgendwo ein Nachtclub offen oder so was?«
    »Nachtclub? Am Donnerstag?«
    »Ich will noch was trinken.«
    »Ist schon Sperrstunde.«
    »Aber wir waren noch nicht in allen Pubs.«
    Weenink blieb stehen und starrte auf den trägen Fluss. Die dunklen

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