Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
dem Hof war. Er dachte so viel an das Kalb, dass er sich nicht auf die übrigen Probleme konzentrieren konnte, die sich als Berg vor ihm auftürmten. Er musste sich das Kalb vom Hals schaffen, bevor er darangehen konnte, sich und die Farm aus dem Schlamassel zu befreien. Das Tier stand ihm im Weg. Es musste weg.
    »Jetzt werden Nägel mit Köpfen gemacht«, sagte er und rammte einen Bolzen in das Gerät.
    Die Jungen kamen zurück und zerrten das widerspenstige Kalb hinter sich her.
    »Dad
    »Halt ja die Schnauze, verdammt noch mal!«
    Er riss Will das Halfter aus der Hand und zog das Kalb ein Stück weiter. Die Jungen standen wie angewurzelt, sie konnten die Blicke nicht abwenden. Dougie zuckte zusammen und erstickte mit der Hand einen Aufschrei, als sein Vater dem Kalb mit dem Stiefel die Vorderbeine wegtrat. Mit einem entsetzten Keuchen knickte das Tier in die Knie. Bevor es aus dem Dreck wieder hochkam, stellte Leach sich breitbeinig darüber, straffte das Halfter und drückte den Hals fest zu Boden. Dann zielte er mit der Mündung exakt auf die Mitte der Stirn. Er schob den Lauf durch das Fell und korrigierte den Winkel zwischen den Hornstummeln. Der Bolzen musste die Schädeldecke auf direktem Weg durchschlagen, um bis ins Hirn zu kommen.
    Das Kalb schien zu spüren, dass jeder Widerstand sinnlos war, und ergab sich plötzlich seinem unbegreiflichen Schicksal.
    »Es muss sein«, sagte Leach. »So geht es nicht weiter. Das müsst ihr einsehen. So was gehört auch zu eurer Erziehung.«
    Leach blickte zu den Jungen hin. Hinter ihren Köpfen sah er eine kleine Staubwolke über der Steinmauer am Straßenrand aufsteigen. Er hörte Motorengeräusch, und im nächsten Moment holperte ein roter Toyota durch das Schlagloch beim Tor. Leach hielt die Mündung weiter an den Schädel des Kalbs gepresst. Ihn amüsierte die Vorstellung, welches Gesicht seine Besucher wohl machen würden, wenn er vor ihren Augen abdrückte.
    Dann erkannte er Ben Cooper am Steuer. Das Auto kam schlitternd zum Stehen. Diane Fry stieg aus und ging mit einem Klemmbrett in der Hand auf Leach zu, ohne auf die Jungen oder das Kalb zu achten.
    In seiner Überraschung ließ er das Tier los. Es stolperte davon, während er immer noch breitbeinig mit dem Bolzenschussgerät dastand.
    »Mr Warren Leach?«, fragte Fry.
    Leach bedachte sie mit einer winzigen, ruckartigen Kopfbewegung, die als Nicken durchgehen konnte.
    »Sergeant Fry von der Polizeistation Edendale. Laut unseren Unterlagen verfügen Sie nicht über die erforderliche Lizenz, die Sie zum Besitz dieses Bolzenschussgeräts berechtigt.«
    Leach starrte völlig baff auf die Waffe.
    »Dann habe ich wohl vergessen, mir eine zu besorgen.«
    »Es tut mir Leid, Sir, aber wir müssen uns an die Vorschriften halten.«
    »Was heißt das?«
    »Sie sind widerrechtlich im Besitz einer Waffe.« Fry streckte die Hand aus. »Sie erhalten eine Quittung. Damit bekommen Sie die Waffe zurück, sobald Sie die entsprechende Genehmigung vorlegen.«
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein. Glauben Sie im Ernst, ich überlasse Ihnen das Ding so mir nichts, dir nichts?«
    Fry betrachtete ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. »Heißt das, Sie weigern sich, eine Waffe herauszugeben, für die Sie keine Lizenz besitzen?«
    Ben Cooper kam zu ihnen geschlendert und nickte dem Farmer zu. »Lassen Sie es gut sein, Mr Leach. Seien Sie vernünftig.«
    Eine Weile starrten sich alle drei schweigend an. Fry wurde ungeduldig. Cooper sah, wie es in ihrem Gesicht zuckte. Er wandte sich zu den Jungen, die mit großen Augen zusahen.
    »Verzieht euch lieber«, sagte er. »Das müsst ihr nicht unbedingt mitkriegen.«
    »Nein«, sagte Leach. Er hielt Cooper die Waffe hin. Fry stellte die Quittung aus.
    »Sind Sie dann wohl so weit fertig?«, sagte Leach. »Ich hab nämlich noch was anderes zu tun.«

22
    Nach alter Tradition kehrten Ben Cooper und Todd Weenink als erstes im »Wheatsheaf« ein. Am Marktplatz gab es gleich drei Kneipen dicht beieinander und dann noch drei oder vier in den angrenzenden Seitenstraßen. Aber das »Wheatsheaf« bot die größte Auswahl an starken Fassbiersorten von außerhalb, mit Namen wie Derbyshire Black und Old Sheep Dip. Als Kampftrinker war Weenink bald in Stimmung, Cooper an seinen tieferen persönlichen Einsichten teilhaben zu lassen.
    »Aus dem Job ist einfach die Luft raus«, sagte er. »Du kommst morgens ins Revier und kriegst zu hören, dass du schon wieder einen Einbruch oder so was aufklären

Weitere Kostenlose Bücher