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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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er aber bestens auszukommen.«
    »Mit anderen Männern, meinen Sie.«
    »Herrgott noch mal!«
    »Mäßigen Sie sich, Cooper«, sagte Tailby.
    Cooper wurde rot. »Aber Owen Fox …«
    Tailby seufzte. »Ja, Cooper?«
    »Na ja …« Unter dem strengen Blick des Chief Inspectors suchte Cooper verzweifelt nach Worten. »Ich dachte eben bloß immer, dass er … dass er auf unserer Seite steht, Sir.«
    Doch da fiel ihm das Bild wieder ein, das die kleine Carly gemalt hatte. Der Weinamann. Ein Weihnachtsmann mit grauen Hosen.
    Tailby betrachtete ihn wie ein nichtswürdiges, befremdliches Insekt. »Ich bitte Sie, Cooper«, sagte er. »Auf unserer Seite? Dergleichen gibt es nicht.«
     
    Auf dem Weg zurück ins Büro kam Cooper die Galle hoch.
    »Es stinkt zum Himmel, Diane«, sagte er. »Die suchen bloß nach einem Sündenbock.«
    »Ach du grüne Neune, kommt jetzt der Vortrag über das Wahre und Gute im Menschen?«
    Sein Gesicht war zornrot, er spürte es. Seine Hände zitterten wie jedes Mal, wenn ihn Empörung und blinder Zorn überkamen. Gefühle, die in der zwingenden Ordnung von computergesteuerten Fahndungssystemen keinen Platz hatten.
    »Es stimmt einfach nicht.«
    »Es passt dir nicht, das ist alles«, sagte Fry. »Von Owens Bewährungsstrafe hast du natürlich nichts gewusst, oder? Sieh den Tatsachen ins Auge, Ben. Du hast dir wieder mal den falschen Freund ausgesucht.«
    »Nicht Owen Fox.«
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«
    Coopers Gesicht glühte immer stärker; er bekam kein Wort mehr heraus.
    »Ben«, sagte sie, »du siehst aus, als hättest du eine Todsünde begangen. Was geht bloß in dir vor?«
    »Ihr liegt allesamt verkehrt«, sagte er. »Diesmal habt ihr den falschen Sündenbock am Wickel.«
     
    Das Fenster zur Gartenseite bot einen fantastischen Ausblick und tauchte die angrenzenden Räume von Owens Haus in Licht. Die vorderen Zimmer jedoch, die unterhalb des Straßenniveaus lagen, bekamen wohl nie einen Sonnenstrahl zu sehen.
    Ein paar schwarze Katzen huschten verschreckt davon, als die Polizei anrückte. Sie flitzten zur Klappe an der Hintertür hinein und hinaus und beäugten das Geschehen missbilligend von draußen durchs Fenster. Vielleicht wollten sie auch nur gefüttert werden, doch diese Aufgabe mussten die Beamten den Nachbarn übertragen.
    Die dicken Mauern hielten das Haus warm. Sämtliche Zimmer waren mit alten Möbeln voll gestopft – geschichtsträchtige Erbstücke, die sich stimmig in ihre Umgebung einfügten. Auf dem Putz über dem Kohleofen in der Küche hatte sich eine braunrote Staubschicht abgelagert.
    »Komisch«, sagte Hitchens. »Der Computer wirkt irgendwie total fehl am Platz.«
    »Computer?«
    »Da drin.«
    Rings um das Gerät türmten sich Bücherstapel, auf dem Mousepad stand eine benutzte Kaffeetasse, und über den Drucker war das Buxtoner Anzeigenblatt vom letzten Freitag drapiert. Ein Mitarbeiter von Inspector Armstrong fuhr soeben den Rechner hoch.
    Auf einem schmalen Regalbrett hinter dem Schreibtisch stand ein gerahmtes Foto von Owen in Rangeruniform vor einem Landrover. Es musste etliche Jahre alt sein, doch Owen war auch damals schon grau gewesen.
    »Bei den Kindern heißt er offenbar der Weihnachtsmann, sagte Armstrongs Mitarbeiter belustigt.
    »Ich habe davon gehört.«
    »Stöpsel mir doch mal den Drucker ein. Ich würde gern ein paar von seinen Speicherdateien rauslassen.«
    Cooper versuchte in dem Wirrwarr von Kabeln und Anschlüssen hinter dem Schreibtisch die Stecker für den Drucker zu finden.
    »Was ist das hier?«
    »Der Telefonanschluss.«
    »Und wo ist das Modem?«
    »Das ist eingebaut.«
    »Er hat Zugang zum Internet?«
    »O ja«, sagte der Kriminalbeamte. »Bin schwer gespannt, was der Nikolaus auf seiner Festplatte alles im Sack hat.«
     
    Cooper sah sich die Schlafzimmer im oberen Stockwerk an. Es roch muffig. Offensichtlich war Owen kein Putzteufel und hielt auch nicht viel vom Lüften. In einem Zimmer stand ein Doppelbett. Cooper erinnerte sich, dass Owen seine Mutter bis zu ihrem Tod im Alter von neunzig Jahren gepflegt hatte. Ihr Zimmer erschien wie unberührt – die Kondolenzkarten noch in Reih und Glied auf dem Fensterbrett und das Teetablett neben dem ungemachten Bett, das den Anschein erweckte, als wäre die alte Dame gerade erst aufgestanden. Die Gerüche erinnerten Cooper an die schlimmsten Phasen mit seiner eigenen Mutter, deren akute Schizophrenie das Leben der Familie in den vergangenen zwei Jahren völlig auf den Kopf gestellt

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