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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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hatte.
    Als er den Vorhang einen Spaltbreit aufzog, rieselte Staub auf ihn herab. Über den Nachbarhäusern knallte und krachte es, Farbfontänen zischten in den Himmel. Nach der ersten Verblüffung fiel ihm ein, dass an diesem Wochenende die offiziellen Feuerwerke anlässlich des Guy-Fawkes-Day stattfanden. Wahrscheinlich würde die Knallerei noch bis tief in die Nacht weitergehen.
    Das kleinere Schlafzimmer war voll gestopft mit alten Möbeln und Bücherkisten. Irgendwo darunter zeichneten sich schwach die Umrisse eines Einzelbetts ab, aber es war kein Durchkommen. Vom Flur gingen nur noch zwei weitere Türen ab; hinter ihnen befanden sich das Badezimmer und ein Trockenschrank.
    Cooper ging zurück in das erste düstere Schlafzimmer, in dem es nach langer Krankheit roch. Er widerstand dem Impuls, die Gardinen aufzureißen und Licht hereinzulassen: am Ende zerfiel alles zu Staub und Asche, wenn die Sonne darauf schien. Plötzlich wurde ihm klar, warum das Bett nicht gemacht war. Owen hatte darin geschlafen.
     
    Die Ermittler von der Kriminaltechnik hatten ihren Kollegen an Owens PC und den Wachposten an der Tür ihrem Schicksal überlassen und durchsuchten nun die Rangerstation in Partridge Cross, wo Owen Fox einen Großteil seiner Zeit zubrachte. Die Ausbeute bestand in einem Stapel Papier von seinem Schreibtisch, einem Extrapaar Stiefel, einem Rucksack und einem Abfallkorb.
    »Welche Zigarettenmarke rauchen Sie?«, fragte Chief Inspector Tailby den Ranger beim ersten Verhör.
    »Gar keine«, sagte Owen.
    »Nur hin und wieder eine auf die Schnelle, hm? Das wird in der Rangerstation wohl nicht gern gesehen?«
    »Ich bin Nichtraucher.«
    »Tatsächlich? Ihre Jacke riecht aber nach Rauch.«
    Owen wirkte gequält. »Ich sage Ihnen doch, ich bin Nichtraucher.«
    »Wir haben Erkundigungen über Sie eingezogen, Owen«, sagte Tailby. »Sie sind ein kleiner Hitzkopf, stimmt’s? Und das lassen Sie mitunter an Frauen aus. Eine Zigarette wirkt da sicher beruhigend.«
    »Ich rauche nicht.«
    »Sonst jemand von Ihren Kollegen?«
    »Keiner, soviel ich weiß. Die wollen sich alle fit halten. Sonst kommt man bergauf zu leicht aus der Puste.«
    »Dürfen Besucher in der Rangerstation rauchen?«
    »Nein.«
    Tailby ließ das Tonband ein paar Sekunden leer laufen und warf Diane Fry über den Tisch hinweg einen Blick zu.
    »Wie erklären Sie sich dann die Asche in Ihrem Büropapierkorb?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung.« Owen blickte völlig verdutzt.
    »Kennen Sie diesen Rucksack?« Tailby hielt eine versiegelte Plastiktüte hoch.
    »Ja, das ist einer von meinen«, sagte Owen.
    »Er wurde in der Rangerstation sichergestellt. Darin fanden sich Asche und ein Zigarettenstummel. Können Sie uns das erklären?«
    Der Ranger zögerte. Tailby blickte unbewegt, um nicht zu verraten, welches Gewicht der Frage zukam. Auf Owens Reaktion würde er später zurückkommen.
    »Nein«, sagte Owen.
    »Unsere Kollegen von der Kriminaltechnik haben nicht nur im Papierkorb und im Rucksack, sondern auch an der Stelle, wo Jenny Weston ermordet wurde, Zigarettenstummel gefunden, und zwar alle von der gleichen Marke. Für jemanden, der angeblich nicht raucht, Mr Fox, sind das eine Menge Gegenbeweise.«
    Owen schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen.«
    »Ich schätze«, sagte Tailby nach einer Pause, »dass Ihr Job gelegentlich recht stressig ist.«
    »O ja.«
    »Gibt es etwas, das Ihnen besonders viel Stress macht?«
    Owen versank in sich selbst, sein Blick schweifte in die Ferne. »So was wie der Cargreave Festival Day«, sagte er. »Haben Sie davon gehört? Ich muss immer wieder daran denken.«
    »Erzählen Sie«, sagte Tailby.
    »Die Zeitungen haben lang und breit davon berichtet.«
    »Trotzdem.«
    Owen fuhr sich nervös durch den Bart. Er sah aus wie ein lichtscheuer Grottenolm. Vielleicht wäre er dazu geworden, wenn seine Arbeit ihn nicht gezwungen hätte, die meiste Zeit bei Wind und Wetter draußen zu verbringen.
    »Mit das Schlimmste waren eigentlich die ganzen Leute. Die standen einfach da und schauten zu, wie drei Menschen, einer nach dem anderen, herunterfielen und am Fels zerschmetterten.«
    Tailby fragte sich, ob das Aufzeichnungsgerät Owens letzte Worte, die er nur noch hauchte, wohl erfasst hatte. Doch dann sammelte Owen sich wieder.
    »Es gab natürlich psychologische Betreuung. Aber es hängt ganz davon ab, was man für ein Typ ist, wie man mit so etwas umgeht. Manchmal setzt es einfach aus.«
    Tailby beugte sich vor.

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