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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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bekam keine Antwort. Stattdessen hielt ihm Hitchens eine durchsichtige Plastiktüte mit einem gelben Etikett hin. »Das haben wir in einem Spind in Partridge Cross gefunden«, sagte er. »Es gehört wohl Ihnen.«
    Die Tüte enthielt eine Klarsichthülle mit teilweise vergilbten Zeitungsausschnitten und Fotokopien von Berichten zu diversen Vorfallen der vergangenen Jahre: Rettungsaktionen und Unfälle, Bergungen von Leichen aus dem Moor und Suchen nach vermissten Kindern.
    »Nichts von Belang«, sagte Mark.
    »Wir haben bei der Rangerzentrale in Bakewell nachgefragt. Was aus den Zeitungsberichten nicht hervorgeht, ist, dass diese ganzen Vorfalle eines gemeinsam haben: Bei allen waren Peak Park Ranger beteiligt, und in jedem einzelnen Fall war Owen Fox mit von der Partie.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Er ist wohl so etwas wie ein Held für Sie, Mark? Sie täten gut daran, sich Ihre Helden in Zukunft etwas sorgsamer auszusuchen.«
    »Sehen Sie sich das an«, sagte Mark und deutete auf das Titelblatt einer alten Ausgabe der Eden Valley Times mit einem ganzseitigen, bebilderten Bericht über drei tödlich verunglückte Jungen. Ein Foto zeigte ein erschöpftes Rettungsteam der Ranger in voller Ausrüstung. Die Jungen waren einem Ball nachgejagt, hatten dabei einen Zaun überstiegen und zu spät bemerkt, dass auf dem steilen Überhang kein Halten mehr war. Vor den Augen unzähliger Touristen, die auf Einlass in die Schauhöhle warteten, waren die drei vom Castle Hill in die Felsschlucht gestürzt.
    »Owen Fox war bei der Bergung beteiligt«, sagte Hitchens.
    »Ja«, sagte Mark. »Es ist bloß – einer von den dreien, die damals umgekommen sind, war mein Bruder.«
     
    Wenn Owen Fox die Stirn runzelte, spleißten sich seine Brauen auf wie ausgediente Zahnbürsten. Er nahm die Hände vom Gesicht und betrachtete sie gründlich: raue Wurstfinger, die Innenflächen durchfurcht von Tälern und Hügeln, wie eine antiquierte Landkarte des Peak Districts.
    »Ich hätte gedacht, Sie wollten mich wegen der Fotos verhören«, sagte er.
    »Eigentlich nicht«, sagte Tailby. »Oder würden Sie lieber darüber reden?«
    »Ich habe nicht gewusst, was ich da tue.«
    »Das sagen alle.«
    »In meinem Fall stimmt es«, erwiderte Owen ruhig.
    Er hatte den Computer von einem Teil des Geldes gekauft, das seine Mutter ihm hinterlassen hatte. Er brauchte Ablenkung, wollte nicht ständig an sie denken. Viele Jahre lang hatte es außer seiner Arbeit für ihn nur sie gegeben. Und nun kamen auch noch andere Erinnerungen wieder in ihm hoch, die für ihn ebenfalls mit dem Tod verknüpft waren.
    Anfangs hatte er lediglich vorgehabt, sich mit dem Computer vertraut zu machen, weil der Ranger Service zunehmend damit arbeitete und er nicht hinter den Jüngeren zurückstehen wollte. Das Wort »Vorruhestand« versetzte ihn in Angst und Schrecken. Welche Ruhe sollte das sein, vor der er dann stand? Also hatte er den Computer gekauft, um sich daheim, unbelächelt von den anderen, in seine Geheimnisse einzuarbeiten.
    Vom Internet hatte er wohl schon gehört, aber nie daran gedacht, es selbst einmal zu nutzen. Zu seiner Überraschung hatte der von ihm bestellte PC ein internes Modem und die entsprechende Software, die ihm freien Zugang zum Internet ermöglichte. Natürlich probierte er es aus.
    Anfangs hatte Owen sich in harmlose Newsgroups über Nationalparks und Football eingeklinkt und sogar eine Website der Vereinigung für Trockenmauerbau ausfindig gemacht. Doch dann war er bei den Newsgroups auf Spam-Mails aufmerksam geworden und den angegebenen Links nachgegangen. Es hatte ihn umgehauen, was er dort fand. Umgehauen und wider Willen fasziniert. Zu Lebzeiten seiner Mutter hatte es daheim in Cargreave nichts dergleichen gegeben.
    »Wenn es im Fernsehen auch nur ein bisschen zur Sache ging, mussten wir sofort ausschalten«, sagte er.
    Owen brachte sich bei, Bilder auf die Festplatte herunterzuladen. Nach und nach verbrachte er immer mehr Zeit im Internet und surfte von einer Site zur nächsten. Es war eine Sucht, er wusste es und konnte doch nicht damit aufhören. Er ließ Gemeinderatssitzungen sausen, was noch nie vorgekommen war, und die Leute dachten, er müsse ernstlich krank sein. Er vergaß zu essen und verbrachte halbe Nächte im Internet.
    Tailby nickte. Bei der Durchsuchung hatten sie Owens letzte Telefonrechnung gefunden; sie listete insgesamt dreihundert Stunden unter einer einschlägigen Nummer auf.
    Owen hatte sich mehrmals unter seiner Adresse

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