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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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aller Fluch?
    Er prüfte sich auf Herz und Nieren zu der Frage, wo der Hund begraben lag. In ihm selbst, so viel wusste er. War er schwach, weil er Warren Leach ebenso als Opfer betrachtete wie Jenny Weston, Ros Daniels und Maggie Crew? Wie Owen Fox und Calvin Lawrence mitsamt seinem Freund Simon Bevington? Oder war ihm einfach nicht klar, vor wem er diese Menschen eigentlich beschützen sollte? Aber Diane Fry hatte es ebenfalls versucht.
    Fry sah die Dinge anders als er. Für sie war die Welt klarer in Schwarz und Weiß aufgeteilt. Ein großer Vorteil, sich nicht mit Skrupeln herumschlagen zu müssen, weil man die Dinge stets von zwei Seiten betrachtete. Und trotzdem, Fry hatte es versucht. Hatte den Versuch gemacht, Cal und Stride vor der Bürgermiliz zu schützen, und war gescheitert.
    Cooper stutzte und überlegte. Irgendetwas stimmte nicht an seinen Gedankengängen. Er verfolgte sie noch einmal bis zu Ende, und dann hatte er es. Diane Fry – gescheitert? Die Frau, für die Scheitern ein Fremdwort war? Die sich immer selbst aus dem Sumpf gezogen hatte und von dem brennenden Willen zum Erfolg besessen war? Und Erfolg hatte sie bislang wahrhaftig gehabt. Die Frau war ein Schwarzgurt, 4. Dan, und kam auch so daher: eine Kampfmaschine. Selbst im Dunkeln wurde sie leicht mit mehr als einem Angreifer fertig. Einen Haufen untrainierter Amateure, die außerdem vermutlich die Hosen voll hatten, außer Gefecht zu setzen war ein Kinderspiel für sie. War es denn tatsächlich denkbar, dass eine Diane Fry bei dem Versuch scheitern konnte, zwei Opfer eines Angriffs vor dem Schlimmsten zu bewahren?
    Er ging noch ein paar Berichte durch. Dann stützte er den Kopf auf die Hände und betrachtete ein Foto von Wayne Sugden.
    Cooper dachte an seinen Vater. Der hatte ihm stets das Äußerste abverlangt. Und tat es immer noch, selbst aus dem Grab heraus; Cooper mühte sich unablässig, seinen Erwartungen gerecht zu werden, und würde es noch weiterhin tun, wenn sein Vater von allen anderen schon lange vergessen war.
    Aber die Zeiten hatten sich geändert. Heutzutage war nicht mehr alles so fest umrissen, ließ sich die Welt nicht mehr ohne weiteres in Schurken und unschuldige Bürger, Schwarze und Weiße einteilen, mit der Polizei auf der Seite der Guten, die vor den Bösen beschützt werden mussten. Heutzutage gab es nur noch Grauschattierungen, jeder galt als Opfer, und das Böse war offiziell abgeschafft. Wie häufig schienen die Gesetze nicht zur Anwendung durch, sondern gegen die Polizei gedacht zu sein. Gab es überhaupt noch so etwas wie Gerechtigkeit? Würde Sergeant Joe Cooper sie als solche erkennen und die Bemühungen seines Sohnes darum honorieren? Oder würde er bloß knurren: »Streng dich gefälligst mehr an, Junge«?
    Die Tür ging auf. Schritte näherten sich, und ein entnervter Seufzer drang ihm vertraut ans Ohr.
    »Immer noch beim Kampf gegen die Windmühlen, Sir Galahad?«
    »Don Quichotte«, murmelte Cooper, ohne aufzublicken.
    »Du liest zu viel«, sagte Fry. »Davon kriegt man Hirnerweichung.«
    Cooper lehnte sich zurück. Sie sah genauso müde aus, wie er sich fühlte. Abgespannt, mit tiefen Ringen unter den Augen.
    »Und? Wie läuft’s da unten?«, erkundigte er sich.
    »Mit deinem Freund, dem Ranger? Schlecht. Sie haben ihn gegen Kaution laufen lassen.«
    »Nanu? Ich dachte, die Spurensicherung hätte irgendwelche Zigarettenstummel –«
    »Leider ließen sie sich Fox nicht zuordnen. Der Abgleich von seinem Speichel mit den Restspuren an den Zigaretten war negativ. Und seine Kollegen bestätigen, dass er nie im Leben geraucht hat. Die Kippen stammen nicht von ihm.«
    Cooper versuchte seine Erleichterung zu verbergen. Aber vermutlich wusste Fry ohnehin, was er dachte.
    »Irgendwas Neues von Leach?«, fragte er.
    Fry schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Vielleicht läuft letzten Endes doch alles auf dich und deine Instinkte hinaus, und wir stellen fest, dass Ben Cooper als Einziger Recht hatte. Jedenfalls hast du bei den Ermittlungen bisher immer die Gegenposition eingenommen. Du willst sogar Warren Leach in Schutz nehmen. Welcher Teufel reitet dich da bloß?«
    »Man muss die Motive hinter dem sehen, was Menschen tun. Sie handeln nicht aufs Geratewohl.«
    »Du hättest Sozialarbeiter werden sollen und nicht Polizist.«
    »Auf Sozialarbeiter hast du einen besonderen Hass, wie?«
    Cooper sah auf und las aus ihrer Miene, dass er sich die Bemerkung besser verkniffen hätte. Schließlich wusste er nur zu gut, dass

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