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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Schluss, wenn’s im Bett nicht mehr läuft, oder spätestens, sobald die Kinder aus dem Haus sind. Fünfzehn, sechzehn Jahre maximal, dann ist nichts mehr übrig. Nichts hält sie mehr zusammen. Keine echte Bindung, keine Blutsbande, wie bei einem Elternteil.«
    »Aber so gar kein eigenes Leben zu haben, Owen …«
    »Ob Sie das je verstehen können? Mum war mein Leben. Neben dem Job, klar. Ich bin Ranger, mit Leib und Seele, und ich kann mir nichts Besseres vorstellen. Bloß menschlich hat es immer gehapert. Ich kenne jede Menge Leute, aber richtige Freunde sind keine dabei. Und ich habe mich nie anderswo umgetan, weil ich hier doch gebraucht wurde, in Cargreave. Mein Leben hatte einen Sinn. Bis sie starb.«
    »Ihr Tod muss eine große Lücke in Ihrem Leben hinterlassen haben.« Die Worte klangen Cooper selbst hohl in den Ohren. Er hatte eine entfernte Vorstellung davon, wie Owen sich gefühlt haben mochte. Ihm war nicht nur ein Teil dessen verloren gegangen, was sein Leben ausmachte, sondern alles. Er musste an Warren Leach denken, der auf seine Weise am gleichen Punkt geendet war – und einen anderen Ausweg gewählt hatte. Der von Owen war weniger drastisch, aber ebenso zerstörerisch.
    Cooper ließ den Blick auf der kunstvollen Inschrift der Schieferplatte ruhen. Die altmodisch verschnörkelten, elegant geschwungenen Buchstaben lasen sich sehr viel sperriger als das klare Schriftbild einer modernen Schlagzeile. Verwitterung und Abrieb durch neugierige Hände hatten die Lettern im Lauf der Jahrhunderte fast unleserlich gemacht. So schwer ließen die Zehn Gebote sich entziffern, dass man sie leicht übersah – oder sie wog und für zu leicht befand. Cooper buchstabierte sich langsam durch das neunte. Er hatte es nicht eilig damit zu Ende zu kommen.
    »›Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächstens, sagte er.
    Der Ranger sah ihn ratlos an. »Bloß weil ich mir da was aus dem Internet heruntergeladen habe, bin ich doch noch lange kein Kinderschänder. Ich versuche, den Leuten das zu erklären, aber sie hören nicht hin. Vorhin kam mir ein Mann entgegen, der mich seit meiner Geburt kennt. Er war auch auf Mutters Beerdigung. Heute ist er auf die andere Straßenseite gewechselt und hat ausgespuckt, als ich auf gleicher Höhe mit ihm war.«
    Das aufgeregte Gezwitscher der Stare in den Eiben verstummte mit einem Schlag. Cooper spähte nervös auf dem Friedhof umher. Zum dritten Mal innerhalb einer Woche hatte er Sorge, an einem Ort gesehen zu werden, wo er nicht hingehörte. Wie es schien, ließ er keine Möglichkeit aus, sich massiven Ärger einzuhandeln.
    Wie hätte sein Vater an seiner Stelle gehandelt? Wäre er dem Weg gefolgt, den er auf seiner Suche nach Gerechtigkeit für den richtigen hielt? Oder hätte er sich an die Vorschriften gehalten? Doch auf einen Fingerzeig von ihm aus dem Jenseits konnte Cooper an dieser Stelle lange hoffen – sein Vater hatte zeitlebens keine anderen Götter neben sich geduldet.
    »Die Frau, die Sie da vor zehn Jahren tätlich angegriffen haben –«
    »Das war was anderes«, sagte Owen. »Was völlig anderes.«
    »Sieht aber doch ähnlich aus.«
    »Ach was. Die Frau war mir damals ständig auf den Fersen. Jeder im Dorf wusste, dass sie nicht ganz richtig im Kopf war. Sie ließ mir keinen Augenblick Ruhe, es war zum Verzweifeln. Ich bin ihr, so gut ich konnte, aus dem Weg gegangen. Trotzdem hat sie mich eines Tages allein zu Hause abgepasst. Ich habe sie bloß weggeschubst, damit sie von der Tür verschwand. Dabei ist sie mit dem Kopf auf die Stufen geschlagen. Mehr nicht. Sie hat es natürlich anders hingestellt. Was sie hinterher alles erzählt hat –«
    Owen verstrubbelte seinen grauen Bart in alle Richtungen. Die Hand, mit der er sich ein Schweißrinnsal von der Schläfe wischen wollte, hinterließ eine dunkle Schmierspur.
    »Wissen die Leute im Dorf von dem Urteil gegen Sie?«, fragte Cooper. »Schließlich kennt man Sie hier von klein auf.«
    »Ja. Sie wissen es, und sie haben es nicht vergessen.«
    »Aber uns hat keiner davon erzählt. Nicht ein Anrufer aus Cargreave hat bei der Kripo auch nur ein Sterbenswörtchen darüber verlauten lassen. Ohne den Pädophilie-Fall, bei dem zufällig Ihr Name fiel, wäre das Ganze nie ans Licht gekommen.«
    Owen nickte. »Weil ich trotzdem hier dazugehöre. Den anderen, im Internet, denen war ich letztlich egal. Da hatte ich keinen Platz. Und? Was habe ich aus meinem Leben hier gemacht? Seit fünfzehn Jahren bin ich

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