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Die schwarze Hand des Todes

Titel: Die schwarze Hand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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hatte, war Maggies Familie. Ihre nächste Angehörige war eine Schwester, die irgendwo im Westen Irlands lebte.
    Als Maggie den Kaffee einschenkte, fiel Fry auf, dass sie keinerlei Schmuck an den Händen trug, weder Ringe noch Armreifen. Obwohl sie mit etwas Make-up die Narben vielleicht zum Teil hätte verdecken können, war sie ungeschminkt. Sie hatte nicht einmal Lippenstift aufgelegt. Ihr einziger Schmuck waren die Ohrstecker, die wie kleine goldene Kreuze aussahen.
    »Als Sie das letzte Mal befragt wurden, lebten Sie nicht in einer festen Beziehung«, sagte Fry. »Ist das heute auch noch der Fall?«
    »Ja.« Maggie lächelte bitter. »Gibt es eigentlich irgendetwas, was nicht in meiner Akte steht? Ja, es ist nicht gerade leicht, eine Beziehung aufzubauen. Wer will schon dauernd ein Gesicht vor sich haben, vor dem Pferde scheuen würden?«
    »Feste Partnerschaften sind ja heutzutage ohnehin nicht mehr unbedingt selbstverständlich. Nicht jeder will sich binden. Es kommt wohl auch darauf, ob man Kinder haben und in welchem Umfeld man sie großziehen möchte.«
    »Ich wollte nie Kinder«, sagte Maggie. »Das finden manche Leute bei einer Frau höchst abartig.« Sie lachte nervös. »Na ja, man kann seine Meinung schließlich immer noch ändern. Vielleicht wache ich eines Tages auf und stelle fest, dass ich doch einen Mutterinstinkt besitze. Was meinen Sie? Sind wir nicht alle Opfer unserer Hormone?«
    Maggie stellte die Kaffeekanne weg. Sie nahm den Stift vom Schreibtisch, der während des ganzen Gesprächs vor ihr gelegen hatte, und warf ein paar Zeilen aufs Papier, die ersten Zeilen gegen die Leere. Fry beugte sich vor, aber sie konnte nichts entziffern. Es war Kurzschrift. Maggie schrieb ein paar Minuten konzentriert vor sich hin, als ob Fry plötzlich nicht mehr existierte. Dann legt sie den Stift wieder hin.
    »Wann kommen Sie wieder?«, fragte sie.
    »Am Mittwoch«, sagte Fry.
    »Am besten morgens. Um neun. Dann bin ich geistig noch frischer.«
    »Okay.«
    Fry blickte aus dem Fenster. Die letzten Strahlen der untergehenden Herbstsonne warfen rote Streifen und schwarze Schatten auf die Dächer von Matlock. Wahrscheinlich fiel das Licht auf den vorderen Gebäudeteil, bis in dieses Zimmer reichte es jedenfalls nicht. Morgens sah es hier sicher anders aus. Morgens war Maggie geistig frischer. Aber morgens würde auch die Sonne im Südosten stehen, hinter diesem Fenster. Und sie würde auf Maggies Gesicht fallen.
     
    Will und Dougie Leach saßen still in der Küche der Ringham Edge Farm. Ihr Vater hatte ihnen den tragbaren Fernseher in die Küche gebracht, und sie sahen sich die Nachrichten an, die Augen auf das Gesicht des Sprechers geheftet, während er die Meldungen über Aktienkurse, Handelskriege und Katastrophen in fernen Weltgegenden verlas.
    Normalerweise schliefen die Jungen um diese Zeit. Ihre Mutter hätte sie nie so lange aufbleiben lassen. Sie hätte sie längst ins Bett gebracht, weil sie morgen früh aufstehen mussten, um in die Schule zu gehen. Aber ihrem Vater schien das egal zu sein. Solange sie sich nicht mucksten und ihm nicht in die Quere kamen, merkte er gar nicht, dass sie da waren. Und im Stillsein hatten Will und Dougie Übung.
    Warren Leach saß im Wohnzimmer über den alten Schreibtisch aus Eiche gebeugt, in dem Zimmer, das er sein Büro nannte. Eine Lampe mit einer 40-Watt-Birne warf ihr trübes Licht auf einen Haufen von Papieren. Die Jungen hatten keine rechte Vorstellung davon, was das für Papiere waren, nur dass sie nichts Gutes bedeuteten, das war ihnen klar. Jeden Abend holte ihr Vater die Papiere heraus und brütete darüber. Und von Mal zu Mal schienen sie ihn unglücklicher zu machen.
    Die Nachrichten waren zu Ende, und eine Comedy-Sendung fing an, die die Jungen nicht verstanden und in der viel geflucht wurde. Sie wurden unruhig. Ihrer Mutter wäre es bestimmt nicht recht gewesen, dass sie diese Sendung sahen. Aber sie war nicht da und konnte ihnen nicht sagen, was sie tun sollten, also blieben sie einfach sitzen, obwohl ihnen fast die Augen zufielen. Hauptsache, sie machten kein Geräusch, damit ihr Vater nicht auf sie aufmerksam wurde.
    Als der kleine Dougie mit dem Kopf auf der Stuhllehne eingeschlafen war, hörte Will, wie die Haustür ins Schloss fiel. Ihr Vater war weggegangen.
    Will stand auf und schaltete den Fernseher aus. Er weckte seinen Bruder, und sie schlichen leise die Treppe hinauf, in ihre Zimmer. Die Betten waren nicht gemacht, die Laken zerwühlt. Doch sie

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