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Die schwarze Kathedrale

Die schwarze Kathedrale

Titel: Die schwarze Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Palliser
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Gesicht mit den Händen und wandte sich ab. Ich bemerkte, daß Slattery ihn am Arm ergriff und schüttelte und ihm etwas ins Ohr flüsterte.
    In diesem Augenblick kamen zwei junge Polizisten angerannt, und einer von ihnen rief: »Wir haben Ihre Nachricht erhalten, Sarge, und sind so schnell wie möglich gekommen.«
    Die Worte erstarben ihm auf den Lippen, als er seines Kollegen ansichtig wurde, der sich unsicher erhob und die beiden Polizisten zur Seite winkte.
    Die Zuschauer, inzwischen mehr als dreißig Personen, redeten laut, vermutlich aus Erbitterung, weil man sie ausschloß. Wir anderen in der kleinen Gruppe in der Nähe der Tür, die das Gefühl hatten, eine Art halboffiziellen Status zu genießen – Mrs. Bubbosh, der Mann, der den Vorschlaghammer gebracht hatte, Slattery, Austin und ich –, beobachteten die drei Beamten schweigend und versuchten, etwas von ihrer leise geführten Unterredung mitzubekommen. Ich war nahe dran zu verlangen, daß man uns sagen solle, was los sei, als der Wachtmeister, der als Dick angesprochen worden war, wieder durch die Tür gekrochen kam. Als er auf seine Kollegen zuging, hörte ich ihn sagen: »Die Hintertür ist verschlossen, Sergeant. Und ich kann den Schlüssel nicht finden.«
    Der Sergeant nickte und forderte den Mann, der den Polizisten den Vorschlaghammer geliehen hatte, auf: »Schlagen Sie um Gottes willen den Rest der Tür ein, ja?«
    Der Mann packte das Werkzeug und ließ den Hammer gegen die Tür donnern. Noch bevor die Bretter zersplitterten, gab der Rahmen nach.
    In diesem Moment kam in Begleitung von Mr. Wattam ein schlanker junger Mann mit einer schwarzen Tasche angelaufen und redete kurz mit dem Sergeanten. Gemeinsam gingen sie ins Haus, während die drei anderen Polizisten draußen blieben und die Tür bewachten. Eine Minute später tauchte der Sergeant wieder auf und schickte einen der jüngeren Beamten zum Bahnhof, um ein Telegramm abzusenden.
    Als dieser losgestürzt war, nahm der Sergeant Mrs. Bubbosh am Ellenbogen und geleitete sie zur Tür. Dabei drehte er sich noch einmal zu uns um: »Würden Sie bitte auch hereinkommen, meine Herren.«
    »Wir alle?« fragte ich. »Wenn Sie so freundlich wären. Sie drei scheinen die letzten Besucher im Haus gewesen zu sein.«
    »Dieser Herr nicht«, sagte ich und zeigte auf Slattery, der keine Anstalten machte, das Mißverständnis aufzuklären.
    »Sie waren heute nachmittag nicht mit den anderen Herren hier, Mr. Slattery?« fragte der Sergeant.
    »Nein.«
    »Wo waren Sie dann, Sir?«
    »Lassen Sie mich mal nachdenken. Von etwa halb fünf bis fünf Uhr habe ich bei der Chorprobe Klavier gespielt. Und dann etwa ein Dreiviertelstunde lang die Orgel in der Kathedrale. Bei beiden Gelegenheiten haben mir viele Leute zugehört.«
    »Ach ja, Sie haben bei den Feierlichkeiten für die neue Orgel gespielt«, sagte der Sergeant.
    »Nein, die sollten eigentlich morgen stattfinden. Aber jetzt sind sie verschoben worden. Ich habe beim Abendgottesdienst gespielt, wie jeden Nachmittag um fünf.«
    »Ich verstehe vollkommen, Sir. Jeder Ihrer Schritte ist ausreichend belegt; genau wie letzten Dienstag abend.«
    Slattery verneigte sich mit ironischem Lächeln.
    »In diesem Fall«, fuhr der Sergeant fort, »brauchen nur Dr. Courtine und Mr. Fickling mit hineinzukommen.«
    Slattery winkte uns mit einem geheimnisvollen Grinsen zu. Mrs. Bubbosh schnappte nach Luft, als sie das Durcheinander in der Wohnküche sah, und rief aus: »So was hab ich ja überhaupt noch nie gesehen!« Zu meiner Erleichterung – obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich hätte erwarten sollen – sah der Raum noch genauso aus, wie wir ihn vor kaum einer Stunde verlassen hatten, aber ich nahm an, daß das wüste Durcheinander für die Frau eine Überraschung war. Mir fiel auf, daß der Sergeant uns sehr genau beobachtete, als wir hereinkamen und uns umsahen. In seltsamer Wiederholung der Ereignisse des Nachmittags setzten wir uns um den Tisch. Ich nahm den Platz ein, an dem unser Gastgeber gesessen oder, besser gesagt, nicht gesessen hatte, denn er war fast während der ganzen Mahlzeit stehen geblieben. Austin setzte sich auf seinen alten Platz und beugte den Kopf über seinen krümelbesäten Teller, und Mrs. Bubbosh, die völlig verstummt war, ließ sich auf meinen Stuhl sinken.
    Der Polizeibeamte stellte sich mit seinem Notizbuch und einem Bleistiftstummel in der Hand in die Mitte des Raumes. »Ich bin Sergeant Adams«, stellte er sich vor. »Ich fürchte, ich werde

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