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Die Schwarze Keltin

Die Schwarze Keltin

Titel: Die Schwarze Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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auf Marks frohe Gedanken warf, »was ihre Söhne von ihm halten werden, wenn sie alle einmal groß sind.«
    »Unmöglich«, sagte Mark entschlossen, »daß sie ihm jemals Schlechtes wünschen sollten, sogar wenn die Gier nach Land und Macht Brüder schon zu Feinden gemacht hat. Diesen Jungen kann niemand hassen.«
    Eng an seiner Seite stellte eine kühle, trockene Stimme mit Bedauern fest: »Bruder, um deine Sicherheit beneide ich dich, aber teilen möchte ich sie um nichts in der Welt. Die Sünde ist dafür zu sterblich. Es gibt niemand, den nicht jemand hassen kann, sei er auch noch so beliebt. So wie es niemand gibt, der nicht doch, wider alle Vernunft, geliebt werden kann.«
    Cuhelyn hatte sich durch das Gedränge von Männern und Pferden, Jagdhunden, Dienern und Kindern einen Weg gebahnt und war unbemerkt an sie herangetreten. So dunkel und eindringlich er auch wirkte, war er ein ganz ruhiger Mensch, der lautlos kam und ging. Bei dieser unerwarteten Bemerkung drehte Cadfael sich so rechtzeitig um, daß er mitbekam, wie der Ausdruck in Cuhelyns klugen Augen, die zunächst den jungen Rhun mit zurückhaltender, nachsichtiger Anteilnahme beobachtet hatten, umschlug, schärfer und kühler wurde, als sich eine andere Gestalt zwischen sie schob. Cuhelyns Blick folgte starr dem Fremden, so daß Cadfael darin zuerst nichts als distanziertes Interesse vermutete, dann aber im Handumdrehen eisige Feindseligkeit erkannte, wohl beherrscht, aber unverkennbar. Vielleicht sogar nicht einfach Feindseligkeit, sondern tiefes, gar nicht zu besänftigendes Mißtrauen.
    Ein junger Mann, ungefähr in Cuhelyns Alter und ihm in Körperbau und Farben gar nicht unähnlich, doch mit schmaleren Gesichtszügen und etwas größer von Statur, hatte am Rand gestanden und sich, mit gefalteten Armen, die Schultern gegen die Palisade gelehnt, den ganzen Betrieb angesehen, als ginge ihn diese turbulente Ankunft weniger an als jeden anderen im Haushalt des Fürsten. Plötzlich löste er sich aus seiner abwartenden Haltung und ging zwischen Cuhelyn und dem Vater, der den Sohn umarmte, vorbei, so daß er Cuhelyn den Blick auf Rhuns strahlendes Gesicht verstellte.
    Etwas war hier zu sehen, das für den jungen Mann offenbar wichtig war. Er hatte jemand ausgemacht, den er mehr zu sehen wünschte als Geistliche aus Sankt Asaph oder die jungen Adligen von Owains Wache. Cadfael sah zu, wie sich der Mann heftig durch die Menschenansammlung drängte und bemerkte, wie er einen Reiter, der gerade abgestiegen war, beim Ärmel nahm. Schon diese Berührung, das bloße Zusammentreffen der beiden ließ Cuhelyns Gesichtsausdruck straff und angespannt werden. Bledri ap Rhys drehte sich um, stand Auge in Auge mit dem jungen Mann, der ihn angesprochen hatte, erkannte in ihm sichtlich einen Bekannten und grüßte ihn verhalten. Kein überschwengliches Willkommen, aber doch für einen Augenblick herzliches Wiedererkennen, erst dann zog Bledri absichtlich eine unbeteiligte Miene, und der junge Mann ging darauf mit den geläufigsten höfischen Floskeln ein. Offenbar war es für die beiden nicht nötig, ihre Bekanntschaft miteinander ganz zu verbergen, doch schien es auf jeden Fall nötig, die Bekanntschaft im Bereich bloßer Höflichkeiten zu belassen.
    Cadfael sah über die Schulter kurz nach Cuhelyn und fragte bloß: »Gwion?«
    »Gwion!«
    »Die sind Freunde? Die beiden?«
    »Nein. Jedenfalls nicht mehr, als Männer es sein müssen, die demselben Herrn dienen.«
    »Das langt allemal für einen bösen Plan«, sagte Cadfael schroff. »Wie du mir gesagt hast, hat euer Mann sein Wort gegeben, keinen Fluchtversuch zu machen. Aber er hat doch nicht der Treue zu seinem Herrn abgeschworen.«
    »Es verwundert nicht, daß er sich freut, einen Gefolgsmann zu sehen«, sagte Cuhelyn ruhig. »Gwion wird sein Wort schon halten. Was aber Bledri ap Rhys angeht, werde ich schon darauf achten, daß die Bedingungen seines Aufenthalts eingehalten werden.« Die Anspannung ließ ihn kurz erzittern, dann nahm er sie beide beim Arm. Der Fürst, seine Frau und die Söhne stiegen die Stufen zum Saal hinauf, und die engsten Mitglieder ihres Hofstaats folgten ihnen ohne Hast.
    »Kommt nur, Brüder, und laßt mich hier euer Herold sein. Ich bringe euch zu eurer Unterkunft und zeige euch die Kapelle.
    Macht davon Gebrauch, wie es euch beliebt, der Kaplan des Fürsten wird sich persönlich bei euch melden.«
    In der Abgeschiedenheit der ihnen zugeteilten Unterkunft, geborgen an der Burgmauer, saß

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