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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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angezogen wurde; und da er ihre Faszination nur allzu gut nachvollziehen konnte, brachte er es nicht übers Herz, die anderen auszuschließen.
    Heute saßen Prothvar und Mephis bei einer völlig willkürlichen Partie Schach, während Andulvar sich mit halb geschlossenen Augen in einem Sessel entspannte. Jaenelle saß vor Saetan auf dem Boden, um sie her waren bunte Stöcke, Spielkarten und Bänder verstreut.
    Sie wurde langsam auch in der kleinen Kunst besser, dachte Saetan trocken, während er Jaenelle dabei zusah, wie sie ein weiteres Band durch das Holz wob. Er durfte nur nie vergessen, beim Ende zu beginnen und sich bis zum Anfang zurückzuarbeiten.
    In der heutigen Lektion ging es vordergründig darum, einen Gegenstand durch einen anderen zu bewegen. Die Vorstellung, die sich dahinter verbarg, war, dass eine Hexe mit der Zeit lernen könnte, lebende Materie durch tote zu manövrieren, sobald sie einmal wusste, wie man einen Gegenstand durch einen anderen bewegte. Auf diese Weise
war sie in der Lage, durch eine Tür oder eine Mauer hindurchzugehen. So weit die Theorie.
    Er hatte alles auf jede erdenkliche Weise zu erklären versucht und es Jaenelle wieder und wieder gezeigt, doch sie hatte es einfach nicht begriffen. Nach einer aufreibenden Stunde hatte er schließlich brüsk gesagt: »Was würdest du tun, wenn du deinen Arm durch das Holz da bewegen wolltest?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Jaenelle gezögert, bevor sie den Arm durch das Holz steckte und auf der anderen Seite mit den Fingern wackelte. »So?«
    Andulvar hatte etwas vor sich hin gemurmelt, das wie »Mutter der Nacht!« klang, während Mephis und Prothvar den Spieltisch umgestoßen hatten, sodass die Schachfiguren zu Boden gefallen waren. Saetans Augen hatten sich geweitet, als er die winkenden Finger betrachtete. »Ja, so«, stieß er schließlich keuchend hervor.
    Er hatte ein mulmiges Gefühl dabei, rückwärts von dem aus zu arbeiten, was sie bereits konnte – nie hatte er den jungen Krieger vergessen können, der im Unterricht zu großspurig gewesen und dann mitten beim Durchqueren des Holzes in Panik geraten war; doch es hatte nur wenige Minuten gedauert, bis sie ihr Wissen über Fleisch und Holz auf Bänder und Holz übertragen hatte, und es war so schön gewesen, jenen Funken in ihren Augen aufleuchten zu sehen, als sie verstand.
    Und nun wob sie Bänder mit einer Geschicklichkeit durch massives Holz, die jede Weberin neidisch werden ließe.
    »Oh, fast hätte ich es vergessen!«, meinte Jaenelle, indem sie nach dem nächsten Band griff. »Der Prinz hat mich gebeten, dich zu grüßen.«
    Andulvar riss die Augen auf, um sie gleich darauf wieder zu schließen. Mephis’ Hand erstarrte über der Schachfigur, nach der er hatte greifen wollen, und Prothvars Kopf fuhr herum, bevor er sich sofort wieder wegdrehte. Nur Saetan, der direkt vor ihr saß, zeigte keinerlei Reaktion.

    »Der Prinz?«, wollte er träge wissen.
    »Mhm. Bei uns lebt jetzt ein hayllischer Kriegerprinz. Er ist so eine Art Spielkamerad für Leland und Alexandra.« Sie hielt im Weben inne, die Stirn nachdenklich gekräuselt. »Ich glaube nicht, dass es ihm sehr gefällt. Jedenfalls wirkt er nicht besonders glücklich, wenn er bei ihnen ist. Aber es macht ihm nichts aus, mit Wilhelmina und mir zu spielen.«
    »Und was spielt er mit dir und Wilhelmina?«, fragte Saetan leise. Andulvars scharfer Blick entging ihm nicht, doch er ignorierte ihn. Daemon war nicht bloß in Beldon Mor, er hielt sich in dem verdammten Haus auf!
    Jaenelle strahlte. »Vieles. Wir gehen spazieren und er kann gut reiten, und er kennt viele Geschichten und er spielt mit Wilhelmina Klavier und er liest uns vor. Er ist gar nicht wie die anderen Erwachsenen, die denken, unsere Spiele seien töricht.« Sie ergriff zwei Bänder und flocht sie durch das Holz. »In vielem ist er dir sehr ähnlich.« Sie legte den Kopf zu Seite und musterte ihn eingehend. »Ein bisschen sieht er sogar aus wie du.«
    Das Blut rauschte in Saetans Ohren. Er ließ die Hände sinken. »Inwiefern denn, Hexenkind?«
    »Oh, die Art, wie du manchmal komisch schaust, als hättest du Bauchschmerzen und wolltest lachen, weißt aber, dass es wehtun würde.« Ihr Blick fiel auf seine Hand, die er nun zur Faust geballt hatte und gegen seinen Magen drückte. »Stimmt etwas nicht mit deinem Bauch?«
    »Nein, nein, alles bestens.«
    Auf einmal schien Andulvar die Zimmerdecke überaus interessant zu finden. Prothvar und Mephis starrten den

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