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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Grausamkeit und selbst im hellsten Sonnenschein vom Schatten gezeichnet.
    An der Tür ertönte ein zaghaftes Klopfen, bevor Jaenelle ins Zimmer schlüpfte. »Hallo«, sagte sie, unsicher, ob ihre Anwesenheit erwünscht war.
    Als sie nahe genug herangetreten war, legte Daemon ihr einen Arm um die Taille. Jaenelle stützte sich mit beiden Händen an seiner Schulter ab und lehnte sich an ihn. Die Haut unter ihren Augen war gerötet und sie zitterte leicht.
    »Ist dir kalt?«, wollte Daemon mit gerunzelter Stirn wissen. Als sie den Kopf schüttelte, zog er sie näher an sich. Es gab keine äußere Wärmequelle, die das, was sie frieren ließ, zum Schmelzen bringen könnte; doch nachdem er sie eine Zeit lang gehalten hatte, hörte das Zittern auf.

    Er fragte sich, ob sie Saetan von dem Vorfall im Musikzimmer berichtet hatte. Als er sie erneut ansah, war ihm die Antwort auf der Stelle klar. Sie hatte dem Priester nichts erzählt. Seit drei Tagen war sie nicht mehr auf Wanderschaft gegangen, sondern hatte sich einsam in ihren Kummer eingesperrt und sich gefragt, ob es irgendein Wesen gäbe, das sie nicht fürchtete. Er hatte Schwarz als junger Mann erreicht, als er reif genug und bereit war, und selbst dann war es beunruhigend gewesen, so weit in der Dunkelheit zu leben. Doch hier war ein Kind, das nie etwas anderes gekannt hatte, das seit dem ersten bewussten Gedanken auf einsamen Wegen wanderte und verzweifelt versuchte, andere Menschen zu erreichen, während es unterdrückte, was es in Wirklichkeit war ... Doch Jaenelle konnte es nicht unterdrücken. Forderte man sie heraus, würde sie immer den falschen Schein zerstören und enthüllen, was dahinter verborgen lag.
    Aufmerksam betrachtete Daemon das Gesicht, das auf das Bild in seiner Hand gerichtet war. Er atmete scharf ein, als er endlich begriff. Er trug Schwarz; Jaenelle hingegen lebte Schwarz, sie war Schwarz. Doch in ihrem Fall war das Schwarze nicht nur eine dunkle, wilde Kraft, sondern auch Gelächter, Unfug, Mitleid, Heilen ... und Schneebälle.
    Daemon küsste sie auf den Scheitel und blickte auf das Bild. »Du hättest dich gut mit ihm verstanden. Er war für jede Dummheit zu haben.« Er erntete den Anflug eines Lächelns.
    Sie musterte das Bild. »Jetzt sieht er mehr nach dem aus, was er ist.« Ihre Augen verengten sich, woraufhin sie ihm einen anklagenden Blick zuwarf. »Moment mal. Du sagtest, er sei dein Bruder.«
    »Das war er.« Ist er. Wird er immer sein.
    »Aber er ist Eyrier.«
    »Wir hatten verschiedene Mütter.«
    In ihren Augen flackerte ein seltsames Licht. »Aber denselben Vater.«

    Er konnte ihr ansehen, wie sie im Geiste mit verschiedenen Puzzleteilen jonglierte, bis schließlich alles zusammenpasste.
    »Das erklärt einiges«, murmelte sie, wobei sie sich durchs Haar strich. »Er ist nicht tot, weißt du? In Terreille gibt es immer noch Schwarzgrau.«
    Daemon blinzelte. »Woher ...« Er verhaspelte sich. »Woher willst du das wissen?«
    »Ich habe nachgesehen. Aber ich bin nirgendwohin gegangen«, fügte sie rasch hinzu. »Mein Versprechen habe ich nicht gebrochen.«
    »Aber wie ...« Daemon schüttelte den Kopf. »Vergiss, dass ich gefragt habe.«
    »Es ist ja nicht, als müsste man aus der Entfernung die Opale oder sämtliche Menschen mit Rot durchgehen.« Jaenelle blickte ihn auf ihre halb ungeduldige, halb belustigte Art an. »Daemon, der Einzige, der ansonsten Schwarzgrau trägt, ist Andulvar, und der lebt nicht mehr in Terreille. Wer sonst sollte es sein?«
    Daemon seufzte. Er verstand es nicht, aber er war froh, es zu wissen.
    »Bekomme ich eine Kopie von dem Bild?«
    »Warum?« Als Jaenelle ihn mit einem Blick bedachte, der ihn zusammenzucken ließ, beeilte er sich zu versichern: »Na gut.«
    »Und auch eines von dir?«
    »Ich habe kein Bild von mir.«
    »Wir könnten eines anfertigen lassen.«
    »Warum ... ach, egal. Hast du einen bestimmten Grund?«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich gehe mal davon aus, dass du nicht vorhast, ihn mir mitzuteilen, wie?«
    Jaenelle hob eine Augenbraue. Sie ahmte seine Mimik so perfekt nach, dass er ein Lachen unterdrücken musste. Geschieht mir recht , dachte er trocken. »Also gut«, meinte er und schüttelte reumütig den Kopf.

    »Bald?«
    »Ja, Lady, bald.«
    Jaenelle hüpfte davon, kehrte aber noch einmal zu ihm zurück und hauchte ihm einen federleichten Kuss auf die Wange. Dann war sie verschwunden.
    Daemon hob eine Braue und starrte die geschlossene Tür an, bevor er wieder das Bild ansah. »Du

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