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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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verlassen, nachdem er einer affektierten, jungen, adeligen Hexe erklärt hatte, dass jede Frau in einem Haus des Roten Mondes sie um den Schnitt ihres Kleides beneiden würde – wenn auch nicht um den Körper, der in dem Kleid steckte.
    Daemon stieg die Treppe zu dem Trakt mit den Kinderzimmern empor. Zeit mit Jaenelle zu verbringen war das Einzige, das den Schmerz linderte, den er seit Kartanes Eröffnung bezüglich Lucivar empfand.
    Die Tür zum Musikzimmer stand offen. »Nein, Wilhelmina, nicht so!«, erklang Jaenelles halb entsetzte, halb belustigte Stimme.
    Er musste lächeln, als er in das Zimmer blickte. Wenigstens sprach sie nicht nur mit ihm so.

    Die Mädchen standen in der Mitte des Raumes. Wilhelmina sah ein wenig mürrisch aus, wohingegen Jaenelle wirkte, als sei sie langsam, aber sicher am Ende ihrer Geduld angelangt. Als sie einen Blick in Richtung Tür warf, strahlte sie.
    Daemon unterdrückte ein Seufzen. Diesen Blick kannte er ebenfalls. Gleich würde es Ärger geben.
    Jaenelle stürzte auf ihn zu, packte ihn am Handgelenk und zog ihn ins Zimmer. »Wir werden auf einen der Winsolbälle gehen, und ich habe versucht, Wilhelmina das Walzertanzen beizubringen, aber ich kann es nicht gut erklären, weil ich nicht wirklich weiß, wie man beim Tanzen führt, aber du musst wissen, wie man führt, denn Jungs ...«
    Jungs?
    »... führen beim Tanzen. Also könntest du es Wilhelmina zeigen, nicht wahr?«
    Als hätte er die Wahl, warf Daemon Wilhelmina einen Blick zu. Jaenelle trat zur Seite, die Hände lose verschränkt, und lächelte erwartungsvoll.
    »Ja, Männer«, meinte er trocken, indem er das letzte Wort leicht betonte, »führen in der Tat beim Tanzen.«
    Wilhelmina errötete, da sie die Unterscheidung, die er machte, auf der Stelle verstand.
    Jaenelle hingegen wirkte verwirrt. »Männer. Jungen. Wo liegt da der Unterschied? Ist doch alles das Gleiche.«
    Daemon warf ihr einen abwägenden Blick zu. In ein paar Jahren würde der Unterschied wichtig genug für sie sein. Er schenkte Wilhelmina ein Lächeln und erklärte ihr geduldig die Schrittfolge. »Etwas Musik, Lady?«, forderte er Jaenelle auf.
    Sie hob die Hand. Die kristallene Musikkugel glitzerte auf ihrem Messingständer und füllte den Raum mit erhabenen Klängen.
    Während Daemon mit Wilhelmina tanzte, konnte er beobachten, wie sich ihre Miene veränderte, bald weniger konzentriert, dafür umso entspannter wirkte und schließlich
sogar Freude widerspiegelte. Die Bewegung zauberte Farbe in ihre Wangen und ließ ihre blauen Augen vergnügt glänzen. Er lächelte ihr freundlich zu. Tanzen war die einzige Aktivität mit einer Frau, die er genoss, und er bedauerte es sehr, dass Hoftänze nicht länger in Mode waren.
    Wenn du mit einer Frau ins Bett willst, tue es im Schlafzimmer. Wenn du sie verführen willst, tue es auf der Tanzfläche.
    Es war schwer vorstellbar, dass der Priester dies zu einem kleinen Jungen gesagt haben sollte, doch es war eines der viele Dinge, die Daemon im Laufe der Jahre in jenen Augenblicken zwischen Schlafen und Wachen eingefallen waren. Mittlerweile musste er sich nicht mehr fragen, wessen Stimme da von irgendwo tief in seinem Innern zu ihm zu flüstern schien, eine Stimme, von der er immer gewusst hatte, dass es nicht die seine war.
    Als die Musik aufhörte, ließ Daemon Wilhelmina los und machte eine elegante, förmliche Verbeugung. Dann wandte er sich Jaenelle zu.
    Die Musik setzte erneut ein. Jaenelle hob eine Hand. Er hob die seine. Sie traten aufeinander zu, sodass sich ihre Fingerspitzen berührten, und der Hoftanz begann.
    Er musste nicht über die Schritte nachdenken. Sie kamen natürlich, waren ein Teil von ihm. Die Musik strich über ihn hinweg und lenkte all seine Sinne auf den jungen Körper, der sich mit ihm bewegte. Fingerspitzen berührten Fingerspitzen, Hände berührten Hände, nicht mehr. Das Schwarze sang in ihm und er genoss es, sich derart lebendig zu fühlen.
    Als die Musik wieder aufhörte, brach Jaenelle den Bann, indem sie zurücktrat. Sie hüpfte zu dem Messingständer, legte eine andere Musikkugel ein und tanzte einen lebhaften Volkstanz, die Hände in die Hüften gestemmt, während ihre Füße durch die Luft flogen.
    Daemon und Wilhelmina klatschten gerade Beifall, als die Köchin mit einem Tablett hereinkam. »Ich dachte, ihr
mögt vielleicht ein paar belegte Brote …« Sie stockte, als Daemon ihr das Tablett mit einem strahlenden Lächeln abnahm, es auf einem Tisch abstellte und sie in die

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