Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
dieser Ringe tragen möchtest.«
»Während du fort warst, habe ich mich ein wenig kundig gemacht. Männer müssen laut Einwanderungsgesetz einen Kontrollring tragen.«
Jaenelle gab ein aufgebrachtes Schnauben von sich. »Lucivar, wer wäre denn töricht genug, von dir zu verlangen, dass du belegst, dass du so ein Ding trägst?«
»Dieser Ring ist der Beweis dafür, dass ich dir diene, und ich will ihn tragen.«
Sie bedachte Saetan mit einem kurzen, flehenden Blick, auf den er jedoch nicht einging. »Na gut, ich werde mir etwas ausdenken«, knurrte sie und stieß sich vom Tisch ab. »Karla und ich werden jetzt einen Spaziergang machen.«
Karla, die geistesgegenwärtiger als die Männer reagierte, erhob sich stöhnend und schlurfte hinter Jaenelle aus dem Zimmer.
Andulvar, Prothvar und Mephis hatten ebenfalls rasch Vorwände zur Hand, um sich zurückziehen zu können.
Nachdem Brandy und Yarbarah an den Tisch gebracht worden waren, entließ Saetan die Lakaien. Als er sah, wie eilig sie es hatten, in den Dienstbotentrakt zurückzukehren, umspielte ein grimmiges Lächeln seine Lippen. Seine Angestellten verbreiteten außerhalb der Burg keinen Klatsch, dafür trugen Beale und Helene Sorge; doch nur ein Narr konnte denken, dass sie untereinander ebenfalls keine Gerüchte austauschten. Lucivars Ankunft hatte für einige Aufregung gesorgt. Und nun würde er sogar im Dienst ihrer Lady stehen …
Dem heutigen Abend nach zu schließen würden es interessante – und lange – fünf Jahre werden.
»Du spielst ein faszinierendes Spiel«, meinte Saetan leise, während er sich ein Glas Yarbarah erwärmte. »Und ein gefährliches. «
Lucivar zuckte mit den Schultern. »Nicht zu gefährlich, solange ich sie nur oberflächlich reize.«
Der Höllenfürst musterte Lucivars bewusst ausdruckslose Miene. »Aber begreifst du auch, wer – und was – unter jener Oberfläche verborgen liegt?«
Ein müdes Lächeln umspielte Lucivars Lippen. »Ich weiß, wer sie ist.« Er nippte an seinem Brandy. »Du kannst es nicht gutheißen, dass ich ihr diene, nicht wahr?«
Saetan schwenkte sein Glas zwischen den Fingern. »Du hast es geschafft, in den letzten drei Monaten mehr für ihre körperliche und emotionale Gesundheit zu tun als ich in zwei Jahren. Das muss ich erst einmal verarbeiten.«
»Du hast ein stärkeres Fundament gelegt, als du denkst.« Lucivar grinste. »Außerdem wird von einem Vater erwartet, dass er ein starker und hilfreicher Beschützer ist. Ältere Brüder hingegen sind von Natur aus eine Plage und neigen dazu, überfürsorgliche Tyrannen zu sein.«
Saetan lächelte. »Du bist ein überfürsorglicher Tyrann?«
»Das bekomme ich jedenfalls oft genug und mit Nachdruck gesagt.«
Das Lächeln verschwand aus Saetans Gesicht. »Sei vorsichtig, Lucivar. Sie hat einige seelische Narben, von denen du nichts ahnst.«
»Ich weiß von der Vergewaltigung – und von Briarwood. Wenn es ihr nicht gut geht, spricht sie im Schlaf.« Lucivar füllte sein Glas erneut und erwiderte Saetans kalten Blick. »Ich habe das Bett mit ihr geteilt. Ich habe sie nicht bestiegen. «
Das Bett mit ihr geteilt . Saetan musste seinen Zorn unterdrücken, während er den tieferen Sinn jener Bemerkung überdachte. Sofort kam ihm der häufige Körperkontakt in den Sinn, den Jaenelle Lucivar gewährte, ohne sich in jene eiskalte
gefühlsmäßige Leere zurückzuziehen, die ihnen allen immer Angst machte. »Und sie hatte nichts dagegen?«, erkundigte er sich behutsam.
Lucivar stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Natürlich hatte sie etwas dagegen. Welche Frau hätte das nicht, nachdem sie derart verletzt worden ist? Noch mehr hatte sie jedoch gegen die Vorstellung, ihr Patient könne vor dem Kamin schlafen, und ich hatte ebenso viel dagegen einzuwenden, dass die Heilerin, die mir das Leben gerettete hatte, auf dem Boden schlafen wollte. Also haben wir uns geeinigt: Ich habe mich nicht darüber beklagt, wie sie rücksichtslos die Kissen an sich riss, die Decke durcheinander brachte, mehr als die Hälfte des Bettes für sich in Anspruch nahm, diese reizenden Geräusche von sich gab, die wir selbstverständlich niemals als Schnarchen bezeichnen würden, und schlecht gelaunt vor sich hin grummelte, bis sie morgens ihre erste Tasse Kaffee getrunken hatte. Sie hingegen hat sich nicht darüber beklagt, wie ich rücksichtslos die Kissen an mich riss, die Decke durcheinander brachte, mehr als die Hälfte des Bettes für mich in Anspruch nahm, diese
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