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Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung

Titel: Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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Lauf zu lassen. Und bei Männern des Blutes war dies immer ein feiner Balanceakt zwischen zwei entgegengesetzten Instinkten. »Die Harpyien haben Greer hingerichtet«, bemerkte er jäh. »Sie besitzen ein gewisses Feingefühl, was derlei Dinge betrifft.«
    Lucivar nickte.
    Ruhig. Er würde die Nerven behalten müssen für das, was die Zukunft brachte. »Lucivar, sieh zu, ob du Jaenelle überreden kannst, dir Sceval zu zeigen. Du solltest Kaetien und die anderen Einhörner kennen lernen.«
    »Warum?« Lucivars Blick ruhte unverwandt auf ihm.
    »Ich habe etwas zu erledigen, weswegen ich ein paar Tage im Bergfried in Terreille verbringen muss. Mir wäre es lieber, wenn Jaenelle währenddessen nicht hier wäre und Fragen stellt oder nachgrübelt, wo ich hingegangen bin.«
    Lucivar dachte eine Zeit lang über das Gesagte nach. »Meinst du, du wirst es schaffen?«
    Saetan seufzte erschöpft. »Das werde ich erst wissen, wenn ich es versucht habe.«
    2Terreille
    B ehutsam befestigte Saetan seinen Ring mit dem schwarzen Juwel in der Mitte des gewaltigen Verworrenen Netzes. Zwei Tage lang hatte er Geoffreys Stundenglasarchive durchforsten müssen, um auf die Antworten zu stoßen, die er gesucht hatte. Zwei weitere hatte es gedauert, um das Netz zu erschaffen. Anschließend hatte er sich selbst zwei Tage gegönnt, in denen er sich ausgeruht hatte und langsam wieder zu Kräften gekommen war.

    Draca hatte nichts gesagt, als er um ein Gästezimmer und einen Arbeitsraum im Bergfried von Terreille gebeten hatte. Allerdings war das Arbeitszimmer mit einem Rahmen ausgestattet gewesen, der groß genug für das Verworrene Netz war. Geoffrey hatte kein Wort über die Bücher verloren, die Saetan bestellt hatte; jedoch hatte er das eine oder andere Werk hinzugefügt, an das Saetan nicht gedacht hatte.
    Saetan atmete tief durch. Es war so weit.
    Normalerweise war eine Schwarze Witwe auf Körperkontakt angewiesen, um jemanden aus dem Verzerrten Reich herauszuführen. Manchmal konnten Blutsbande jedoch ansonsten unüberwindbare Grenzen überschreiten, und niemand war über das Blut enger mit Daemon verbunden als er. Die Verbindung von Vater und Sohn; außerdem das Band, das sie in jener Nacht an Cassandras Altar geknüpft hatten.
    Und nun sollte Blut zu Blut singen.
    Saetan stach sich in den Finger und gab je einen Blutstropfen auf die vier Ankerfäden, mit denen das Netz an dem Holzrahmen befestigt war. Das Blut floss die oberen Fäden hinab und stieg von den unteren empor. In dem Augenblick, als die Tropfen Saetans Ring erreichten, berührte der Höllenfürst leicht das schwarze Juwel und beschmierte es mit etwas Blut.
    Das Netz erglühte. Saetan sang den Zauber, der ihm die Landschaft eröffnen würde, die zu dem Menschen führte, nach dem er suchte.
    Eine geschundene Landschaft voller Blut und zerborstener Kristallkelche.
    Nachdem Saetan erneut tief durchgeatmet hatte, konzentrierte er sich ganz auf den Ring mit dem schwarzen Juwel und begab sich auf die Reise in den Wahnsinn.

    *Daemon.*
    Er hob den Kopf.
    Die Worte zogen ihre Kreise, warteten auf ihn. Die Ränder der winzigen Insel zerbröckelten noch ein Stück.
    * Daemon. *

    Die Stimme kam ihm bekannt vor. Du bist mein Instrument.
    * Daemon! *
    Er blickte empor. Drückte sich flach gegen den weichen Boden.
    Über ihm schwebte eine Hand, die versuchte, ihn zu erreichen. Eine helle Hand mit langen, schwarz gefärbten Fingernägeln. Ein Handgelenk wurde sichtbar. Ein Stück des Unterarms. Die Hand versuchte, nach ihm zu greifen.
    Die Stimme kam ihm bekannt vor. Die Hand ebenfalls. Er hasste beide.
    *Daemon, komm zu mir. Ich kann dir den Weg zurück weisen.*
    Worte lügen. Blut nicht.
    Die Hand zitterte unter der Anstrengung, die es ihr sichtlich bereitete, nach ihm zu greifen.
    *Daemon, lass mich dir helfen. Bitte.*
    Nur wenige Zentimeter trennten sie voneinander. Er musste nur eine Hand heben, um die Insel zu verlassen.
    Seine Finger zuckten.
    *Daemon, vertrau mir. Ich kann dir helfen.*
    Blut. So viel Blut. Ein Meer von Blut. Er würde darin ertrinken. Weil er jener Stimme einmal vertraut und etwas getan hatte … er hatte …
    *Lügner!*, brüllte er. *Niemals werde ich dir vertrauen!*
    *Daemon.* Ein gequältes Flehen.
    * Niemals!*
    Die Hand begann zu verblassen.
    Angst durchflutete ihn. Er wollte nicht mehr allein sein inmitten dieses Blutmeers, mit den um ihn kreisenden Worten, die nur darauf warteten, ihm wieder und wieder ins Fleisch zu schneiden. Er wollte die Hand packen und

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