Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
sah grau und abgespannt aus.
Gelassen deutete Lucivar auf das rote Geburtsjuwel, das Saetan trug. »Damit wirst du kaum in der Lage sein, mich hinauszuwerfen.«
Saetan rief nicht Schwarz herbei.
Lucivar erriet, dass Schwarz bis auf den letzten Tropfen erschöpft sein musste. Jaenelle in ihrem derzeitigen körperlichen und emotionalen Zustand in den Bergfried zu bringen, hatte immense Kraft gekostet.
Unter leisem Fluchen hinkte Saetan auf einen Sessel zu. Er griff nach einer Karaffe mit Yarbarah, die auf einem Beistelltisch stand. Seine Hand zitterte heftig.
Rasch durchquerte Lucivar das Zimmer, griff nach der Karaffe mit dem Blutwein und schenkte ein Glas ein, um es anschließend zu erwärmen. »Brauchst du frisches Blut?«, erkundigte er sich leise.
Selbst nach all den Jahrhunderten waren die tiefen Wunden, die Luthvians Anschuldigungen dem Höllenfürsten geschlagen hatten, immer noch nicht verheilt. Hüter benötigten von Zeit zu Zeit frisches Blut, um bei Kräften zu bleiben. Anfangs hatte Lucivar sich bemüht, Saetans ärgerliche Weigerung zu verstehen, wenn er ihm Blut frisch von der Ader anbot. Er hatte versucht, nicht verletzt zu reagieren, wenn der Höllenfürst dieses Geschenk von jedem außer ihm annahm. Doch jetzt erzürnte es ihn, dass die Worte einer anderen immer noch zwischen ihnen standen. Er war kein Kind mehr. Wenn der Sohn die Gabe bereitwillig darbot, warum konnte der Vater sie dann nicht wohlwollend akzeptieren?
Saetan wich seinem Blick aus. »Nein danke.«
»Trink das.« Lucivar drückte ihm das Weinglas in die Hand.
»Ich will, dass du von hier verschwindest, Lucivar.«
Nachdem Lucivar sich selbst ein Glas Brandy eingeschenkt hatte, schob er einen Fußschemel vor Saetans Sessel und ließ sich darauf nieder. »Wenn ich von hier verschwinde, nehme ich sie mit.«
»Das kannst du nicht«, fuhr Saetan ihn an. »Sie ist …« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Ich fürchte, sie ist nicht ganz bei Verstand.«
»Kaum verwunderlich, da man ihr Safframate verabreicht hat.«
Saetan warf ihm einen zornigen Blick zu. »Red keinen Blödsinn! Solch eine Wirkung hat Safframate nicht.«
»Wie willst du das wissen? Dir hat man es niemals eingeflößt. « Lucivar gab sich Mühe, nicht verbittert zu klingen. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich von der Vergangenheit einholen zu lassen.
»Ich habe Safframate selbst genommen.«
Mit zusammengekniffenen Augen musterte Lucivar seinen Vater. »Was meinst du damit?«
Saetan leerte sein Glas. »Safframate ist ein Aphrodisiakum, das benutzt wird, um die eigene Ausdauer zu steigern und der Partnerin länger lustvolles Vergnügen bereiten zu können. Die Samen sind so groß wie die des Löwenmauls. Man zerstößt ein oder zwei und fügt sie einem Glas Wein bei.«
»Ein oder zwei Samen«, schnaubte Lucivar verächtlich. »Höllenfürst, in Terreille stellen sie ein Pulver daraus her und geben es dir löffelweise zu schlucken.«
»Aber das ist Wahnsinn! Würde man jemandem so viel verabreichen …« Entgeistert starrte Saetan die geschlossene Tür an, die in Jaenelles Schlafzimmer führte.
»Genau«, meinte Lucivar sachte. »Lust mündet sehr schnell in Qual. Der Körper ist rasch so erregt und empfindlich, dass die geringste Berührung schmerzt. Der Sexualtrieb löscht alles andere aus, doch eine derart hohe Dosis Safframate sorgt
gleichzeitig dafür, dass man den Orgasmus nicht erreichen kann. Es gibt keinerlei sexuelle Erleichterung, sondern nur permanentes Begehren und stetig wachsende Empfindlichkeit. «
»Mutter der Nacht«, flüsterte Saetan und ließ sich in seinen Sessel zurückfallen.
»Doch wenn jemand sich weigert, sich sexuell hinzugeben, während sie noch unter dem Einfluss des Mittels steht … tja, dann kann die traute Zweisamkeit schnell gewalttätig enden.«
Saetan musste die Tränen zurückblinzeln. »Man hat dir das angetan, nicht wahr?«
»Ja, aber nicht oft. Die meisten Hexen waren nicht der Meinung, dass eine Nacht mit mir es wert war, sich außerdem meine Wutausbrüche ins Schlafzimmer zu holen. Und die meisten, die es dennoch versuchten, haben das Bett nicht heil verlassen; sofern sie überhaupt in der Lage waren, es zu verlassen. Ich habe meine eigenen Vorstellungen von wilder Leidenschaft.«
»Und Daemon?«
»Er hatte seine eigene Art, damit umzugehen.« Lucivar erschauderte. »Sie nannten ihn nicht umsonst den Sadisten.«
Als Saetan nach dem Yarbarah griff, zitterte seine Hand zwar immer noch, doch nicht
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