Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
in der Luft verschwinden lassen.
»Dein Körper, Mylady«, sagte Saetan sanft. »Wir wollen den Körper, den du mit solcher Geringschätzung behandelst. Da du ihn offensichtlich nicht haben willst, nehme ich ihn für denjenigen in Verwahrung, der letzten Endes Anspruch darauf hat.«
Mit weit aufgerissenen Augen starrte Jaenelle ihn entgeistert an. »Du möchtest, dass ich meinen Körper verlasse? Wie … wie damals?«
»Verlassen?« Seine Stimme klang seidenweich und gefährlich. »Nein, du brauchst ihn nicht zu verlassen. Ich bin mir
sicher, dass der Anwärter darauf nichts dagegen hätte, ihn dir für immer zu borgen. Doch es wäre nur eine Leihgabe – verstehst du? –, und du müsstest mit dem Körper genauso pfleglich umgehen wie mit jeder anderen Sache, die dir ein Freund geliehen hat.«
Sie musterte ihn lange. »Und wenn ich nicht pfleglich damit umgehe? Was machst du dann?«
Saetan stieß sich von der Wand ab.
Jaenelle zuckte zusammen, doch sie hielt seinem Blick stand.
»Nichts«, antwortete er eine Spur zu sanft. »Ich werde mich nicht mit dir streiten. Ich werde keine körperliche Gewalt oder die Kunst anwenden, um dich zu zwingen. Ich werde nichts tun, als deine Vergehen aufzunotieren. Ich werde niemals eine Erklärung von dir verlangen, aber auch niemals etwas für dich erklären. Du kannst eines Tages versuchen Daemon zu erklären, weshalb du derart schlechten Gebrauch von etwas gemacht hast, für das er so teuer bezahlt hat.«
Jaenelle wurde kreidebleich. Saetan fing sie auf, als sie zu taumeln anfing, und hielt sie an die Brust gepresst.
»Herzloser Bastard«, flüsterte sie.
»Mag sein«, entgegnete er. »Wie lautet also deine Antwort, Lady?«
*Jaenelle! Du hast es versprochen!*
Jaenelle sprang aus seinen Armen, wobei sie das Gleichgewicht verlor und gegen die Korridorwand fiel. Ihre schuldbewusste Miene ließ arglistige Freude in Saetan aufkeimen. Als er sah, dass Lucivar sich ihr von der anderen Seite näherte, wandte er seine Aufmerksamkeit dem verärgerten, mittlerweile halb herangewachsenen Sceltie und der schweigsamen, jedoch gleichermaßen erzürnten arcerianischen Katze zu. Letztere wog mittlerweile genauso viel wie Lucivar, obgleich sie noch fünf Jahre vor sich hatte, in denen sie weiter wachsen würde.
»Was hat die Lady versprochen?«, fragte er Ladvarian.
*Du hast versprochen zu essen und zu schlafen und Bücher zu lesen und kurze Spaziergänge zu machen, bis du
wieder ganz gesund bist*, meinte Ladvarian vorwurfsvoll, den Blick unverwandt auf Jaenelle gerichtet.
»Das habe ich getan.«, stammelte Jaenelle.
*Du hast mit Lucivar gespielt!*
Lucivar löste sich von der Wand, um den Tieren seinen linken Arm zu präsentieren. »Sie hat sogar mit mir gerauft.«
Ladvarian und Kaelas knurrten Jaenelle zornig an.
»Das hier ist etwas anderes«, stieß sie hervor. »Es ist wichtig. Und Lucivar und ich haben miteinander gekämpft .«
»Ja«, pflichtete Lucivar ihr düster bei. »Und alles nur, weil ich dachte, sie sollte sich ausruhen, anstatt sich so sehr anzustrengen, dass sie einen Zusammenbruch erleidet.«
Das Knurren wurde lauter.
*Pfui, Lady!*, meinte Saetan, der einen schwarzen Faden benutzte, um ihre Unterhaltung vor den anderen abzuschirmen. *Ein Versprechen zu brechen, dass du deinen kleinen Geschwistern gegeben hast! Möchtest du nun meinen Bedingungen zustimmen, oder sollen wir alle dich noch ein bisschen länger anknurren?*
Ihr giftiger Blick beantwortete seine Frage nicht nur, sondern ließ auch darauf schließen, wie häufig sie bei derartigen Diskussionen den Kürzeren zog, sobald Ladvarian und damit auch Kaelas sich etwas in den pelzigen Kopf gesetzt hatten.
»Meine Brüder.« Saetan neigte den Kopf höflich in Richtung der beiden Tiere. »Die Lady würde ein Versprechen niemals ohne triftigen Grund brechen. Trotz der damit einhergehenden Risiken für ihr eigenes Wohlbefinden hat sie sich zu einer heiklen Aufgabe verpflichtet, die unter keinen Umständen verschoben werden kann. Da dieses Versprechen gegeben wurde, bevor sie euch etwas gelobte, müssen wir uns den Wünschen der Lady fügen. Wie sie schon sagte, es ist wichtig.«
*Was ist wichtiger als die Lady?*, wollte Ladvarian wissen.
Saetan blieb eine Antwort schuldig.
Jaenelle wand sich. »Mein … Gefährte … ist im Verzerrten Reich gefangen. Wenn ich ihm nicht den Weg nach draußen zeige, wird er sterben.«
*Gefährte?* Ladvarian spitzte die Ohren. Er wedelte kurz mit dem Schwanz, der eine
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