Die schwarzen Juwelen 02 - Dämmerung
zu finden, der sie vergewaltigt hatte, um den Kerl Zentimeter für Zentimeter in Stücke zu reißen. »Ich brauche dein Blut nicht, Hexenkind. «
Zornig funkelte sie ihn an und entblößte die Zähne. »Mit meinem Blut ist alles in Ordnung, Höllenfürst«, zischte sie. »Es ist nicht verunreinigt.«
»Natürlich ist es nicht verunreinigt«, erwiderte er unwirsch.
»Warum nimmst du meine Gabe dann nicht an? Früher hast du dich auch nicht geweigert.«
Mittlerweile waren ihre Saphiraugen dunkel umschattet. Der Preis, den sie zu zahlen hatte, um menschlich zu sein, schien aus Verletzlichkeit und Unsicherheit zu bestehen.
Er hob ihre Hand an seine Lippen und küsste ihre Fingerknöchel. Ob er ihr behutsam – und ohne sie zu verletzen – vorschlagen könnte, sich etwas anzuziehen? Eins nach dem anderen, SaDiablo. »Es hat drei Gründe, dass ich dein Blut im Moment nicht möchte. Erstens brauchst du jeden Tropfen selbst, bis du wieder ganz zu Kräften gekommen bist. Zweitens verwandelt sich dein Körper gerade vom Kind zur Frau, und damit verändert sich auch die Wirkung deines Bluts. Unterziehen wir es also besser einem Test, bevor ich mir am Ende ein flüssiges Blitzgewitter hinter die Binde kippe.«
Sie musste kichern.
»Und drittens hat Draca ebenfalls entschieden, dass ich frisches Blut benötige.«
Jaenelle riss die Augen auf. »O je, armer Papa!« Sie biss sich auf die Lippe. »Darf ich dich so nennen?«, erkundigte sie sich kleinlaut.
Er zog sie an sich. »Es wäre mir eine Ehre, Papa genannt zu werden.« Seine Lippen strichen über ihre Stirn. »Aber es ist ein wenig kalt hier im Zimmer, Hexenkind. Meinst du, du könntest dir einen Morgenrock anziehen? Und Hausschuhe? «
»Jetzt klingst du auch schon ganz wie ein Papa«, murrte Jaenelle.
Saetan lächelte. »Ich habe lange darauf gewartet, viel Wirbel um eine Tochter machen zu können, und ich habe vor, es in vollen Zügen auszukosten.«
»Hab ich ein Glück«, stöhnte Jaenelle auf.
Er musste lachen. »Na, und ich erst!«
6Kaeleer
M it einem Seufzen starrte Saetan das Stärkungsmittel in dem Rabenglaskelch an. Das Gefäß berührte schon beinahe seine Lippen, als jemand an die Tür klopfte.
»Herein«, rief er ungeduldig.
Andulvar betrat das Zimmer, gefolgt von seinem Enkel Prothvar und Mephis, Saetans ältestem Sohn. Wie Andulvar waren Prothvar und Mephis seit jenem lange Zeit zurückliegenden Krieg zwischen Terreille und Kaeleer dämonentot. Zuletzt trat Geoffrey ein, der Geschichtsschreiber und Bibliothekar des Bergfrieds.
»Probier das hier.« Saetan hielt Andulvar den Kelch entgegen.
»Warum?«, wollte Andulvar wissen, indem er das Gefäß misstrauisch beäugte. »Was ist es?«
Verfluchte eyrische Vorsicht! »Ein Stärkungsmittel, das Jaenelle mir gebraut hat. Sie behauptet, ich sähe immer noch angeschlagen aus.«
»Das tust du auch«, knurrte Andulvar. »Also trink schon.«
Saetan knirschte mit den Zähnen.
»Es riecht nicht schlecht«, warf Prothvar ein, legte aber augenblicklich die Flügel enger an den Körper, als Saetans zorniger Blick ihn traf.
»Es schmeckt auch nicht schlecht«, meinte Saetan, der nicht ungerecht sein wollte.
»Wo liegt dann das Problem?«, fragte Geoffrey mit verschränkten Armen. Er betrachtete den Kelch mit gerunzelter Stirn, sodass seine schwarzen Augenbrauen genauso spitz verliefen wie seine ausgeprägten Geheimratsecken. »Hast du Angst, sie könnte in ihrer Ausbildung nicht weit genug sein, um ein derartiges Mittel herzustellen? Meinst du, ihr sei ein Fehler unterlaufen?«
Der Höllenfürst hob eine Braue. »Wir sprechen hier von Jaenelle.«
»Ach ja«, meinte Geoffrey beklommen.
Saetan streckte ihm den Kelch entgegen. »Sag mir, was du davon hältst.«
Andulvar stemmte die Fäuste in die Hüften. »Warum bist du so erpicht, das Mittel zu teilen? Weshalb trinkst du es nicht, wenn damit alles in Ordnung ist?«
»Das habe ich schon getan. Einmal am Tag in den letzten zwei Wochen«, gab Saetan mürrisch zurück. »Aber dieses Mittel ist so verflucht … stark.« Das letzte Wort klang fast wie ein Flehen.
Geoffrey griff nach dem Kelch, nahm einen kleinen Schluck und rollte die Flüssigkeit auf der Zunge hin und her, bis er sie hinunterschluckte. Noch während er den Kelch an Andulvar weiterreichte, stieß er ein Keuchen aus und hielt sich mit der Hand den Magen.
»Geoffrey?« Bestürzt packte Saetan Geoffrey am Arm, da der ältere Hüter bedenklich zu schwanken angefangen hatte.
»Soll es
Weitere Kostenlose Bücher