Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten
ihren Kleidungsstücken schnupperte.
»Irgendetwas Interessantes entdeckt?«, wollte Surreal wissen.
Der Hund machte einen Satz von dem Koffer weg und lief auf die Tür zu. Dann blieb er jedoch stehen. Ein nervöses Zittern durchlief seinen Körper, wobei er sie aus braunen Augen anstarrte. Sein Schwanz gab zwei hoffnungsvolle Tock-Tocks von sich, bevor er sich zwischen den Hundebeinen einrollte.
Surreal ließ den Dolch verschwinden. Ohne den Hund ganz aus den Augen zu lassen, überprüfte sie den Inhalt des Schrankkoffers. Als sie sah, dass er nichts anderes getan hatte, als daran zu schnüffeln, entspannte sie sich und wandte sich zu dem Tier um.
»Du bist groß«, sagte sie freundlich. »Darfst du überhaupt in die Burg?«
»Wuff.«
»Du hast Recht. Wenn man bedenkt, wie groß die Burg ist, war das eine dumme Frage.« Sie streckte ihm ihre zu einer losen Faust geballte Hand entgegen.
Er nahm die Einladung an und beschnupperte ihre Hand, ihre Füße, ihre Knie, ihre …
»Nimm sofort deine Schnauze aus meinem Schritt«, knurrte Surreal.
Er wich einige Schritte zurück und musste niesen.
»Tja, das ist deine Meinung.«
Sein Mund verzog sich zu einem Hundegrinsen. »Wuff.«
Lachend räumte Surreal ihre Kleidungsstücke in den hohen Schrank und die mit einem Spiegel versehene Frisierkommode. Nachdem sie das letzte Stück weggehangen hatte, schloss sie den Koffer.
Sobald der Hund sah, dass ihre Aufmerksamkeit nun wieder ihm galt, setzte er sich und streckte ihr eine Pfote entgegen.
Na ja, im Grunde wirkte er gutmütig.
Sie schüttelte ihm die Pfote. Anschließend fuhr sie ihm mit den Händen durch das Fell, kratzte ihn hinter den Ohren und kraulte ihm den Kopf, bis er glückselig die Augen schloss. »Du bist ein hübsches Kerlchen, nicht wahr? Ein großer Bursche mit dickem Pelz.«
Er gab ihr zwei leidenschaftliche, wenn auch schlabberige Küsse aufs Kinn.
Surreal richtete sich auf und streckte sich. »Jetzt muss ich aber los, Junge. Irgendwo hier auf der Burg wartet mein Abendessen auf mich, und ich habe vor, es zu finden.«
»Wuff.« Mit wedelndem Schwanz sprang der Hund auf die Tür zu.
Sie beäugte ihn. »Na, ich schätze mal, du wirst wissen, wo es etwas zu essen gibt. Gib mir nur schnell Zeit, mich fertig zu machen, dann gehen wir auf die Jagd nach dem versteckten Abendessen.«
» Wuff. «
Beim Feuer der Hölle , dachte Surreal, während sie sich die Hände wusch und die Haare kämmte. Sie musste erschöpfter sein, als sie gedacht hatte, wenn sie sich einbildete, einen gewissen Tonfall aus dem Hundegebell herauszuhören. Es klang fast so, als würde der Hund ihr tatsächlich antworten! Und sie hätte schwören können, dass das letzte Wuff amüsiert geklungen hatte. Ebenso wie sie hätte schwören können, dass jemand versuchte, sie auf einem mentalen Kommunikationsfaden
zu erreichen, wobei die Verbindung jedoch auf ihrer Seite nicht richtig zustande kam.
Die Stimmung des Hundes hatte sich verändert, als sie in das Schlafzimmer zurückkehrte. Nachdem sie die Tür in den Gang geöffnet hatte, bedachte er sie mit einem traurigen Blick und stahl sich hinaus.
Prinz Aaron lehnte an der gegenüberliegenden Korridorwand.
Er war ein gut aussehender Mann mit schwarzem Haar, grauen Augen und von einer Größe und Statur, die zweifellos bei den Frauen gut ankamen. Gegen Sadi würde er zwar den Kürzeren ziehen – aber wer würde das nicht? Sie konnte sich jedenfalls nicht vorstellen, dass Aaron je verlegen um Einladungen vonseiten der Damenwelt gewesen war.
Vielleicht erklärte das die Wachsamkeit, die unter dem arroganten Selbstbewusstsein verborgen lag, das er zur Schau trug.
»Da ihr euch hier noch nicht auskennt, wollte ich dich und Lady Benedict zum Esszimmer begleiten«, sagte Aaron, und sah dabei aus, als könne er sich kaum ein Lächeln verkneifen. »Aber wie ich sehe, hast du bereits einen Begleiter.«
Der Hund spitzte die Ohren. Sein Schwanz machte Tock-Tock .
Der Gang füllte sich mit lästigen männlichen mentalen Strömungen. Kurzzeitig war Surreal versucht, einem der beiden einen festen Klaps zu verpassen, um zu unterbinden, was auch immer da im Gange sein mochte. Doch wenn sie es sich mit ihren Begleitern verscherzte, würde sie versuchen müssen, das Esszimmer auf eigene Faust zu finden.
Glücklicherweise trat Wilhelmina Benedict just in diesem Augenblick aus ihrem Zimmer, welches an Surreals Schlafgemach grenzte. Nachdem Aaron auch Wilhelmina erklärt hatte, dass er ihr
Weitere Kostenlose Bücher