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Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten

Titel: Die schwarzen Juwelen 03 - Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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streckte ihm die Hand mit den schlanken Fingern und den langen, schwarz gefärbten Nägeln entgegen. »Daemon … Jaenelle lebt«, sagte er leise.
    Das Zimmer schrumpfte. Der Tunnel wurde immer schmaler. Die Hand wartete auf ihn, bot ihm Kraft, Sicherheit und Trost – all die Dinge, denen er sich verweigert hatte, als er im Verzerrten Reich gewesen war.
    »Daemon.«
    Daemon machte einen Schritt vorwärts. Er hob seine Hand mit den schlanken Fingern und den langen, schwarz gefärbten Nägeln. Diesmal fürchtete er seine eigene Zerbrechlichkeit. Er würde die Versprechen, die Saetan ihm bot, kein zweites Mal ausschlagen.
    Er tat einen weiteren Schritt auf die Hand zu, die ein Spiegelbild der seinen war.
    Kurz bevor ihre Finger sich berühren konnten, verschwamm das Zimmer um ihn her und er stürzte ins Dunkel.
»Lass den Kopf unten, Junge. Atme langsam und ruhig. So ist es gut.«
    Die Hand, die ihm über Kopf, Nacken und Wirbelsäule strich, strahlte gelassene Kraft und Wärme aus.
    Von der Anstrengung wurde ihm übel, doch nach kurzer Zeit hatte Daemon das Gefühl, dass sein Gehirn und sein Körper wieder einigermaßen zusammenarbeiteten, und er schlug die Augen auf. Er starrte auf den Boden zwischen seinen Füßen – erdbraun mit Wirbeln in frischem Grün und Rostrot. Offensichtlich konnte der Teppich sich nicht recht entscheiden, ob er Frühling oder Herbst repräsentierte.
    »Möchtest du einen Brandy oder einen Eimer?«, wollte Lucivar wissen.
    Weshalb sollte er einen Eimer wollen?
    Eine Welle der Übelkeit schlug über ihm zusammen. Vorsichtig schluckte er. »Brandy.« Er biss die Zähne zusammen und hoffte, nicht die falsche Wahl getroffen zu haben.
    Als Lucivar zurückkehrte, wurde Daemon ein großzügig gefülltes Glas in die Hand gedrückt, außerdem bekam er zusätzlich einen Eimer zwischen die Füße geschoben.
    Die Hand, die seinen Nacken massierte, verharrte. »Lucivar«, sagte Saetan, dessen Stimme halb belustigt, halb ärgerlich klang.
    »Helene wird nicht gerade erbaut davon sein, wenn er sich auf den Teppich übergibt.«
    Daemon kannte den Ausdruck nicht, den Saetan benutzte, aber er klang unschön. Es war kleinlich, aber er empfand eine kindische Freude darüber, dass sein Vater Partei für ihn ergriff.
    »Zur Hölle mit dir«, meinte er, wobei er sich aufsetzte und einen Schluck Brandy trank.
    »Wenigstens bin ich nicht derjenige, der eben noch beinahe auf die Schnauze gefallen wäre«, versetzte Lucivar launig, dessen Flügel unruhig hin und her schlugen.
    »Kinder«, mahnte Saetan.
    Da sein Magen den Brandy nicht sofort wieder von sich gab, nahm Daemon einen weiteren Schluck – und machte sich
daran, endlich die Fragen zu stellen, die dringend einer Antwortet bedurften. »Sie lebt wirklich?«
    »Sie lebt wirklich«, erwiderte Saetan sanft.
    »Sie hat hier gelebt, seit …« Er brachte es nicht über sich, es auszusprechen.
    »Ja.«
    Daemon wandte den Kopf, da er die Antwort nicht nur hören, sondern auch in Saetans Augen sehen musste. »Und sie ist geheilt?«
    »Ja.«
    Doch ihm entging der zögerliche Ausdruck in den goldenen Augen nicht.
    Während er erneut von dem Brandy trank, dämmerte ihm allmählich, dass das Zimmer zwar von Jaenelles dunkler mentaler Signatur durchtränkt war, dass die Spuren jedoch nicht frisch waren. »Wo ist sie?«
    »Sie macht ihre Herbstreise durch die verwandten Territorien«, gab Saetan Auskunft. »Wir versuchen gemeinhin, sie in dieser Zeit nicht zu stören, aber ich könnte …«
    »Nein.« Daemon schloss die Augen. Er benötigte Zeit, sein Gleichgewicht wiederzufinden, bevor er ihr erneut gegenübertrat. »Es kann warten.« Es hatte schon dreizehn Jahre lang gewartet. Ein paar Tage mehr würden keinen Unterschied machen.
    Zögernd warf Saetan Lucivar einen Blick zu, woraufhin dieser nickte. »Es gibt da etwas, über das du dir Gedanken machen solltest, bevor sie zurückkommt.« Er rief eine kleine Schmuckschatulle herbei und schob dann den Deckel mit dem Daumen zurück.
    Daemon sah gebannt auf den Rubin, der in den Goldring eingelassen war. Ein Ring der Hingabe. Der Ring, den der Gefährte einer Königin trug. Er hatte den Ring im Verzerrten Reich gesehen, wo er um den Stiel eines Kristallkelches gelegen hatte, der zersplittert und anschließend wieder sorgsam zusammengesetzt worden war. Jaenelles Kelch. Jaenelles Versprechen.
    »Es liegt nicht bei dir, ihn anzubieten«, sagte Daemon. Er
hielt das Brandyglas fest umklammert, um nicht nach dem Ring zu

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