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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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hast, dich in meiner Gegenwart so aufzuspielen«, sagte Surreal sanft. Sie trat einen Schritt auf das Mädchen zu – und spürte, wie etwas gegen ihre Finger klopfte. Nein, das traf es nicht ganz, aber …
    Sie holte ihre Hand hinter dem Rücken hervor, um sich den Briefbeschwerer anzusehen. Auf einmal überfiel sie Ekel, gefolgt von einem flauen Gefühl im Magen.
    Das Glas war nicht mehr massiv, sondern nur noch eine Glocke. Und die Babymaus, die immer noch ein wenig zerquetscht
aussah, saß nun auf ihren Hinterbeinen und hämmerte mit den Vorderpfoten gegen das Glas, während sie um Hilfe quiekte.
    Surreals Hand zitterte, aber sie ließ den Briefbeschwerer nicht fallen. Es war der einzige Gegenstand, den sie gefunden hatte, der ihren Zweck erfüllen würde. Also ließ sie ihn nicht fallen und schleuderte ihn auch nicht in den Kamin.
    »Igitt!«, sagte Dayle mit weit aufgerissenen Augen. »Das ist gruselig! «
    *Ich bitte um Verzeihung, Lady Surreal*, sagte Rainier. *Ich hätte dich nicht davon abbringen sollen, ihnen den Wandschrank zu zeigen. Wahrscheinlich fänden sie eine Leiche und die Maden darin unterhaltsam.*
    »Was ist es gewesen, bevor der Illusionszauber zu wirken begonnen hat?«, fügte Rainier laut hinzu.
    »Eine tote Maus in einem gläsernen Briefbeschwerer.« Sie zögerte, musste dann aber doch nachfragen. Etwas an der eigenartigen Illusion ließ Unbehagen in ihr aufkommen. *Als du noch ein Junge warst, hättest du das unterhaltsam gefunden?*
    *Die Maus? Beim Feuer der Hölle, nein!*
    *Würden Jungen im Allgemeinen so etwas unterhaltsam finden?*
    Rainier musterte sie, spürte aber wohl, dass sie ihm nicht den Grund für ihre Fragen nennen wollte. *Vielleicht. Wenigstens für unsere Begleiter scheint das zuzutreffen.*
    Mutter der Nacht!
    Sie machte Anstalten, sich zu bücken, um nach den Bändern zu greifen, doch Sage hob sie auf und reichte sie ihr. Nachdem sie sich bei dem Mädchen bedankt hatte, setzte sie sich auf die Armlehne des Sofas. Sie wollte sich nicht auf den Sitzkissen niederlassen, weil sie befürchtete, dass die Verwandten der Maus noch darin wohnen könnten.
    Surreal hatte das Papier mit der Warnung über das Wesen des Spukhauses um den Briefbeschwerer gewickelt, und das Taschentuch um das Papier. Alles war fest mit den Bändern zusammengeschnürt.

    »Und jetzt?«, fragte Rainier.
    »Sieh nach, ob das Fenster immer noch ein Fenster ist.«
    Sie sah zu, wie er die Gardine zur Seite zog – und dann heftig fluchend einen Satz rückwärts machte, als schwarze, käferartige Wesen von den Gardinen fielen, die durch die bloße Berührung in Fetzen gingen.
    Ihr Herz setzte aus, als die verfluchten Dinger in die Ritzen unter der Sockelleiste krochen. Es war nicht möglich, zu bestimmen, ob die Käfer echt waren oder bloß eine Illusion – und da ihr Anblick Surreal eine Gänsehaut verursachte, hatte sie wirklich keine Lust, es herauszufinden.
    »Es ist immer noch ein Fenster«, sagte Rainier und spähte durch das Glas. »Wenigstens scheine ich nach draußen auf den Rasen vor dem Haus zu blicken.«
    Sie trat mit einer Armeslänge Abstand an das Fenster heran.
    Rainier musterte die Fensterscheiben. »Wir könnten das Fenster aufmachen und ins Freie klettern.«
    »Was vielleicht einen Zauber auslöst, der uns mehr als Glas in den Weg stellt.«
    »Vielleicht.«
    Der Blick in seinen Augen. Abschätzend. Nachdenklich. Auf der einen Seite lag sein Verlangen als ihr Begleiter, sie außer Gefahr zu schaffen, was immer es kosten mochte, und auf der anderen Seite seine Verantwortung für die Sicherheit der Kinder, die auf seine Einladung hin hier waren.
    Genauso wie er nur auf ihre Einladung hin hier war.
    *Wir sind zusammen hereingekommen, Prinz Rainier. Wir werden zusammen von hier verschwinden.*
    Weiteres Nachdenken. Dann nickte er.
    »Geh so weit beiseite, wie nur möglich, aber halte die Überreste der Gardine aus dem Weg«, sagte sie.
    »Surreal, vielleicht sollte ich …« Er warf einen Blick auf den Briefbeschwerer und sagte nichts mehr.
    »Du trägst Opal, ich trage Grau.« Außerdem war da die schlichte Tatsache, dass ihr Erbe vonseiten der Dea al Mon sie viel stärker machte, als sie aussah.

    »Du hast bereits etwas abbekommen«, sagte Rainier.
    »Ja.« Und das ärgerte sie, denn das Atmen war noch immer verdammt schmerzhaft.
    Es war nicht sehr weit vom Haus bis zu dem schmiedeeisernen Zaun. Höchstens fünfzehn Schritte. Sie konnte einen Stein so weit werfen.
    Surreal wartete, während

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