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Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin

Titel: Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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stellte Cassidy fest, als sie anfing zu graben.
    »Gute Pflanzerde«, bemerkte Gray, der schnell, aber vorsichtig ans Werk ging.
    Sie war so auf die Erde vor sich konzentriert, dass sie Theran erst bemerkte, als er sie schon fast erreicht hatte.
    »Was macht ihr da?«, brüllte er.
    »Graben«, erwiderte Gray knapp. »Nimm die andere Schaufel, Theran. Cassie hat schon genug getan.«

    »Unter dem Baum ist etwas vergraben«, erklärte Cassidy, als sie sah, wie Therans Augen glasig wurden vor Wut, während er den bröckelnden Baum musterte, der das Symbol seiner Familie gewesen war. »Dort unten ist etwas Lebendiges.«
    In seinem Gesicht war nichts zu erkennen außer seiner Wut. Dann schien er die Worte aufzunehmen. »Lebendig?«
    Sie nickte.
    Gray hatte währenddessen nicht aufgehört zu graben. Jetzt stürzte auch Theran sich darauf.
    Cassidy schaute Richtung Terrasse und seufzte, als sie Shira, Ranon, Powell und noch einige andere, darunter ein paar Dienstboten, auf sich zukommen sah. Sie wollten wohl herausfinden, was jetzt schon wieder los war.
    In letzter Zeit kam sie sich immer öfter wie eine Ein-Frau-Schauspieltruppe vor. Anscheinend konnte sie nichts mehr tun, ohne ein Publikum zu haben.
    »Können sie nicht Kunst einsetzen, um den Dreck wegzuschaffen?«, fragte Shira.
    Gray und Theran hörten auf zu graben und sahen sie an.
    Cassidy starrte einen Moment lang in das Loch, dann schloss sie die Augen. Blut zum Blute. Aber das hatte nicht erst angefangen, als sie sich gerade in den Finger geschnitten hatte. Das hatte angefangen, als sie sich die Hände blutig gearbeitet hatte, um vor dem Schmerz wegzulaufen, den Therans Worte in ihr ausgelöst hatten.
    Ihr Blut war auf die Steine getropft, hatte sich mit der Erde vermischt.
    Die Macht einer Königin, die sich mit dem Land verband. Falls sie versuchten, das hier ohne Schweiß und Mühe zu erledigen, würden sie nichts von Wert finden.
    »Wir können keine Kunst einsetzen«, sagte sie.
    Theran und Gray begannen wieder zu graben. Der Boden war immer noch so brüchig, dass sie das Loch erweitern mussten. Ranon holte die Schubkarre und eine weitere Schaufel, um die Erde zu verlagern. Andere Mitglieder des Hofes schlossen sich ihnen an, zusammen mit den Dienstboten und den Männern aus den Stallungen.

    Aber nur Theran und Gray gruben.
    Und es waren Theran und Gray, die gemeinsam die alte, verschlossene Kiste fanden und sie aus dem Loch zogen.
    Ein Schlag mit der Schaufel sprengte das Schloss. Theran öffnete die Kiste und ließ sich dann auf die Fersen sinken. In seinem Gesicht stand blanke Enttäuschung.
    Cassidy nahm eines der Stücke in die Hand und spürte, wie die Erhaltungszauber langsam brachen.
    »Warum sollte sich jemand so eine Mühe machen, um ein bisschen Obst zu erhalten?«, fragte Theran.
    Weil sie wachsen werden , dachte Cassidy.
    »Das sind Honigbirnen«, meinte Gray. Seine Hand schwebte über den anderen Früchten in der Kiste.
    »Solche habe ich noch nie gesehen«, sagte Shira. »In den Shalador-Reservaten gibt es noch ein paar Obstgärten, aber die Bäume sterben ab und die Früchte sind klein und hart.«
    Was aus diesen Früchten erwächst, wird den Geschmack der Erinnerungen tragen.
    Der Erhaltungszauber verlor endgültig seine Wirkung, und die Frucht in ihrer Hand war plötzlich matschig, bereits dem Verfall ausgesetzt.
    »Wir müssen sie sofort einpflanzen«, sagte Cassidy und hob eine Handvoll Erde auf. »Die ist perfekt.«
    Cassidy schaute zu Gray. »Beeilung. Ich denke, wir haben nicht viel Zeit, um sie in die Erde zu bringen, bevor die Erhaltungszauber erlöschen.«
    »Töpfe«, sagte Gray. »Wir setzen sie erst in Töpfe, dann können wir sie auf die Terrasse stellen, da sind sie geschützt.« Er sprang auf. »Im Schuppen sind noch Töpfe.«
    Die Birne in ihrer Hand wurde zu totem Brei.
    Theran starrte sie einen Moment lang an, dann fluchte er und rannte hinter Gray her, gefolgt von Ranon und Shira.
    Sie kamen im Laufschritt zurück, jeder einen Topf im Arm.
    Cassidy streifte ihre Handschuhe ab und löste die Schilde von ihren Händen. Sie brauchte eine Verbindung zur Erde und zu den Birnen ohne Barrieren.

    »Gray, du und Cassidy solltet sie einpflanzen«, sagte Theran. »Ihr scheint ein Gespür dafür zu haben.«
    Was war das für ein Ton in seiner Stimme?, fragte sich Cassidy. Wut? Bitterkeit? Es würde Jahre dauern, bis diese Bäume blühten und Früchte trugen, aber war ein lebendes Symbol nicht besser als ein totes?
    Sie fragte nicht

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