Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
Cassidy, als sie den Schlüssel in das Schmuckkästchen legte, das ihr Vater ihr vor Jahren gemacht hatte. »Dein Nachkomme ist ein sehr sturer, verbohrter Mann.«
Lebe dein Leben.
Ihr Leben. Nicht dasselbe wie ihre Pflichten als Königin.
Vielleicht musste sie Theran erlauben, ihre Tätigkeit als Königin einzuschränken, aber es wurde Zeit, dass sie sich ihr Leben zurückholte.
Als sie das Frühstückszimmer erreichte, sah Ranon so aus, als stünde er innerlich mit dem Rücken zur Wand, Shira wirkte belustigt und Theran wachsam. Powell zog sein Frühstück unnötig in die Länge und Cassidy glaubte nicht, dass ihr Haushofmeister hier wartete, weil er etwas mit ihr zu besprechen hatte, das nicht auch eine Stunde warten konnte. Wahrscheinlich wollte er nur nicht den heutigen Akt des Grayhaven-Dramas verpassen.
»Wo ist Gray?«, fragte sie. Er fühlte sich im Haus inzwischen wohl genug, um hereinzukommen und mit ihnen zu essen, deshalb verspürte sie eine nagende Sorge, als er nicht da war.
»Er ist auf der Terrasse und erklärt den Honigbirnen die Fakten des Lebens«, sagte Theran.
Cassidy presste die Lippen zusammen und traute sich nicht zu fragen, was das heißen sollte.
Shira strich sorgfältig etwas Marmelade auf ihren Toast. Da noch einer auf ihrem Teller lag, vermutete Cassidy, sie tat es nur, um etwas zu tun zu haben.
»Spielst du eigentlich ein Instrument, Lady Cassidy?«, fragte Shira.
Ranon knurrte, die Frage war also wohl nicht so harmlos, wie sie klang.
»Das hängt davon ab, wie du ›spielen‹ definierst«, erwiderte Cassidy, nahm sich schnell etwas zu essen und zog sich den Stuhl neben Shira heran. »Ich kann Noten lesen und ich bringe eine Melodie auf dem Klavier zustande. Warum?«
»Gray meint, die Honigbirnen würden es genießen, wenn ihnen täglich jemand ein wenig Musik vorspielt, und ich glaube, du bist die Einzige, die er noch nicht nach ihren instrumentalen Fähigkeiten gefragt hat.«
Ranon schien seinem Rührei wesentlich mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als es brauchte. Oder verdiente.
»Spielst du?«, wandte Cassidy sich an Shira.
»Trommeln«, erwiderte diese, als Cassidy in ihren Toast biss. »Zu laut für zarte Pflänzchen.«
Theran schnaubte.
Powell spielte an seiner Kaffeetasse herum, versuchte aber nicht einmal, einen Schluck zu nehmen – und weigerte sich, irgendjemanden am Tisch anzusehen.
»Ranon spielt die shaladorische Flöte«, erklärte Shira strahlend.
»Ich werde mich ganz sicher nicht da draußen hinstellen und dreizehn Töpfen mit Dreck Musik vorspielen«, knurrte Ranon.
»Ich habe die shaladorische Flöte noch nie gehört«, meinte Cassidy – und registrierte, wie er blass wurde, als er erkannte, dass es nicht seine Entscheidung war, ob er den Birnbäumen etwas vorspielte.
»Wann immer es der Lady Freude macht«, erwiderte Ranon schließlich.
Entweder war dieser Satz ein Überbleibsel seiner Ausbildung oder Ranon hatte die Protokollbücher studiert.
Lebe dein Leben.
»Wo wir gerade beim Thema Musik sind, Theran«, setzte Cassidy an und registrierte sehr wohl das Zucken und den wachsamen Blick, mit dem er sie musterte. »Ich habe vor, das Konzert auf dem Marktplatz zu besuchen. Soweit ich gehört habe, findet in der Stadt jede Woche eines statt. Der Hauptmann der Wache und du können jede Sicherheitsmaßnahme ergreifen, die ihr für notwendig haltet, aber es handelt sich dabei nicht um einen offiziellen Besuch der Königin, es sollte also diskret bleiben.«
»Nein«, sagte Theran. »Es ist nicht sicher.«
Cassidy schob ihren Teller zurück und verschränkte die Hände. »Ich spreche hier nicht davon, eine Provinz zu besuchen, die sich immer noch von all den Vorkommnissen erholt, die zum Umsturz in diesem Territorium geführt haben, Prinz. Ich spreche davon, ein paar Stunden in dem Ort zu verbringen, der so etwas wie mein Heimatdorf ist. Grayhaven ist das Städtchen, das zu diesem Anwesen gehört. Es ist um dieses Anwesen herum gewachsen. Dort werde ich meine persönlichen Einkäufe tätigen, ins Theater gehen und Konzerte besuchen. Das ist die Stadt, in der ich lebe. Wenn ich hier nicht sicher bin, bin ich nirgendwo sicher. Und wenn du nicht so weit nachgeben kannst, dass ich mich in dieser einen Stadt zwanglos unter die Leute mische, dann ist meine Anwesenheit hier nichts anderes als der Traum eines Narren. Für beide Seiten«, schloss sie sanft.
Theran wirkte erschüttert – und noch wachsamer als zuvor.
Sie wollte unbedingt in die Stadt
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