Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
schmiegte.
»Du musst gebürstet werden«, stellte Cassidy fest, als sie bemerkte, wie viele Haare auf ihrer Hose landeten.
*Ich werde Theran morgen zwicken*, sagte Vae. *Dann wird er mich bürsten.*
Oh, das ist gut. Geschieht dir recht, Grayhaven, du hirnloser Esel.
*Du riechst*, sagte Vae glücklich.
Cassidy wollte Vae gerade daran erinnern, dass es unhöflich war, über menschliche Gerüche zu sprechen – insbesondere die typisch weiblichen. Doch dann bemerkte sie, dass der Sceltie ganz auf den Schlüssel in ihrer Hand konzentriert war.
»Das ist ein Schlüssel, Vae. Er besteht aus Metall. Er riecht nicht.«
Vae schnüffelte noch einmal an dem Schlüssel, sprang dann vom Sofa und trottete ins Schlafzimmer. *Ich werde finden, was riecht.*
»Mach das.« Wenn die Hündin nicht existierende Gerüche jagen wollte, würde sie wenigstens nicht in Schwierigkeiten geraten. Vielleicht.
Mit einem Ohr im Schlafzimmer, für den Fall, dass Vae irgendwo herumwühlte, wo sie es nicht sollte, ließ Cassidy sich frustriert und erschöpft in die Sofaecke zurücksinken.
Manchmal, wenn Gray sie küsste, wusste sie, dass sie von einem erwachsenen Mann geküsst – und umarmt – wurde. Doch dann fühlte es sich manchmal wieder so an, als küsste sie einen Fünfzehnjährigen, der fummelnd zum ersten Mal den Körper einer Frau erkundete. Und in gewisser Weise war es ja auch so. Doch sie war keine fünfzehn mehr und wenn er mehr Junge als Mann zu sein schien, fühlte sie sich unwohl.
Und trotzdem konnte sie diese Intimität nicht aufgeben
oder die Beziehung ganz beenden, denn ihr Herz erkannte in Gray etwas, das sie noch bei keinem und für keinen anderen Mann empfunden hatte.
*Cassie?*
Vielleicht war es ganz gut, dass Lucivar so enge Grenzen gezogen hatte, was Gray in Bezug auf Sex tun – oder nicht tun – durfte. Körperlich war sie bereit – mehr als bereit – für mehr . Aber emotional …
*Cassie!* »Was?« Sie war frustriert und zickig, was sich deutlich in ihrer Stimme widerspiegelte.
*Ich habe gefunden, was riecht.*
»Was riecht?«
*Was so riecht wie der Schlüssel.*
Cassidy stolperte fast über ihre eigenen Beine, als sie eilig vom Sofa sprang und ins Schlafzimmer lief.
Sie entdeckte nichts, was durcheinandergebracht oder von seinem Platz weggerückt worden war. Sie entdeckte aber auch keinen Sceltie.
»Vae?«
*Hier! Hier riecht es!*
»Wo?«
Plötzlich lugte Vaes Schwanzspitze unter dem Bett hervor und wackelte, dann verschwand sie wieder.
Cassidy lief zum Bett, ließ sich auf den Boden fallen und hob den Überwurf an. »Komm da raus, bevor du noch stecken bleibst.«
*Bleibe nicht stecken*, sagte Vae. *Hier riecht es.*
Unter dem Bett. Der Schatz war jahrhundertelang versteckt gewesen. Hätte da nicht irgendjemand mal unter das Bett geschaut?
Der Wunschtopf hat auch jahrhundertelang im Schuppen gelegen und ist nicht gefunden worden.
»Komm da raus, Vae«, befahl Cassidy. »Ich muss das Bett wegrücken und das kann ich nicht, während du da drunter bist.«
Sie wartete ungeduldig, bis Vae unter dem Bett hervorgekrochen
kam. Dann setzte sie die Kunst ein, um das Bett anzuheben und so weit entfernt wie möglich wieder abzustellen.
Vae schnüffelte erneut am Teppich und begann an einer Stelle zu kratzen.
»Warte«, sagte Cassidy streng. Sie verschob die Nachtschränkchen und rollte den Teppich auf.
Keine Falltür. Kein sichtbares Zeichen, dass an dieser Stelle etwas anders war als am Rest des Bodens. Kein Schloss, das in das Holz eingelassen war.
*Hier*, sagte Vae und legte ihre kleine weiße Pfote auf die Stelle, an der sie den Geruch wahrgenommen hatte.
Cassidy strich immer wieder mit den Fingern über die Stelle. Und fand nichts, bis sie den Schlüssel über diesen Teil des Fußbodens hielt.
Ein Schatten, so schwach, dass sie nicht sicher war, ob sie überhaupt etwas sah. Doch der Schlüssel glitt in den Schatten wie in ein gut geöltes Schloss und als sie ihn drehte, hob sich ein viereckiges Stück aus dem Boden, ungefähr so lang wie ihr Arm. Als sie es zur Seite schob …
Vae schnaubte. Nieste.
Cassidy ignorierte das kleine Kästchen in dem Geheimfach und nahm eines der Bücher. Sie öffnete es an einer beliebigen Stelle.
Wie auch bei dem Brief aus dem Wunschtopf war die Tinte verblichen, wenn auch nicht ganz so schlimm.
»Ein Tagebuch«, sagte sie leise.
*Papier?*, fragte Vae enttäuscht.
»Ja, Papier. Aber wertvolles.« Sie musste nur ein paar Zeilen lesen, um zu erkennen, dass es
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