Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
sie die fähigste – und tödlichste – Schwarze Witwe in ganz Kaeleer.
Also würde er sich Therans Anliegen anhören. Und ganz gleich was er hören würde, der Kriegerprinz würde ihm und seiner Lady beim Abendessen Gesellschaft leisten.
Ob Theran Grayhaven den nächsten Sonnenaufgang erleben würde, war eine andere Sache.
Er musterte Beale und wusste, der Butler verstand das Wesen des Mannes, dem die Burg gehörte.
»Ja«, sagte Daemon sanft. »Ich möchte nicht gestört werden.«
Irgendetwas ist anders, dachte Theran, als er beobachtete, wie Daemon ins Arbeitszimmer zurückkehrte und sich hinter dem Schwarzholzschreibtisch niederließ. Die Erotik war, der Dunkelheit sei Dank, wieder gezügelt, seine Stimmung jedoch war einerseits besser, andererseits aber auch grimmiger als zu dem Zeitpunkt, an dem Theran hereingekommen war.
Sadi lehnte sich in seinem Stuhl zurück, legte die Spitzen seiner schlanken Finger aneinander und drückte die schwarz gefärbten Nägel seiner Zeigefinger ans Kinn.
»Wenn ich es richtig verstanden habe, glaubst du, ich schulde dir einen Gefallen«, sagte Daemon.
Beim Feuer der Hölle.
»Du bist doch ein Nachkomme von Jared, nicht wahr?«
»Ja«, erwiderte Theran. »Der Letzte der Blutlinie, die bis zu Jared und Lia zurückreicht, der letzten Königin mit Grauen Juwelen, die wir in Dena Nehele hatten.«
»Aufgrund dieser Blutlinie bin ich bereit, dich anzuhören.«
Es waren höfliche Worte, aber in der tiefen Stimme schwang zunehmend Kälte mit.
Wie sollte er es erklären, wenn es so wichtig war, wenn so viel auf dem Spiel stand?
Er zog seinen Mantel aus und ließ ihn verschwinden, um sich ein bisschen mehr Zeit zu verschaffen. Er hatte während
seiner Reise vom Bergfried hierher an nichts anderes gedacht, als daran, wie er es erklären sollte. Und jetzt …
»Wir brauchen eine Königin.«
Daemon hob eine Augenbraue. »Wie bitte?«
Theran lehnte sich vor und umklammerte die Armlehnen des Stuhls so fest, dass seine Hände schmerzten. »Du weißt nicht, wie es für mein Volk war. Zwei Generationen nach Lia – nur zwei! – versagte die Blutlinie. Die letzte Königin der Grayhavens trug ein Gelbes Juwel. Sie wäre gar nicht Territoriumskönigin geworden, wenn sie nicht eine Grayhaven gewesen wäre. Danach …« Er schluckte trocken.
»Danach«, ergänzte Daemon, »waren die Königinnen am Zug, die bereit waren, sich an Hayll zu verkaufen, um eine Macht zu erlangen, die sie sonst nie erreicht hätten. Wer sich Dorotheas Gebot, ganz Terreille zu beherrschen, widersetzte, wurde entweder gebrochen, sodass sie keine oder nur noch wenig Macht besaß oder sie wurde direkt getötet, damit die Männer außer Dorotheas Schoßhunden niemanden mehr hatten, dem sie dienen konnten.«
Theran starrte Daemon erstaunt an. »Woher weißt du das?«
»Ich habe viele Jahrhunderte als Lustsklave verbracht und stand unter der Kontrolle von Dorothea und den Ladys, an die sie mich verkauft hat. Ich habe Territorien fallen sehen, ein Dorf nach dem anderen, einen Hof nach dem anderen, bis es dort nichts mehr gab, das ehrbar gewesen wäre, niemanden, der Respekt verdient hätte.« Daemon lächelte bitter. »Oh, ich habe die Schoßhunde des Miststücks abgeschlachtet. Habe mehr von ihnen unter die Erde gebracht, als jemals jemand wissen wird. Beim Feuer der Hölle, es gab Zeiten, da haben Lucivar und ich ganze Höfe zerstört. Aber Dorothea war wie ein bösartiges, tief verwurzeltes Unkraut. Egal, wie viel man weggeschnitten hat, ihr giftiger Einfluss stieg wieder empor. Stieg immer wieder empor – bis das Blut ein für alle Mal von dem Makel reingewaschen wurde, den sie und ihre Helferschlampe über uns gebracht haben.«
Theran leckte sich die Lippen. »Der Machtsturm vor zwei Jahren. Weißt du davon?«
In Daemons Augen flackerte etwas Seltsames auf. »Ja, ich weiß davon. Ich weiß, was er bewirkt hat – und ich weiß, was er gekostet hat.«
Du weißt, was er dich gekostet hat , dachte Theran und war voller Hoffnung, dass Daemon mitfühlender sein könnte, als er wirkte. »Wir haben durch diesen Sturm die Hälfte des Blutes in Dena Nehele verloren. Die Hälfte der Überlebenden haben wir verloren, als der Landen-Aufstand niedergeschlagen wurde, der auf den Sturm folgte. In ganz Dena Nehele gibt es noch einhundert Kriegerprinzen. Einhundert . Meine Grünen Juwelen sind die dunkelsten, die wir haben.« Nicht ganz, aber er wollte Talon nicht erwähnen.
»Theran …«
»Wir haben keine
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