Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
dass sie zu müde war, um mehr zu wollen als ein bisschen zu kuscheln.
»Vor dem Abendessen wolltest du nicht darüber reden«, begann Jaenelle, »aber ich muss wissen, welche Art von Gefallen Theran fordert.« Sie streckte sich auf dem Bett aus, stützte den Kopf in eine Hand und musterte ihn eingehend. »Ist alles in Ordnung mit dir, Daemon?«
»Es geht mir gut.« Es ging ihm nicht gut, nicht einmal annähernd, und er musste ihr das sagen, anstatt zu versuchen, es vor ihr zu verstecken.
Reden. Sie wollte reden. Das konnte er zumindest noch.
Er zog seine Geldbörse aus der Innentasche seines schwarzen Jacketts und warf sie auf die Kommode. Dann streifte er es ab und hängte es auf den Kleiderständer, damit sein Kammerdiener entscheiden konnte, ob es gereinigt, gebügelt oder nur ausgelüftet werden musste. Er war viele Jahre lang ohne Kammerdiener ausgekommen und manchmal vermisste er das Gefühl der Unabhängigkeit, das mit der Herrschaft über seine Kleidung einherging. Andererseits beherrschte Jazen die Kunst, seine Lieblingshemden zu verstecken und andere als Köder liegen zu lassen, wenn Jaenelle in seinem Kleiderschrank wilderte. Nur aus diesem Grund war er bereit, sich den Regeln zu unterwerfen, die sein Kammerdiener bezüglich getragener Kleidung aufgestellt hatte.
»Theran will, dass ich ihm dabei helfe, eine Königin aus Kaeleer davon zu überzeugen, dass sie nach Terreille zieht und über Dena Nehele herrscht«, erklärte Daemon und kehrte zur Kommode zurück. Er stellte sich so vor den Spiegel, dass er darin Jaenelles Gesicht sehen konnte, der Rest von ihr aber durch sein Spiegelbild verdeckt wurde.
Sie hatte schon unzählige Male auf dem Bett gesessen und sich mit ihm unterhalten, während er sich auszog, bevor sie sich anschließend in ihr Schlafzimmer zurückzogen. Ihr gemeinsames Schlafzimmer, da er seines nur benutzte, wenn sie nicht zu Hause war. Aber heute Abend störte es ihn, wie ein Kratzen auf der Haut. Kratz, kratz, kratz. Ein Kratzen an diesen eitrigen Wunden.
»Sag das nochmal«, forderte Jaenelle.
»Dena Nehele braucht eine Königin, die weiß, was es bedeutet, eine Königin zu sein. Die das Protokoll kennt und sich an den Ehrenkodex des Blutes erinnert. Die weiß, wie man den Alten Traditionen folgt.«
»Und wenn er keine solche Königin findet?«
Daemon seufzte. »Wenn nicht, glaube ich, die Überreste gleich zweier Völker – Dena Nehele und Shalador – werden verkümmern und sterben.«
Er steckte die Hände in die Hosentaschen und rief ein paar Münzen herbei, um eine Ausrede zu haben, warum er immer noch vor der Kommode stand und seine Taschen leerte. Zögerte den Moment hinaus, an dem er ihr sagen musste, dass er zu aufgewühlt war, um ihr von Nutzen zu sein.
»Was hast du ihm geantwortet?«, fragte Jaenelle weiter.
»Ich habe ihm gesagt, ich würde darüber nachdenken.«
»Und, wirst du?«
»Nein.« Als Jared das letzte Mal auf seinen Ruf reagiert hatte, hatte Daemon gewusst, dass Dena Nehele Dorotheas unaufhaltsamem Feldzug zur Erlangung absoluter Macht in Terreille zum Opfer fallen würde. Hatte er dem Krieger aus Shalador einen Gefallen getan, indem er ihn darin bestärkt hatte, so lange an der Liebe festzuhalten wie möglich? »Die Männer in Kaeleer werden es nicht tolerieren, wenn eine ihrer Königinnen nach Terreille geht.«
Ein Zögern. »Ich kenne eine Königin, die vielleicht dazu bereit wäre«, sagte Jaenelle dann. »Sie kennt das Protokoll, auch wenn sie es, wie wir alle, lieber ignoriert.«
Daemon schnaubte leise, während er mit den Münzen herumspielte und sie wieder und wieder aufeinanderstapelte. Die Territoriumsköniginnen in Kaeleer gehörten zu Jaenelles Hexensabbat. Sie hatten ihren Ersten Kreis gebildet und waren immer noch ihre engsten Freundinnen. Dank Saetans Einfluss kannten sie jede einzelne Nuance des Protokolls und des Prinzips des Nehmens und Gebens der Macht zwischen Mann und Frau. Dank ihrer eigenen Verdrehtheit ignorierten die Ladys die Formalitäten des Protokolls, wann immer sie konnten. Und genau diese Mischung machte sie so besonders – und zu so guten Königinnen.
»Sie ist eine entfernte Cousine von Aaron«, erklärte Jaenelle. »Ein paar Jahre älter als ich. Sie ist keine enge Freundin, aber ich mag sie. Und sie hat vier Monate lang mit
uns in der Burg gelebt, als Teil ihrer Ausbildung, um den ›höfischen Schliff‹ zu bekommen.«
Da Jaenelles Hof die informellste Ansammlung von Macht gewesen war, die er je gesehen
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