Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
suchte, floss Blut – und zu viele Freunde und Familien mussten Tote beklagen.
Sadi zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihm gegenüber. Innerhalb weniger Sekunden schenkte Beale dem Prinzen Kaffee ein und richtete ihm, ohne zu fragen, einen Teller her.
»Es wird in ein paar Minuten fertig sein«, sagte Beale leise.
Nickend griff Sadi nach der Tasse mit dem schwarzen Kaffee.
Untertöne. Jeder Mann, der in Terreille lebte, lernte, sie herauszuhören. Sogar jemand, der sein Leben in den Lagern der Geächteten verbracht hatte.
In Beales Stimme lag Sorge – und Verständnis. Die gleiche Sorge, die Theran bei älteren Männern gehört hatte, wenn sie versucht hatten, einen jüngeren Mann aufzubauen, der durch Schlafzimmerspielchen gequält worden war. Und bevor Beale das Zimmer verließ, glaubte Theran einen Moment lang, der Butler wolle tröstend eine Hand auf Sadis Schulter legen.
Er erkannte die Zeichen und wusste, was sie bedeuteten. Aber wer im Namen der Hölle wäre mutig genug – oder dumm genug – einen Kriegerprinzen mit Schwarzen Juwelen zu quälen?
Sadis Frau.
Die erste Begegnung zwischen Lady Angelline und Sadi, die er miterlebt hatte, ließ keinen Zweifel daran, dass Daemon völlig auf sie fixiert war, sobald sie den Raum betrat. Er hatte gedacht, das läge daran, dass sie sich noch im ersten Jahr ihrer Ehe befanden – einer Zeit, in der die Gedanken eines Mannes sich nie weit vom Bett entfernten.
Jetzt begann er, sich gewisse Fragen zu stellen. Wer war Jaenelle Angelline? Er hatte von Sadi gehört – wer kannte die Geschichten über den Sadisten nicht? -, aber die Frau des Prinzen, die Adoptivtochter des ehemaligen Kriegerprinzen von Dhemlan, war eine Königin ohne Hof, die an keinem erkennbaren Ort herrschte. Nicht einmal in dem kleinen Dorf, das in der Nähe der Burg lag. Sie trug sehr eigenartige Juwelen, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte. Und alles, was ihr Leben außerhalb der Burg SaDiablo betraf, war im Gespräch oder bei Fragen tabu. Das hatte Sadi mehr als deutlich gemacht, als sie gestern Abend zu dritt gespeist hatten.
Was jetzt außerdem noch klar wurde, war die Tatsache, dass – egal, wie sie vor den Bediensteten und Gästen auftraten,
egal, wie sehr man Sadi als die führende Kraft in Dhemlan hinstellte – sie diejenige war, die, wenn sich abends die Schlafzimmertür hinter ihnen schloss, einen Kriegerprinzen bei den Eiern hatte. Und keine Angst davor, zuzudrücken.
Was ihn zu dem unweigerlichen Schluss brachte, dass er mit Lady Angelline würde verhandeln müssen, nicht mit Prinz Sadi.
Dann blickte er auf und bemerkte, dass dieser schläfrige Blick aus den goldenen Augen auf ihn gerichtet war. Es die ganze Zeit über gewesen war, während seine Gedanken abgeschweift waren. Und ihn beschlich das beängstigende Gefühl, dass Sadi ihn bis auf den letzten Tropfen Blut und den kleinsten Knochensplitter durchschaute.
Plötzlich hing Kälte über dem Tisch, zusammen mit einer unausgesprochenen Warnung: Halte deine Hände, und deine Gedanken, von meiner Frau fern.
»Prinz?«
Der Dunkelheit sei Dank , dachte Theran, als Daemon den Kopf wandte, um den Butler anzusehen, der in der Tür stand.
Beale nickte einmal.
Daemon schob seinen Stuhl zurück, zögerte einen Moment und rief dann ein Blatt Papier herbei, das er auf den Tisch fallen ließ.
»Dies sind die Bedingungen, zu denen ihr für Dena Nehele eine Königin aus Kaeleer bekommen könnt«, sagte Daemon. »Du kannst sie durchsehen und mir deine Entscheidung später mitteilen.«
Theran wartete, bis Daemon den Raum verlassen hatte. Dann stieß er einen erleichterten Seufzer aus.
Wenn er dem Butler erzählte, er wolle einen Spaziergang über das Anwesen machen, könnte er es vielleicht schaffen, auf die Winde aufzuspringen und den Bergfried zu erreichen, bevor irgendjemand bemerkte, dass er verschwunden war. Vielleicht könnte er diesen hayllischen Bibliothekar überreden, mit ihm das Tor zu durchqueren, und so nach Terreille zurückkehren.
Vielleicht wirfst du auch einfach die einzige Chance weg, jemanden zu finden, der deinem Volk eventuell helfen könnte. Wenn du jetzt wegläufst, lässt du sie alle im Stich. Jared und Blaed wären nicht weggelaufen. Sie hätten Angst gehabt – beim Feuer der Hölle, sie waren ja nicht blöd -, aber sie wären nicht weggelaufen.
Und genauso wenig würde er es tun.
Nachdem er wenigstens das beschlossen hatte, nahm Theran das Blatt Papier und sah sich die Bedingungen
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