Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
kannte die Zeichen, hatte schon einmal mit angesehen, wie sein Sohn darum gekämpft hatte, sich selbst zu heilen, als er geglaubt hatte, Jaenelle für immer verloren zu haben.
»Also«, fuhr er fort, »es mag ja sein, dass Nachteule und du gleichermaßen für den Muskelkater verantwortlich seid, aber du bist derjenige mit den Händen. Deshalb würde ich vorschlagen, dass du es sein solltest, der Jaenelle heute Abend eine ausgedehnte Massage anbietet.«
Eine unausgesprochene Frage hing in der Luft. Er wartete.
Schließlich schenkte Daemon ihm ein winziges Nicken. Der Haushofmeister des Dunklen Hofes würde dem Gefährten
nicht raten, sich um das Wohlergehen der Königin zu kümmern, wenn er irgendwelche Zweifel daran hätte, dass der Gefährte auch willkommen war.
Da er damit alles getan hatte, was momentan möglich war, rief Saetan ein Buch herbei, schlug das Inhaltsverzeichnis auf und zeigte auf zwei Geschichten. »Welche möchtest du hören?«
»Beide?«
Die Antwort ging ihm ans Herz – und schenkte ihm Hoffnung, dass Jaenelle Recht haben könnte und Daemon zwar im Moment emotional angeschlagen, aber nicht wirklich zerbrochen war.
Daemon hatte keine Erinnerungen daran, dass er diese Antwort als kleiner Junge so oft gegeben hatte, dass sie zu einem Ritual zwischen ihnen geworden war. Er allerdings schon. Und weil er sich erinnerte, rief er seine Lesebrille herbei, setzte sie sich geruhsam, gerade so , auf die Nasenspitze, und vervollständigte das Ritual mit den Worten, die er immer gesagt hatte: »Ja, ich denke, diesmal können wir sie beide lesen.«
Kapitel sechs
KAELEER
Erregt und mit einem waghalsigen Gefühl klopfte Theran an die Tür des Arbeitszimmers und trat ein, bevor er hereingebeten wurde.
»Beim Feuer der Hölle, Sadi. Sind diese Bedingungen, die du da gestellt hast, dein Ernst?«
Der Mann hinter dem Schwarzholzschreibtisch war nicht Daemon Sadi. Es war der zickige alte Sack vom Bergfried. Der stellvertretende Historiker und Bibliothekar – der gar nicht mehr wie ein liebenswürdiger Beamter wirkte, dessen rote Juwelen und Kaste man weitgehend ignorieren konnte.
Jetzt sah er die Ähnlichkeit zwischen Sadi und dem hayllischen Kriegerprinzen, der ein Dokument auf den Schreibtisch sinken ließ und seine Lesebrille abnahm, wobei der Blick seiner goldenen Augen sich keinen Moment von Therans Gesicht löste.
Theran wurde von Angst gepackt, als er die rechte Hand des Prinzen sah. Lange, schwarz gefärbte Fingernägel und der Ring mit dem Schwarzen Juwel.
»Dir ist es gelungen, mich zu reizen, noch bevor ich damals dieses Zimmer betreten hatte, weshalb wir nicht dazu gekommen sind, uns richtig miteinander bekannt zu machen. Ich bin Saetan Daemon SaDiablo, der ehemalige Kriegerprinz von Dhemlan – und noch immer der Höllenfürst.«
Therans Knie drohten nachzugeben. Er sank auf die Kante des Besucherstuhls vor dem Schreibtisch und umklammerte die Armlehnen, um sich richtig auf den Sitz zu ziehen.
»Ich -« Was sollte er dem Höllenfürsten sagen? Sollte er sich entschuldigen, dass er bei seinem Besuch auf dem Bergfried nicht höflicher gewesen war?
»Der Art und Weise nach zu schließen, wie du hereingekommen bist, möchtest du mit Prinz Sadi über die Bedingungen sprechen, die er für den Fall festgelegt hat, dass eine Königin aus Kaeleer in Dena Nehele herrschen sollte.«
»Sadi …«
»Ist heute Morgen nicht abkömmlich. Du kannst die Angelegenheit mit mir besprechen.«
Möge die Dunkelheit Erbarmen haben. Er wollte jetzt nur noch eines – aus diesem Zimmer verschwinden.
Jared wäre nicht weggelaufen. Blaed wäre nicht weggelaufen.
»Die Bedingungen sind …« Sadi hatte die Aufgaben des Kriegerprinzen von Dhemlan ein paar Monate nach dem Rücktritt seines Vaters übernommen. Theran erinnerte sich daran, das am Vorabend beim Essen gehört zu haben. Wie sollte er seine Einwände gegen diese Bedingungen äußern, ohne dass es sich so anhörte, als kritisiere er den Sohn? Denn das hier war ein Vater, den er ganz bestimmt nicht gegen sich aufbringen wollte.
»Unvernünftig? Beleidigend? Bösartig?«, bot Saetan ihm mit der Andeutung eines bissigen Lächelns an. »Alles hat seinen Preis, Prinz Grayhaven. Der Mann, der diese Bedingungen ausgearbeitet hat, kennt Terreille sehr gut. Besser als du, da dein Wissen sich, wie ich annehme, auf dein eigenes Territorium beschränkt. Prinz Sadi weiß außerdem sehr genau, wie die Männer in Kaeleer, insbesondere die Kriegerprinzen, auf jegliche
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