Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin
draußen sein. Sie sollte in ihrem Zimmer sein und sich ausruhen. Nachdem Shira die Heilung abgeschlossen und sie zu ihren Gemächern begleitet hatte, hatte Cassidy ein wenig geschlafen, aber sie fühlte sich nicht wohl, wenn sie im Haus blieb. Hier draußen gab es wenigstens die Illusion von Trost.
Dann registrierte sie die Formulierung, die Gray gebraucht hatte, was sie dazu brachte, ihn genauer zu mustern – und das Buch, das er sich wie einen Schild vor die Brust hielt.
»Ist das eines von den Büchern über das Protokoll, die ich mitgebracht habe?«
Gray nickte. »Wenn ich das Buch schon früher gelesen hätte, hätte ich dich davon abhalten können, dich zu verletzen.«
»Ich habe dir gesagt, dass du weggehen sollst«, sagte Cassidy. »Du hast meinen Befehl befolgt.«
»Das oberste Gesetz ist nicht Gehorsam. Das hat Lucivar gesagt.«
Vielen Dank, Lucivar. Selbst wenn er erwachsen war, war Gray doch immer noch ein junger Mann, der leicht zu beeindrucken war. Und Lucivar Yaslana hinterließ ganz bestimmt Eindruck.
»Wie viel Zeit hast du mit Lucivar verbracht?«, fragte Cassidy.
»Nicht viel.«
Aber genug. In Grays Augen lag ein Ausdruck, der gestern noch nicht da gewesen war.
»Du kannst mich beschimpfen, wenn du willst«, bot Gray vollkommen ernst an. »Du kannst mich beschimpfen, weil ich dich nicht an deine Werkzeuge lasse.«
Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste Cassidy die Lektionen zu schätzen, die ihr beigebracht hatten, einen würdevollen Gesichtsausdruck und eine ruhige Stimme zu bewahren.
»Vielen Dank, Gray. Aber im Moment ist mir nicht nach schimpfen zumute. Ich werde jedoch gerne auf dein Angebot zurückkommen.«
»In Ordnung.« Er kroch näher, bis er direkt neben ihr stand. Bis seine Schulter ihre berührte.
Da sie nicht darüber nachdenken wollte, warum er so nah bei ihr stand, starrte sie auf das Blumenbeet. Und runzelte die Stirn.
»Du hast es aufgeräumt, oder?«, fragte sie.
Er nickte. »Du hast das Unkraut zwar ausgegraben, es irgendwann aber nicht mehr weggeworfen. Du hast auch die Steine nicht mehr aufgehoben und weggeworfen.« Er unterbrach sich und fügte dann sanft hinzu: »Auf einigen von den Steinen ist dein Blut verschmiert.«
Ihr wurde übel. Sie hatte das Blut nicht bemerkt.
»Also.« Gray stupste sie an und zeigte auf den Felsen, um den herum sie gegraben hatte, bevor sie von Lucivar aus dem Garten geschleift worden war. »Was meinst du? Soll der Felsen bleiben oder muss er gehen?«
Talon lief so schnell in den hinteren Teil des Gartens, wie sein humpelnder Gang es zuließ.
Verbindungen. Oh ja, er wusste so einiges über Verbindungen. Aber diesmal hatte er die Zeichen nicht richtig gelesen. Hatte sich während der vergangenen Tage nicht so bemüht, wie er es hätte tun sollen, um mehr über die Königin herauszufinden, die nun in Dena Nehele regierte. Cassidys mangelnde Stärke hatte ihn enttäuscht, und er hatte Therans Trauer darüber, dass der eine Gefallen, den er einfordern konnte, ihm nicht etwas Besseres eingebracht hatte, nicht hinterfragt.
Bis heute hatte er geglaubt, die Verbindung bestünde zwischen Sadi und Theran, wegen Jared. Jetzt verstand er: Jareds Blutlinie hatte Theran eine Audienz verschafft, mehr nicht. Der einzige Grund, warum sie überhaupt eine Königin hatten, war Cassidys Verbindung zu Sadi und Yaslana.
Und er sollte verdammt nochmal besser herausfinden, warum zwei Männer, deren Juwelen zu den dunkelsten in der Geschichte des Blutes zählten, ein so lebhaftes Interesse an einer Königin mit Rose-Juwelen zeigten, der sie nicht einmal dienten.
Gray entdeckte ihn zuerst, und sogar im dämmerigen Licht bemerkte Talon den seltsamen Ausdruck in den Augen des Jungen. Bei jedem anderen Kriegerprinzen hätte er diesen Blick als Herausforderung gedeutet. Dann verschwand er und Talon schob den Gedanken beiseite.
»Lady«, sagte er.
»Prinz Talon«, erwiderte Cassidy.
»Gray, du solltest losgehen und dir etwas zum Abendessen besorgen«, sagte Talon.
Gray rührte sich nicht vom Fleck.
»Das war Prinz Talons subtile Art, dir zu sagen, dass er unter vier Augen mit mir sprechen möchte«, erklärte Cassidy.
»Willst du denn mit ihm reden?«, fragte Gray.
Talon hatte plötzlich das Gefühl, auf Eis zu wandeln, verlor jedoch nicht völlig den Halt.
Was im Namen der Hölle war heute mit Gray geschehen?
»Wir sehen uns dann morgen«, meinte Cassidy und stieß Gray mit dem Ellbogen an. »Ich sollte besser wieder reingehen, bevor Vae
Weitere Kostenlose Bücher