Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin

Titel: Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
Vom Netzwerk:
Ab und zu rutscht er vielleicht über eine dieser Grenzen hinaus, und das wird verdammt wehtun. Aber vielleicht erlangt er dabei die Erkenntnis, dass das, was er dadurch gewinnt, den Preis wert ist.«
    »Hast du Narben?«, fragte Gray.
    Lucivar nickte. »Ich habe Narben. Und manchmal bluten sie noch.«
    Gray musterte Lucivar aufmerksam. Dieser Mann kannte ihn nicht, wusste nichts von den Zeiten, in denen er so vor Angst erstarrt war, dass er sich nicht um sich selbst kümmern konnte, in denen sein Körper sich so schlimm verkrampfte, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Und doch war eine Botschaft hinter den Worten versteckt, eine Botschaft, die von dem Moment an da gewesen war, als Lucivar ihn das erste Mal angesehen hatte.
    »Ich bin kein Krieger«, sagte Gray.
    »Doch, das bist du.« Lucivar lächelte grimmig. »Nur weil du auf einem anderen Schlachtfeld gekämpft hast, heißt das nicht, dass du kein Krieger bist.«

    Etwas regte sich, verschob sich, fand an seinen Platz.
    »Du wirst dir Ausgaben von den Büchern über das Protokoll besorgen und du wirst sie lesen«, sagte Lucivar. »Und wenn Cassidy das nächste Mal etwas Dummes tut, wirst du nicht beiseitetreten müssen.«
    »Das oberste Gesetz ist nicht Gehorsam«, sagte Gray.
    Lucivar grinste. »Das war die beste Regel, die ich je gelernt habe.«
    Gray erwiderte das Grinsen. Dann erlosch das Lächeln, als er die Wände musterte, die sich um ihn zu schließen schienen.
    »Könntest du mich hier rausführen?«, fragte Lucivar. Gray zögerte. »Können sich diese Grenzen, von denen du gesprochen hast, verändern?«
    »Bis zu einem gewissen Punkt. Die Herausforderung besteht darin, herauszufinden, welche noch durchlässig sind und welche hart sind wie Stein. Ich schätze mal, du hast das betreten, was früher die Höhle des Feindes war. Damit hast du die Grenzen für einen Tag schon ganz schön verschoben.«
    Gray nickte. Dann zeigte er auf eine Tür zu ihrer Rechten. »Von diesem Zimmer aus kommt man am schnellsten nach draußen. Keine Tür, nur ein Fenster, aber darunter ist nichts im Weg.«
    »Dann lass uns gehen.«
    Als Gray das Fenster geöffnet und schon ein Bein über das Fensterbrett geschwungen hatte, erkannte er plötzlich, was an Lucivars mentaler Signatur fehlte, das alle anderen Kriegerprinzen hatten. Sogar Theran und Talon.
    »Du bemitleidest mich nicht«, stellte Gray fest.
    Lucivar sah ihn lange abschätzend an. »Viele von uns haben Narben, Jungchen. Der größte Unterschied zwischen dir und dem Rest von uns ist, dass du noch nicht gelernt hast, mit deinen zu leben.«

Kapitel vierzehn

TERREILLE
    Talon wartete in dem kleinen Besprechungszimmer. Als Hauptmann der Wache hatte er kein Arbeitszimmer wie der Haushofmeister – er wollte auch keins -, aber dieses Zimmer wurde langsam zu dem Ort, an dem er mit einzelnen Männern sprach, wenn sie spezielle Anweisungen erhielten oder einer von ihnen etwas unter vier Augen berichten wollte. Obwohl es nicht gerade viel zu berichten gab.
    Ein übles Gefühl sagte ihm, dass sich das bald ändern würde.
    Man musste ihm nicht sagen, dass sie in Schwierigkeiten steckten. Er hatte die dunkle Präsenz gespürt, sobald er erwacht war; hatte gewusst, dass ein starker Jäger auf das Anwesen gekommen war. Und dann hatte Powell eine Minute nach Sonnenuntergang an seine Tür geklopft und ihm gesagt, ein Eyrier warte darauf, ihn zu sehen. Ein Kriegerprinz mit Roten Juwelen.
    »Rote Juwelen, von wegen«, murmelte Talon. Er trug Saphir. Er wusste, wie sich Rot anfühlte. Und er hätte gewettet, dass Rot, selbst wenn der Eyrier es trug, nicht seinem Juwelenrang entsprach. Was bedeutete, dass der Eyrier …
    Die Tür öffnete sich und kontrollierte Wut betrat den Raum. »Lucivar Yaslana«, flüsterte Talon und spürte, wie seine Knie weich wurden. Der Dunkelheit sei Dank war er dem Mann noch nie begegnet, aber das Schwarzgraue Juwel, das auf Lucivars brauner Haut funkelte, ließ keine Missverständnisse zu. »Ich bin Talon, Hauptmann der Wache.«
    »Du weißt, was ich bin?«, fragte Lucivar.
    Talon nickte. Er hatte genug Geschichten gehört, um genau zu wissen, was sich mit ihm in diesem Zimmer befand.

    Lucivar hob eine Hand. Auf dem Tisch erschienen zwei Kisten. Er trat an den Tisch und hob den Deckel von einer Kiste. »Erst das Geschäftliche. Das ist Yarbarah, der Blutwein.«
    Ohne eine überflüssige Bewegung öffnete Lucivar eine Flasche Yarbarah, rief ein Weinglas herbei, füllte es und begann es über einer

Weitere Kostenlose Bücher