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Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin

Titel: Die schwarzen Juwelen 07 - Blutskönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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aufhören zu lächeln.

    Gray tat so, als würde er die weiche Erde rechen, während er eigentlich Cassidy beobachtete. Die Sonne schien auf ihren feurigen Zopf und ihre Schritte waren beschwingt und entspannt. Wie auch der Rest von ihr.
    Seit ihrer Verletzung war sie jeden Morgen hinausgekommen und hatte sich in den Sessel gesetzt, den er für sie aufgestellt hatte. Sie unterhielten sich über Pflanzen, während er grub und jätete und so ein weiteres Stück Garten zurückeroberte. Und sie hatte sich mit ihm über das Protokoll unterhalten, da er jeden Abend in den Büchern las und ihr dann Fragen dazu stellte.
    Er genoss die Ungezwungenheit im Umgang mit ihr und freute sich immer auf die Stunde, die sie zusammen verbringen konnten, bevor sie hineingehen und ihrer Königinnenarbeit nachgehen musste.
    Er hoffte, sie würde sich über die Überraschung freuen, die er in der Schubkarre versteckt hatte.
    »Sieh nur«, sagte Cassidy und streckte mit einem breiten Lächeln die Hände aus. »Keine Verbände mehr.«
    Gray legte den Rechen beiseite und wischte sich die Hände an der Hose ab, um zumindest ein wenig Dreck zu entfernen, bevor er vorsichtig ihre Hände ergriff.
    Geheilt. Nicht einmal eine kleine Narbe, die angezeigt hätte, welchen Schaden sie ihren Händen zugefügt hatte.

    Geheilt, aber nicht ganz. Noch nicht. Vielleicht niemals. Vielleicht würde sie nie wieder so stark, wie sie vor der Verletzung gewesen war.
    Diese schmerzvolle Lektion hatte er bereits vor Jahren gelernt.
    »Sie sind nicht stark genug, um damit zu graben«, sagte Gray. »Noch nicht.«
    »Das werde ich erst wissen, wenn ich -«
    »Nein«, unterbrach er sie, und eine Gewissheit, die er sich selbst nicht erklären konnte, verlieh seiner Stimme einen scharfen Klang. »Sie sind noch nicht stark genug, Cassie. Nicht, um damit in Erde zu graben, die seit zu vielen Jahren nicht gepflegt wurde.«
    Sie wirkte überrascht – und verletzt -, dass er sie so anschnauzte.
    Er konnte es nicht ertragen, sie so verletzt zu sehen, also fügte er hastig hinzu: »Aber du könntest anpflanzen.«
    »Anpflanzen?«
    Gray trat zur Seite, sodass Cassie in die Schubkarre blicken konnte.
    »Oh«, sagte sie und griff nach einem Setzling. »Was sind das für Pflanzen?«
    Sie klang nicht mehr verletzt. Jetzt klang sie neugierig und aufgeregt – erste Triebe der Freude.
    »Ich kenne den richtigen Namen nicht, aber gewöhnlich nennt man sie Blauer Fluss«, erklärte Gray. »Es ist eine zarte Hängepflanze mit kleinen blauen Blüten. Im späten Frühjahr beginnt sie bis in den Sommer hinein zu blühen. Wenn man sie dann ein wenig zurückschneidet, wird sie in der nächsten Saison noch einmal blühen. Ich dachte an diesen Felsen, bei dem du dir unschlüssig warst.«
    Ohne den Blick von der Pflanze zu wenden, nickte Cassie. »Da ist dieses komische Loch drin.«
    »Meiner Schätzung nach ist das Loch groß genug für einen durchschnittlichen Topf. Wenn du also einen Blauen Fluss in das Loch pflanzt und die anderen vor den Felsen …«
    »Wird es aussehen, als würde ein Wasserfall über die Felsen
in einen Fluss stürzen. Gray, das ist eine wundervolle Idee.« Sie gab ihm einen schnellen Kuss, direkt auf den Mund, bevor sie sich wieder der Schubkarre zuwandte und zärtlich zu den kleinen Pflänzchen sprach.
    Gray war wie erstarrt. Sie hatte ihn geküsst . Aber nicht auf eine gemeine Weise. Nicht auf eine Weise, die bedeutete, dass er gefesselt und gequält werden würde. Nicht auf die Weise, wie die andere Königin es getan hatte.
    Und nicht ganz so, wie eine Frau einen Mann küssen würde. Zumindest glaubte er das nicht. Es war vorbei, bevor er überhaupt wusste, dass es angefangen hatte.
    Es würde ihm nichts ausmachen, so einen Mann-Frau-Kuss zu versuchen, wenn Cassie die Frau war.
    Würde sie wohl einen solchen Kuss mit ihm ausprobieren wollen?
    »Gray?«
    »Häh?«
    »Wo bist du gerade?«
    »Häh?«
    Cassie stand mit zwei Pflanztöpfen in der Hand vor ihm und lächelte ihn an, doch sie wirkte etwas verwirrt.
    »Du hast einen ganz komischen Gesichtsausdruck«, sagte sie. »Woran denkst du gerade?«
    Oh, nein. Er war schlau genug, diese Frage nicht zu beantworten. »Hast du mich etwas gefragt?«
    Cassie musterte ihn einen Moment lang, dann schüttelte sie den Kopf. »Männer sind sehr seltsam.«
    Nicht halb so seltsam wie Frauen , dachte Gray.
    »Ich habe dich gefragt, wo du die Pflanzen herhast.«
    »Oh. In der Stadt gibt es ein paar Frauen, die Pflanzen züchten und

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