Die schwarzen Juwelen 08 - Blutsherrschaft
sich in der Residenz aufhielt, sowie für die Dienerschaft, würde die Territoriumskönigin ebenfalls übernehmen. Kermilla dagegen müsste für jegliche Art der Unterhaltung aufkommen, die in ihrem Hause stattfand.
Einkommen? Hatte Lady Kermilla die Lage in Bhak und Wollheim mit ihrem eigenen Haushofmeister besprochen? Ja? Dann war der Lady sicher bewusst, dass derzeit kein Einkommen für sie zur Verfügung stand, da der Winterzehnt in die Tilgung der restlichen Schulden geflossen war.
Beleidigender, unerträglicher Mann, sie zu behandeln wie ein Kind, das zu viel Taschengeld ausgegeben hatte! Ja, genau so, ohne ein einziges Mal anzuerkennen, dass das
Taschengeld von vorne herein unangemessen wenig gewesen war!
Bei Sabrinas Haushofmeister hatte sie nichts erhalten, bis auf eine Audienz bei der Königin von Dharo am Tag nach Winsol.
Es war zu erniedrigend gewesen, in ihr Haus in Bhak zurückzukehren. Wenn sie ihren Hof wieder zusammenrief, was sollte sie mit den Männern anstellen? Sie konnte weder Feste oder Dinnerpartys veranstalten, noch konnte sie sich Karten für ein Theaterstück, ein Konzert oder irgendeine andere Art der Zerstreuung leisten. Außerdem schien es, als wüsste Sabrina noch nicht, dass ihrem Ersten Kreis ein Mann fehlte – und die Mitglieder über das Land verstreut zu lassen, würde diese Tatsache weniger offensichtlich machen.
Also kehrte sie nur lange genug nach Bhak zurück, um all ihre Kleider einzupacken, dann fuhr sie ins Haus ihrer Eltern, um das Fest » als Tochter statt als Königin zu genießen«.
Ihr Vater war begeistert, sie zu sehen. Ihre Mutter freute sich auch, und doch sie kam Kermilla irgendwie reserviert vor. Und ihre Geschwister hatten nichts unternommen, um Zeit mit ihr verbringen zu können – so wie es ihr als Königin gebührt hätte.
Die Wohnzimmertür öffnete sich, und ihr Vater trat ein. Dann sah er sie, bemerkte, dass sie alleine waren, und wollte sich wieder entfernen.
»Vater, warte.« Kermilla eilte zu ihm hinüber, ergriff seine Hand und zog ihn in den Raum. »Ich möchte schon die ganze Zeit mit dir sprechen.«
»Vielleicht sollten wir auf deine Mutter warten.«
»Sei doch nicht albern.« Sie zog ihn zu einem der Sessel und setzte sich vor ihn auf die Fußbank. »Ich wollte mit dir reden.«
Er seufzte, als wüsste er, worüber sie reden wollte. Doch in seinen Augen lag Trauer und mehr als nur ein wenig Sorge.
»Wo drückt denn der Schuh, meine Süße?«, fragte er.
»Ich brauche ein bisschen Unterstützung. Nur ein bisschen«, fügte sie schnell hinzu, als er den Kopf schüttelte. »Es gab ein Missverständnis bei den Ausgaben des Hofes und – «
»Ich kann dir nicht helfen, Kermilla. Es tut mir leid, Süße, aber ich kann nicht.«
»Es ist ja nicht viel«, drängte sie, sicher, sie würde ihn mürbe machen. Er hatte sie noch nie enttäuscht. Noch nie.
»Ich kann nicht.«
»Aber du weißt doch noch gar nicht, wie viel.«
»Wie viel spielt keine Rolle«, sagte er mit einem Unterton in der Stimme, das fast nach Angst klang. » Als deine Mutter die Schulden entdeckt hat, die ich vor ihr verborgen hatte, all die Schulden für die Kleider und die ganzen Dinge, die du während der Ausbildung gebraucht hast … die Schulden, die jetzt so schwer auf der Familie lasten.« Er wrang die Hände so fest, dass sich die Knöchel weiß färbten. »Sie hat mir gesagt, wenn ich dir ohne ihre Zustimmung auch nur eine Silbermünze gebe, lässt sie sich scheiden, und das Einzige, was ich aus der Ehe mitnehme, sind meine persönlichen Besitztümer und all deine Schulden.« Jetzt umklammerte er ihre Hände. »Ich muss jetzt an deine Geschwister denken, Süße. Während der letzten Jahre haben sie auf eine Menge verzichtet, weil du so viel brauchtest, um dich zu etablieren. Aber jetzt hast du es geschafft und herrschst über ein Dorf und hast die Einnahmen einer Königin.«
»Und die Ausgaben einer Königin.« Sie zog eine Schnute.
Er ließ ihre Hände los. »Dann musst du mit deinem Haushofmeister über die Ausgaben des Hofes reden. Oder sprich mit einem Geschäftsmann darüber, einen Teil deiner Einnahmen gewinnbringend für dich zu investieren.«
»Das ist ja alles schön und gut, wenn erst einmal der Frühjahrszehnt erhoben ist, aber ich brauche jetzt etwas!«, rief Kermilla.
»Aber der Winterzehnt wurde doch erst vor ein paar Tagen eingeholt«, widersprach er. »Was ist mit dem Geld passiert ?«
»Es gab ein Missverständnis zwischen meinem
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