Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schwester der Braut

Die Schwester der Braut

Titel: Die Schwester der Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Westphal
Vom Netzwerk:
was Dana fühlte, was ihr das Zimmer ihres toten Sohnes bedeutete.
    »Dann hole ich noch ein paar Decken.« Danas Stimme klang belegt. Im Vorbeigehen strich sie über Alex’ Arm. Dieses Mal wurden sie beide nicht von einem Blitz durchzuckt, doch sie spürten die Wärme für einen Moment, die Zuneigung, die sie füreinander empfanden. »Was meinst du, wie viele Decken du brauchst? Fünf, zehn, fünfundzwanzig?«, wandte Dana sich noch einmal um und grinste ihren Gast an.
    »Sehr lustig. Eine reicht schon.«
    Lauren lachte mit Dana über ihre Tochter, bevor sie diese in den Arm nahm und sie leicht auf die Lippen küsste. »Du bist eine gute Tochter.«
    Alex sah sie verblüfft an und erwiderte die Umarmung. »Woher kam das jetzt?«
    »Nun, ich bin stolz auf dich. Dieser ganze Hochzeitstrubel ist nicht leicht für dich. Du hattest schon als Kind keine große Geduld, wenn die ganze Verwandtschaft zusammenkam und dir Leute die Wange tätschelten und kommentierten, wie unnatürlich groß du für dein Alter wärst.« Lauren lächelte, während Alex die Augen verdrehte. »Heute hast du das klaglos über dich ergehen lassen. Ich habe dich noch nie so geduldig erlebt. Es war fast so, als wärst du froh, mit uns allen deine Schwester zu feiern.«
    »Ich bin froh für Ally«, verteidigte sich Alex.
    »Das weiß ich. Das meinte ich auch gar nicht. Ich bezog mich eher auf all die Jahre, in denen du mit deinem Vater gestritten hast; die vielen Male, die du dich einfach in einen Bus gesetzt hast, um in die Stadt zu fahren. Du wolltest immer weg von hier. Heute hast du zufrieden gewirkt, hier zu sein«, erklärte ihre Mutter verwundert.
    »Vielleicht werde ich ja erwachsen.« Alex wusste nicht, ob ihre Mutter recht hatte mit ihrer Einschätzung. Sie würde noch darüber nachdenken, bevor sie einschlief.
    »Du bist erwachsen, Alex. Du warst schon erwachsen, als du eigentlich noch eine Jugendliche hättest sein sollen.« Lauren entließ ihre Tochter wieder aus der Umarmung und küsste sie noch einmal auf die Wange. »Ich bin froh, dass du lernst, Dennizville zu mögen. Vielleicht sehe ich dich dann öfter zu Hause.« Lauren nahm die kleine Tasche auf, die sie für die Nacht gepackt hatte, und verschwand den Flur hinunter zum Gästezimmer, gerade als Dana wieder erschien. »Gute Nacht, Dana. Vielen Dank noch einmal für deine Gastfreundschaft.«
    »Gern geschehen. Gute Nacht.« Dana sah Lauren nach, bis diese schließlich die Tür zum Gästezimmer hinter sich schloss. »Deine Mutter hat einen Schwips«, bemerkte sie bei ihrer Rückkehr ins Wohnzimmer, wo sie Alex zwei Decken aushändigte. »Leg die eine drunter. Der Bezug ist an manchen Stellen ein bisschen rau.«
    »Danke, Dana. Gute Nacht.« Dana wirkte unschlüssig. Wieder hatte Alex das Gefühl, dass Dana noch reden wollte.
    Schließlich wandte sich Dana ab. »Gute Nacht, Alex. Schlaf gut.«
    Doch das würden sie beide nicht.
    Über eine Stunde später war Alex noch immer wach. Es lag nicht daran, dass die Couch zu klein war. Tatsächlich war sie immer noch bequemer als die Couch, die im Wohnzimmer ihrer Mutter stand. Alex war warm. Alex war unruhig. Sie war verschwitzt, unzufrieden, frustriert, gerädert, hundemüde und bockig. Sie wollte aufstehen und rumlaufen. Sie wollte die Augen schließen und endlich schlafen. Und dann wollte sie noch in Danas Zimmer gehen und sie sehr langsam und sehr sanft verführen.
    Alex stöhnte frustriert auf. Solche Gedanken waren dem Schlaf nicht gerade förderlich. Wenn sie am nächsten Tag mit dicken Säcken unter den Augen bei der Hochzeit ihrer Schwester auftauchte, drehte die ihr wahrscheinlich den Hals um. Die Hochzeitsfotos würden eine Katastrophe werden, und noch Jahre später würde Ally sie darauf hinweisen, dass sie an ihrem schönsten Tag nicht perfekt gewesen war.
    Alex setzte sich auf. Sollte sie vielleicht in die Küche gehen, um sich ein Glas warme Milch zu machen? Sie wollte die beiden anderen Frauen nicht wecken, daher lehnte sie sich auf dem Sofa zurück und starrte mit offenen Augen an die Decke.
    Sie wusste nicht, wie lange sie so dagesessen hatte. Irgendwann hörte sie eine Tür gehen und leise Schritte, die sich näherten.
    »Mom?« Alex konnte sich gut vorstellen, dass ihre Mutter vor der Hochzeit ihrer jüngsten Tochter auch kein Auge zubekam.
    Es war nicht Lauren, es war Dana. »Habe ich dich geweckt, Alex?« Dana tapste ohne Licht zu machen im Flur herum.
    »Nein, kannst du auch nicht schlafen?«
    »Nein.« Dana trat ins

Weitere Kostenlose Bücher